Mohrengasse: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 31. Juli 2020, 07:01 Uhr

Mohrengasse

Ortsteil: Altstadt

Bezeichnung seit: Mittelalter

vorherige Bezeichnung/en: keine

Bedeutung: benannt nach dem "Haus zum Mohrenkopf" in der Johannesstraße (1607-1610 anstelle eines älteren Vorgängerbaus errichtet)

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2020 forderten die Erfurter Grünen im Rahmen der Debatten um das Nettelbeckufer, die Mohrengasse solle als "rassistisches Überbleibsel" (TA, 17.07.2020) ebenfalls umbenannt werden. Der mit Rassismus begründete Vorschlag ist jedoch ein historischer Anachronismus. Die Mohrengasse ist nach dem mittelalterlichen "Haus zum Mohrenkopf" benannt. Es gibt in Europa unzählige solcher weit zurückreichenden Mohren-Namen für Häuser, Geschäfte, Gasthöfe, Brauereien, Apotheken usw., die nichts mit neuzeitlichem Rassismus oder Kolonialismus zu tun haben.

Der Mohr ist auch als Motiv in zahlreichen Kunstwerken zu finden. Oft geht er auf den Heiligen Mauritius zurück, dem in Erfurt die Moritzkirche in der Moritzstraße geweiht war. Eine der berühmtesten Darstellungen im Madeburger Dom gilt als "markantes Zeichen gegen jede Diskriminierung von Menschen wegen ihrer Hautfarbe und Herkunft" (Glaube und Heimat, 26.07.2020). Dieser im christlich-mittelalterlichen Kontext positiv belegte Begriff ist vom abschätzigen "Neger" des Kolonialzeitalters zu unterscheiden. Das gilt ebenso für jüngere Stereotype wie den Mohren als Werbeträger.

Der Vorgang spiegelt den "neuen Umbennungsfuror", der sich laut Sprachwissenschaftler Helmut Glück vielerorts an den Mohren-Namen festmacht: "Der 'Mohr' ist altertümlich, aber nicht rassistisch, doch das will eine kleine, aber lautstarke Minderheit nicht wahrhaben." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.07.2020) In Erfurt gingen radikale Umbenennungs-Aktivisten am 22.07.2020 sogar soweit, ohne weitere konstruktive Diskussion das Straßenschild zu überkleben (siehe Foto, Dr. Steffen Raßloff).

Das Ganze erinnert an die zeitgleiche Initiative, den Mohren aus dem Coburger Stadtwappen zu entfernen. Dabei handelt es sich auch hier nicht um ein Zeugnis der "Kolonialzeit", sondern um den Heiligen Mauritius, der seit dem Mittelalter das Stadtwappen ziert. Dieser gilt als hoch verehrter Stadtpatron und Namensgeber der großen Morizkirche. Die Initiative führt die Ziele der Antirassismusbewegung geradezu ins Absurde, verschwand der Mohr doch schon einmal aus dem Wappen - aus rassistischen Gründen durch die Nationalsozialisten von 1934 bis 1945. (Steffen Raßloff: Der "Coburger Mohr". In: Orte der Reformation - Coburg. Leipzig 2014, S. 24 f.)


Siehe: Geschichte der Erfurter Straßennamen


Thüringer Allgemeine vom 23.06.2020 (zum Lesen anklicken)

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