König Rudolf Raubritter Erfurt 1289/90

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König Rudolf und die Raubritter

Beitrag der Serie Wandbilder im Rathausfestsaal von Dr. Steffen Raßloff (2007)


Wie König und Bürger das Raubrittertreiben beendeten

Die Wandbilder im Rathausfestsaal (5): König Rudolf in Erfurt 1289/90

Kleine, wirtschaftlich bedrohte Adlige hatten im 13. Jahrhundert das Raubritterunwesen über Thüringen gebracht. Es war die Aufgabe des Königs, dem entgegen zu steuern. 1289/90 tat dies Rudolf von Habsburg erfolgreich von Erfurt aus.


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Wie im dritten Wandbild mit Kaiser Barbarossa steht auch auf dem vierten ein Herrscher im Mittelpunkt, König Rudolf von Habsburg. Allerdings lässt ihn der Maler Prof. Peter Janssen in diesem Falle eng mit den Erfurter Bürgern zusammen wirken. Dargestellt ist die gemeinsame Eroberung der Raubritterburg an der Sturmheide bei Ilmenau am 12. Februar 1290. Die abgeführten Raubritter wurden wenig später auf dem Fischmarkt hingerichtet.

Rudolf hatte 1289/90 ein Jahr lang Erfurt zum Mittelpunkt des Reiches gemacht. Im Peterskloster hielt er einen Reichstag ab, auf dem die Wiederherstellung des Landfriedens in Thüringen beraten wurde. Kleine Adelige, die im Schatten der großen Fürsten und aufstrebenden Städte zunehmend verarmten, sahen einen Ausweg im Ausrauben von Kaufleuten und Dörfern. Mit diesem Raubrittertum waren der König und Erfurt als wichtigste Handelsstadt der Region herausgefordert.

Die Truppen von König und Bürgerschaft zerstörten 1290 über 60 Raubritterburgen. Dies stärkte den Ruf Rudolfs als Kämpfer für einen allgemeinen Landfrieden, den er 1287 verkündet hatte. Für Erfurt war ein Störfaktor des aufblühenden Handels beseitigt. Zugleich war die königsnahe, machtvolle Stellung der Stadt deutlich geworden, die seit der Mitte des 13. Jahrhunderts immer weitgehendere Autonomie von ihrem Stadtherren, dem Mainzer Erzbischof, erlangt hatte. Stolz flattern die Banner mit dem doppelköpfigen Reichsadler und dem Erfurter Rad nebeneinander im Wind.

Der Überlieferung nach sollen die Erfurter auf den Resten der zerstörten Burgen als Zeichen ihres Sieges Waidsamen ausgestreut haben. An diesem symbolischen Akt zeigt sich auch, dass Erfurt schon im Mittelalter eine ausgesprochene Blumenstadt war, deren Reichtum und Macht sich nicht unwesentlich der Färberwaid-Pflanze verdankte.

Die Heraushebung von zwei mittelalterlichen Kaisern bzw. Königen im Bilderreigen des Rathausfestsaales 1882 hatte auch durchaus aktuelle Bezüge. Das in der Stadt kommunalpolitisch tonangebende Bürgertum stand voll und ganz hinter dem Deutschen Kaiserreich von 1871. Um diesem “zweiten Reich” der preußischen Hohenzollern-Kaiser mehr historische Aura zu verleihen, verknüpfte man es symbolisch mit dem “Alten Reich”. Besonders sinnfällig geriet dies nicht nur im Festsaal, wo alle Hohenzollernherrscher oberhalb der Wandgemälde verewigt sind. Bis 1945 zierten auch zwei große Sandsteinfiguren von Kaiser Barbarossa und Wilhelm I. in mittelalterlicher Tracht die Fassade des Rathauses.


Siehe auch: Rathaus, Geschichte der Stadt Erfurt, Peterskirche