Krämerbrücke: Unterschied zwischen den Versionen

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== Krämerbrücke ==
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Die Krämerbrücke ist das älteste profane Bauwerk Erfurts und ein einzigartiges Kulturdenkmal. Die beidseitig erfolgte Bebauung ist nördlich der Alpen einzigartig. Sie wird [[Jahr1117|1117]] das erste Mal im Zusammenhang mit einem durch Blitz entzündeten [[Stadtbraende|Brand]], bei dem die hölzerne Fußgängerbrücke gänzlich zerstört wurde, erwähnt.  
'''Beitrag der Serie [[Denkmale in Erfurt|Denkmale in Erfurt]] aus der Thüringer Allgemeine von [[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]] (01.06.2013)'''


Da sie in den nächsten 100 Jahren mehrfach abbrannte, entschlossen sich die Stadtväter, einen Steinbau errichten zu lassen, der [[Jahr1325|1325]] vollendet wurde. Die Brücke ruht auf fünf starken Sandsteinbögen, die die Gera überspannen, dazu kommt noch jeweils am westlichen und östlichen Flußufer ein Stützbogen. An beiden Brückenköpfen befanden sich Kirchen, von denen heute nur noch die [[Ägidienkirche]] am östlichen Brückeneingang steht.
Am westlichen Ufer stand einst die [[Benediktskirche]], die aber um 1809 meistbietend zum Abbruch veräußert wurde.


Bereits auf der Holzbrücke hatten die Händler links und rechts Holzbuden aufgestellt, denen später Fachwerkhäuser folgten. Ursprünglich waren es 62 Häuser, in denen man Gewürze, Papier, Seide, aber auch Kunstwerke des Goldschmiedehandwerks kaufen konnte. Durch Umbauten und Zusammenlegungen sind heute nur noch 32 Häuser vorhanden.
'''Symbol der Handelsstadt'''


Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert gab es ernsthafte Überlegungen zur Niederlegung der Brücke, um einer Straßenverbindung modernen Zuschnitts Platz zu machen. Nur die Geldnot rettete das Wahrzeichen Erfurts der Nachwelt und ist so auch eine Mahnung an alle Zeitgenossen, mit der historischen Substanz sorgsam umzugehen und den Erhalt historischer Bebauung als oberstes Ziel des innerstädtischen Bauens zu erklären.
DENKMALE IN ERFURT (100): Die Krämerbrücke ist eines der bedeutendsten mittelalterlichen Baudenkmale in Erfurt.


'''Brückengeometrie''' <br />
 
Bauart: Gewölbebrücke <br />
[[Datei:KraemerbrueckeAR.jpg|400px|right]]Die Krämerbrücke ist eines der ältesten profanen Bauwerke in Erfurt und ein einzigartiges Kulturdenkmal. Die beidseitige durchgängige Bebauung mit Häusern ist nördlich der Alpen einzigartig. 1117 findet sich der erste Hinweis in den Quellen im Zusammenhang mit einem durch Blitz entzündeten Brand, bei dem die damalige hölzerne Fußgängerbrücke zerstört wurde. Da sie auch in der Folgezeit mehrfach abbrannte, entschlossen sich die Stadtväter, einen Steinbau errichten zu lassen, der 1325 vollendet wurde.
Lichte Weite: 4,80 Meter bis 7,80 Meter (Gesamtlänge 79 Meter) <br />
 
Gewölbestich: 2,40 Meter bis 3,90 Meter <br />
Die Brücke ruht auf fünf starken Sandsteinbögen, die die beiden Arme der Gera überspannen. Dazu kommt noch jeweils am westlichen und östlichen Flussufer ein Stützbogen. Nach einem Stadtbrand 1472, der auch Teile der Brückenbebauung zerstörte, wurden die neuen Häuser durch hölzerne Stützkonstruktionen über den Brückenrand hinaus verbreitert. An beiden Brückenköpfen befanden sich zudem Kirchen, von denen heute nur noch die östliche Ägidienkirche steht. Am westlichen Ufer stand einst die Benediktskirche, die aber nach 1800 abgebrochen wurde.
Gewölbebreite: 19,30 Meter bis 26,00 Meter (Gesamtbreite 24,00 bis 26,00 Meter) <br />
Gewölbedicke am Scheitel: 0,40 Meter bis 0,50 Meter <br />
Bereits auf der Holzbrücke hatten die Händler links und rechts Holzbuden aufgestellt, denen später Fachwerkhäuser folgten. Ursprünglich waren es 62 Häuser. Durch Umbauten und Zusammenlegungen sind heute nur noch 32 Häuser vorhanden, wie der Bauhistoriker Christian Misch herausgefunden hat. Hier konnte man Gewürze, Papier, Seide, aber auch Kunstwerke des Goldschmiedehandwerks kaufen. Kramwaren entsprachen also keineswegs unserer heutigen etwas abschätzigen Bedeutung, sondern meinten wertvolle Handelsgüter. Damit steht die Krämerbrücke unmittelbar neben dem für Erfurt namensgebenden seichten Flussdurchgang symbolisch für das mittelalterliche Handelszentrum.
Gewölbedicke am Kämpfer: 0,40 Meter bis 0,50 Meter <br />
 
In den letzten 100 Jahren hat sich die Brücke zu einem beliebten Wahrzeichen Erfurts entwickelt. Dabei hätte es auch ganz anders kommen können. Denn 1912 beschloss der Stadtrat einen breiten Straßendurchbruch vom Fischmarkt zur Gotthardtstraße, dem besonders das „Dämmchen“-Viertel nördlich der Brücke zum Opfer gefallen wäre. Zeitweise wurde sogar der Abriss der Krämerbrücke selbst im Rathaus diskutiert. Gegen diese Pläne hat besonders der in Sachen Denkmalschutz sehr engagierte Erfurter Geschichtsverein die Öffentlichkeit mobilisiert und ihre Umsetzung verhindert. Heute setzt sich die Stiftung Krämerbrücke für die Erhaltung der Brücke ein. Ihre Aufgabe ist es, neben der Wohnungsnutzung eine dem mittelalterlichen Denkmal entsprechende Nutzung der Brückenbauten durch Gewerbe, Handwerk, Ladenlokale, Antiquitätengeschäfte und kleine Galerien zu ermöglichen. Damit soll ein typisches „Krämerbrückenmilieu“ erhalten werden. (Foto: Alexander Raßloff)
 
 
'''Lesetipps:'''
 
Steffen Raßloff: '''Handel und Wandel. Die Krämerbrücke.''' In: '''[[Erfurt 55 Highlights aus der Geschichte|Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte]].''' Erfurt 2021. S. 20 f.
 
Heinz Stade: '''[[Erfurt_Kraemerbruecke_Hanse|Die Krämerbrücke]]'''. Ilmenau 2019.
 
 
Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Geschichte des Erfurter Geschichtsvereins|Erfurter Geschichtsverein]]''', '''[http://kraemerbruecke.erfurt.de/stiftung.html Stiftung Krämerbrücke]'''

Version vom 22. April 2021, 14:07 Uhr

Krämerbrücke

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (01.06.2013)


Symbol der Handelsstadt

DENKMALE IN ERFURT (100): Die Krämerbrücke ist eines der bedeutendsten mittelalterlichen Baudenkmale in Erfurt.


KraemerbrueckeAR.jpg

Die Krämerbrücke ist eines der ältesten profanen Bauwerke in Erfurt und ein einzigartiges Kulturdenkmal. Die beidseitige durchgängige Bebauung mit Häusern ist nördlich der Alpen einzigartig. 1117 findet sich der erste Hinweis in den Quellen im Zusammenhang mit einem durch Blitz entzündeten Brand, bei dem die damalige hölzerne Fußgängerbrücke zerstört wurde. Da sie auch in der Folgezeit mehrfach abbrannte, entschlossen sich die Stadtväter, einen Steinbau errichten zu lassen, der 1325 vollendet wurde.

Die Brücke ruht auf fünf starken Sandsteinbögen, die die beiden Arme der Gera überspannen. Dazu kommt noch jeweils am westlichen und östlichen Flussufer ein Stützbogen. Nach einem Stadtbrand 1472, der auch Teile der Brückenbebauung zerstörte, wurden die neuen Häuser durch hölzerne Stützkonstruktionen über den Brückenrand hinaus verbreitert. An beiden Brückenköpfen befanden sich zudem Kirchen, von denen heute nur noch die östliche Ägidienkirche steht. Am westlichen Ufer stand einst die Benediktskirche, die aber nach 1800 abgebrochen wurde.

Bereits auf der Holzbrücke hatten die Händler links und rechts Holzbuden aufgestellt, denen später Fachwerkhäuser folgten. Ursprünglich waren es 62 Häuser. Durch Umbauten und Zusammenlegungen sind heute nur noch 32 Häuser vorhanden, wie der Bauhistoriker Christian Misch herausgefunden hat. Hier konnte man Gewürze, Papier, Seide, aber auch Kunstwerke des Goldschmiedehandwerks kaufen. Kramwaren entsprachen also keineswegs unserer heutigen etwas abschätzigen Bedeutung, sondern meinten wertvolle Handelsgüter. Damit steht die Krämerbrücke unmittelbar neben dem für Erfurt namensgebenden seichten Flussdurchgang symbolisch für das mittelalterliche Handelszentrum.

In den letzten 100 Jahren hat sich die Brücke zu einem beliebten Wahrzeichen Erfurts entwickelt. Dabei hätte es auch ganz anders kommen können. Denn 1912 beschloss der Stadtrat einen breiten Straßendurchbruch vom Fischmarkt zur Gotthardtstraße, dem besonders das „Dämmchen“-Viertel nördlich der Brücke zum Opfer gefallen wäre. Zeitweise wurde sogar der Abriss der Krämerbrücke selbst im Rathaus diskutiert. Gegen diese Pläne hat besonders der in Sachen Denkmalschutz sehr engagierte Erfurter Geschichtsverein die Öffentlichkeit mobilisiert und ihre Umsetzung verhindert. Heute setzt sich die Stiftung Krämerbrücke für die Erhaltung der Brücke ein. Ihre Aufgabe ist es, neben der Wohnungsnutzung eine dem mittelalterlichen Denkmal entsprechende Nutzung der Brückenbauten durch Gewerbe, Handwerk, Ladenlokale, Antiquitätengeschäfte und kleine Galerien zu ermöglichen. Damit soll ein typisches „Krämerbrückenmilieu“ erhalten werden. (Foto: Alexander Raßloff)


Lesetipps:

Steffen Raßloff: Handel und Wandel. Die Krämerbrücke. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 20 f.

Heinz Stade: Die Krämerbrücke. Ilmenau 2019.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Erfurter Geschichtsverein, Stiftung Krämerbrücke