Johann Wilhelm Hässler: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Hässler.1.jpg|400px|right]]Johann Wilhelm Häßler (1747-1822) war ein wahrer Globetrotter in Sachen Musik. Der gelernte Strumpfstricker begann seine Karriere zwar in Erfurt als Organist. Als „Wilhelm der Erfolgreiche“, wie ihn seine Biografin Helga Brück bezeichnet hat, trug es den jungen Musiker jedoch bald auf Konzertreisen in ganz Europa. In London spielte er mit Joseph Haydn, Zarin Katharina die Große ernannte ihn sogar zum Kaiserlich-Russischen Kapellmeister in St. Petersburg. Die letzten dreißig Jahre seines Lebens verbrachte er als angesehener Künstler in der heutigen russischen Hauptstadt Moskau. Dort hat sich der „musikalische Enkel“ Johann Sebastian Bachs als Vermittler zwischen deutschen Traditionen und der aufkommenden russischen Nationalmusik einen festen Platz in den Geschichtsbüchern erarbeitet.  
[[Datei:Hässler.1.jpg|390px|right]]Johann Wilhelm Häßler (1747-1822) war ein wahrer Globetrotter in Sachen Musik. Der gelernte Strumpfstricker begann seine Karriere zwar in Erfurt als Organist. Als „Wilhelm der Erfolgreiche“, wie ihn seine Biografin Helga Brück bezeichnet hat, trug es den jungen Musiker jedoch bald auf Konzertreisen in ganz Europa. In London spielte er mit Joseph Haydn, Zarin Katharina die Große ernannte ihn sogar zum Kaiserlich-Russischen Kapellmeister in St. Petersburg. Die letzten dreißig Jahre seines Lebens verbrachte er als angesehener Künstler in der heutigen russischen Hauptstadt Moskau. Dort hat sich der „musikalische Enkel“ Johann Sebastian Bachs als Vermittler zwischen deutschen Traditionen und der aufkommenden russischen Nationalmusik einen festen Platz in den Geschichtsbüchern erarbeitet.  


Vielleicht war es jene Weltläufigkeit im wahrsten Wortsinne, die Häßler in seiner Heimatstadt Erfurt dagegen in Vergessenheit geraten ließ. So ist es der verdienstvollen Musikforscherin Helga Brück zu verdanken, dass wir heute sehr viel besser über den von seinen Zeitgenossen hoch geschätzten Musiker und Komponisten Bescheid wissen. 2003 veröffentlichte sie in der Schriftenreihe des Erfurter Geschichtsvereins eine Biografie Häßlers und dessen musikalischer Gattin Sophia. Auf die Wurzeln Häßlers weist auch eine Gedenktafel am Haus Lange Brücke 51 nahe der Sackpfeifenmühle hin, wo einst sein Geburtshaus stand (Foto: Alexander Raßloff). Vater Johann Friedrich Häßler unterhielt dort eine gut laufende Manufaktur für Mützen und Strümpfe. Er bestand darauf, dass der einzige Sohn das Handwerk lernen und den Betrieb übernehmen solle. Tatsächlich führte Johann Wilhelm, längst ein weit über Erfurt hinaus bekannter Klaviervirtuose, lange über den Tod des Vaters 1769 hinaus die Geschäfte.  
Vielleicht war es jene Weltläufigkeit im wahrsten Wortsinne, die Häßler in seiner Heimatstadt Erfurt dagegen in Vergessenheit geraten ließ. So ist es der verdienstvollen Musikforscherin Helga Brück zu verdanken, dass wir heute sehr viel besser über den von seinen Zeitgenossen hoch geschätzten Musiker und Komponisten Bescheid wissen. 2003 veröffentlichte sie in der Schriftenreihe des Erfurter Geschichtsvereins eine Biografie Häßlers und dessen musikalischer Gattin Sophia. Auf die Wurzeln Häßlers weist auch eine Gedenktafel am Haus Lange Brücke 51 nahe der Sackpfeifenmühle hin, wo einst sein Geburtshaus stand (Foto: Alexander Raßloff). Vater Johann Friedrich Häßler unterhielt dort eine gut laufende Manufaktur für Mützen und Strümpfe. Er bestand darauf, dass der einzige Sohn das Handwerk lernen und den Betrieb übernehmen solle. Tatsächlich führte Johann Wilhelm, längst ein weit über Erfurt hinaus bekannter Klaviervirtuose, lange über den Tod des Vaters 1769 hinaus die Geschäfte.  

Version vom 1. April 2021, 07:51 Uhr

Johann Wilhelm Häßler

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (17.05.2014)


Von Erfurt nach Moskau

DENKMALE IN ERFURT (149): Der Erfurter Musiker und Komponist Johann Wilhelm Häßler wirkte in den großen Metropolen Europas.


Hässler.1.jpg

Johann Wilhelm Häßler (1747-1822) war ein wahrer Globetrotter in Sachen Musik. Der gelernte Strumpfstricker begann seine Karriere zwar in Erfurt als Organist. Als „Wilhelm der Erfolgreiche“, wie ihn seine Biografin Helga Brück bezeichnet hat, trug es den jungen Musiker jedoch bald auf Konzertreisen in ganz Europa. In London spielte er mit Joseph Haydn, Zarin Katharina die Große ernannte ihn sogar zum Kaiserlich-Russischen Kapellmeister in St. Petersburg. Die letzten dreißig Jahre seines Lebens verbrachte er als angesehener Künstler in der heutigen russischen Hauptstadt Moskau. Dort hat sich der „musikalische Enkel“ Johann Sebastian Bachs als Vermittler zwischen deutschen Traditionen und der aufkommenden russischen Nationalmusik einen festen Platz in den Geschichtsbüchern erarbeitet.

Vielleicht war es jene Weltläufigkeit im wahrsten Wortsinne, die Häßler in seiner Heimatstadt Erfurt dagegen in Vergessenheit geraten ließ. So ist es der verdienstvollen Musikforscherin Helga Brück zu verdanken, dass wir heute sehr viel besser über den von seinen Zeitgenossen hoch geschätzten Musiker und Komponisten Bescheid wissen. 2003 veröffentlichte sie in der Schriftenreihe des Erfurter Geschichtsvereins eine Biografie Häßlers und dessen musikalischer Gattin Sophia. Auf die Wurzeln Häßlers weist auch eine Gedenktafel am Haus Lange Brücke 51 nahe der Sackpfeifenmühle hin, wo einst sein Geburtshaus stand (Foto: Alexander Raßloff). Vater Johann Friedrich Häßler unterhielt dort eine gut laufende Manufaktur für Mützen und Strümpfe. Er bestand darauf, dass der einzige Sohn das Handwerk lernen und den Betrieb übernehmen solle. Tatsächlich führte Johann Wilhelm, längst ein weit über Erfurt hinaus bekannter Klaviervirtuose, lange über den Tod des Vaters 1769 hinaus die Geschäfte.

Es waren zwei große Persönlichkeiten der Erfurter Kulturgeschichte, die ihn dennoch auf den Weg zum international angesehenen Musiker führten. Sein Onkel Johann Christian Kittel, ein Schüler Bachs und großer Organist, brachte ihm heimlich die Grundlagen der Musik bei. Von Kittel übernahm Häßler auch die Organistenstelle an der Barfüßerkirche. Später regte der kunstsinnige kurmainzische Statthalter Karl Theodor von Dalberg Häßler dazu an, dem Erfurter Musikwesen ab 1780 durch regelmäßige Konzerte neue Impulse zu geben. Dalberg vermittelte Häßler hierfür auch feste Einkünfte durch den Mainzer Erzbischof und unterstützte ihn selbst finanziell. 1790 endete jedoch mit der ersten großen Reise nach London die Erfurter Zeit, in der Häßler die beherrschende Persönlichkeit des Musiklebens war.


Lesetipp:

Helga Brück: Johann Wilhelm und Sophia Häßler. Eine Erfurter Musikerfamilie (Kleine Schriften des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt. Bd. 8). Erfurt 2003.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Häßlerstraße, Johann Christian Kittel, Dalberg, Bach und Erfurt