Jakob Dominikus

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Jakob Dominikus

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (20.07.2013)


Verdienter Historiker

DENKMALE IN ERFURT (107): Jakob Dominikus gehörte zu den letzten bedeutenden Professoren der 1816 geschlossenen Universität.


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In der Marktstraße 6 erinnert eine Gedenktafel an den Historiker Jakob Dominikus (1762-1819). Dieser verbrachte dort vier Jahrzehnte seines Lebens und hinterließ einige wichtige Werke. Noch immer eine unerschöpfliche Quelle für seine heutigen Kollegen und geschichtsinteressierte Bürger ist die 1793 erschienene Schrift „Erfurt und das Erfurtische Gebiet. Nach seinen geographischen, physischen, statistischen, politischen und geschichtlichen Verhältnissen“. Diese Mischung aus Stadtgeschichte und Beschreibung des Erfurts an der Wende zum 19. Jahrhundert stellt die erste moderne Gesamtdarstellung dieser Art dar. Dennoch dürfte vielen heutigen Lesern der Schreibstil und manches Detail fremd erscheinen. Auch haben schon die Zeitgenossen einige Fehler in dem über 1000-seitigen Text moniert. Deshalb ist es sehr erfreulich, dass der Nachkomme Rolf-Dieter Dominicus im Jahre 2001 einen Faksimile-Nachdruck des Buches um einen Kommentarband ergänzt hat.

Das Buch ist spürbar vom Geist der Aufklärung getragen. Ausgangspunkt war eine Preisaufgabe der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt zur Wirtschaftsgeschichte der Stadt. Dominikus gewann 1792 den Preis und wurde zugleich in die Akademie aufgenommen. Treibende Kraft des Erfurter Kulturlebens war zu jener Zeit der kurmainzische Statthalter Karl Theodor von Dalberg, der auch die Akademie wiederbelebt hatte. Viele Jahre arbeitete Dominikus auch in der Statthalterei am Hirschgarten für Dalberg. Dabei entstand ein freundschaftliches Verhältnis, das zugleich die Türen für weitere wichtige Bekanntschaften öffnete. So trat der Erfurter Historiker in engen Kontakt zu seinem Kollegen Friedrich Schiller, der wie Goethe und viele andere Geistesgrößen der Zeit bei Dalberg ein und aus ging.

Übrigens wohnte Dominikus nicht zufällig in der Marktstraße. Dort befand sich das Collegium Amplonianum der Universität. Der Wohn- und Studienort für Studenten und Lehrer war 1412 von dem bedeutenden Gelehrten und Büchersammler Amplonius Rating den Berga als Collegium Zur Himmelspforte in der Michaelisstraße gegründet worden. Später zog die Einrichtung in die Marktstraße um. Eine der Bestimmungen der Stiftung besagte, dass hier Stipendien für begabte Schüler aus Amplonius` Heimatstadt Rheinberg bereit gehalten werden sollten. Auf diesem Wege gelangte auch der Sohn des Rheinberger Krämers Johannes Lambert Dominicus 1777 nach Erfurt. Er blieb der Einrichtung von den ersten Studententagen bis hin zum angesehenen Professor für Geschichte treu. Erst die Schließung der Universität durch den preußischen Staat 1816 machte dem ein Ende. Dominikus, der engagiert gegen den Untergang der einst so ruhmreichen Alma mater Erfordensis gekämpft hatte, verstarb wenig später 1819 in Koblenz. (Foto: Alexander Raßloff)


Lesetipps:

Jakob Dominikus: Erfurt und das Erfurtische Gebiet. Nach seinen geographischen, physischen, statistischen, politischen und geschichtlichen Verhältnissen. Erfurt 1793 (Reprint 2001).

Steffen Raßloff: Älteste und jüngste Universität. Die Alma Mater Erfordensis. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 36 f.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Universität Erfurt, Literatur/Chroniken Stadtgeschichte