Hieronymus Scheidt

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Hieronymus Scheidt

Waidhändler? und Ratsherr?

geboren 1594 in Erfurt

gestorben am 07.12.1651 in Erfurt


Stammt aus einer angesehenen Erfurter Familie. Sein Vater Abraham Scheidt gehörte zu den Ratsverwandten und war Waidhändler? und Biereige?, Bürger seit 1588 (begraben am 30.10.1611). Sein Großvater mütterlicherseits Hans Funcke war Tuchmacher? und von 1590 an im Rat?, wo er 1606 als Obervierherr? eingesetzt worden war (getauft am 19.09.1547, begraben am 13.06.1606).

Die Familie Scheidt wohnte im Haus "Adam und Eva" am Fischmarkt. Hier wurde 1596 auch sein Bruder Abraham und 1601 seine Schwester Anna 1601 geboren. 1609 starb seine Mutter.

Hieronymus zog es schon in jungen Jahren in die Feme. Er hatte Lust, fremde Länder zu besuchen und dort Sitten und Gebräuche kennen zulernen. In seinem fünfzehnten Lebensjahr durchstreifte er Frankreich, besuchte Straßbourg, Paris, Orleans, Nancy und Metz. Dabei erlernte er die französische Sprache, was für das väterliche Handelsgeschäft sicher von Nutzen war. In Metz, wo sein Vater Geld für ihn hinterlegt hatte, erfuhr er, dass dieser wieder heiraten wollte. So kehrte er 1609 nach Hause zurück.

In Orleans hatte Hieronymus den Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig getroffen, der ihn davor warnte, weiter in den Süden zu reisen, weil dort noch immer kriegerische Auseinandersetzungen unter den Religionsparteien drohten. Aber dabei hat es der Herzog wohl verstanden, den jungen Hieronymus für eine Reise in den Norden zu begeistern. Jedenfalls begab dieser sich 1612 mit achtzehn Jahren nach Braunschweig, wurde unter Leitung Georgs von Lüneburg Söldner des Königs Christian IV. von Dänemark und nahm an den Kämpfen gegen Schweden teil. Dabei lernte er die Schrecken eines Krieges kennen und litt unter Kälte und Proviantmangel. Als er die Nachricht bekam, dass sein Vater gestorben war, kehrte er, ohne den Sold empfangen zu haben, wieder nach Hause zurück.

Hieronymus hatte neun Geschwister. Aber davon waren acht früh verstorben. Einen Bruder und eine Schwester hatte es zusammen mit dem Vater 1611 dahingerafft. Nun war Hieronymus Familienoberhaupt.

Aber wieder trieb es ihn in die Ferne. Er bereitete sich auf eine Reise nach Jerusalem vor. Er wollte an die Orte, wo Christus gelebt, viele Wunder vollbracht und gelitten hatte. Er soll mit seinen Freunden gewettet haben, dass er diese Reise in einem Jahr schaffen werde.

Hieronymus, der sich über die Gefährlichkeit seines Unternehmens im klaren war, ordnete vor seiner Abreise mit Hilfe von Freunden und Bekannten die Geschäfte der Familie.

Dann begab er sich zunächst zu seinem Onkel Christian Scheidt nach Lützen. Dieser versuchte - allerdings vergeblich - ihn von der Reise abzuhalten. Es gab Gerüchte, dass die Araber unruhig waren, weil sie neue Kreuzzüge befürchteten. Auch in Nürnberg, wo er 1614 die Pässe für Italien erwarb, wurde er gewarnt. Aber Hieronymus blieb fest bei seinem Vorhaben.

Auf der Reise hat er viele neue Freunde gewonnen, ist aber auch für Vertrauen bestraft worden. Er hat sich für alles Neue sehr interessiert, Städte genau beschrieben und selbst über Länder, an denen er auf dem Schiff vorbeikam, viel Wissenswertes erfahren. In Palästina hat er seine Pläne wahr gemacht und sehr viele Orte besucht, die in der Bibel genannt werden. Er hat trotz mancher Anfeindungen, treu zu seinem evangelischen Glauben gestanden. Auch unerwartete Schwierigkeiten hat er gemeistert. Allerdings hatte er dadurch eine Reihe von Umwegen. So kehrte er erst kurz vor Ende des Jahres, am 23.12.1615 wieder nach Erfurt zurück. So mancher hatte an diese Rückkehr nicht mehr geglaubt und daher war die Freude um so größer. Über diese Reise schrieb er ein Buch: \"Kurtze vnd warhafftige Beschreibung der Reise von Erffurdt aus Thüringen nach dem gelobten Lande vnd der heiligen Stadt Jerusalem\".

Hieronymus richtete nun sein Leben in Erfurt ein. Im April 1615 erwarb er das Bürgerrecht und im Oktober desselben Jahres das Biereigenrecht?.

Am 28.08 1615 heiratete seine Schwester Anna seinen Freund Georg Gabler. Dieser stammte aus Karlsbad. Von 1616 an war er im Rat tätig, war 1647 Stadtkapitän? und 1657 dritter Ratsmeister?.

1616 heiratete auch Hieronymus \"die ...Wohlehrbare/ viel Ehr- und Tugendbegabte... Dorothea geborene Schmiedin\". Dorothea, geboren am 01.03.1592, war als Tochter des Ratsverwandten Johannes Schmidt d.J. eine Urenkelin der Apollonia von Willrode. Im Stammbuch dieser Familie heißt es:\" Dorothea Schmiedin Johann Schmids Tochter war zu Erffurdt geboren Anno 1592 auf den Sonntag den 1 .Maj... morgens zwischen 4 und 5 Uhren.\" Dorothea brachte das Haus zum Rochen mit in die Ehe. Hier wohnte die Familie zunächst, zog aber später in das Haus Zur Halben Eisernen Tür auf den Fischmarkt?.

Hieronymus handelte mit Saflor und Waid?. Das brachte gute Einnahmen. So gehörte er zu den reichen Bürgern der Stadt. 1620 versteuerte er 28.000 Rthr und 70 Loth Silber. Er erwarb in Walschleben ein Gut und drei Hofstätten, sowie viele Ländereien in der Umgebung von Erfurt.

Auch übte er wie seine Vorfahren im Rat verschiedene Ämter aus: 1619 Unterkämmerer, 1625 Unterbauherr?, ab 1626 Stadthauptmann?, 1630 Brückenherr?sowie in den Jahren 1635, 1640 und 1645 Ungelder?.

Von seinen neun Kindern sind vier im frühen Kindesalter gestorben. Es überlebten:

Georg Scheidt, geboren 30.04.1617, gestorben 1641 im Haus zur Tafel.

Johann Hieronymus Scheidt, geboren am 19.03.1619, gestorben 1665; Dragonerkapitän, 1642 Bürger in Erfurt, Biereige?, Besitzer des Gutes in Walschleben.

Dorothea Regina Scheidt, geboren am 17.03.1630, verheiratet mit Johann Drescher, gestorben 1691. Von ihren sechs Kindern sind vier früh gestorben.

Abraham Scheidt, geboren am 27.04.1633, gestorben 1683, vier Kinder.


Ein einschneidendes Ereignis in jener Zeit war der 30-jährige Krieg?, der Anfang der dreißiger Jahre auch bis nach Erfurt kam. Hieronymus übergibt am 22.12.1636 die belagerte Stadt an den schwedischen Feldmarschall Baner. Er hat die Schweden unterstützt, erhoffte er sich doch wie so mancher Erfurter, mit Hilfe der Schweden für seine Stadt die Unabhängigkeit von der mainzischen Herrschaft zu erreichen. Deshalb hat er auch dem König Gustav Adolf mit Geld ausgeholfen. Aber die Wünsche gingen nicht in Erfüllung. Am Ende des Krieges waren auch für ihn die Verluste groß. In den Verrechten aus dem Jahre 1646 gab Hieronymus unter anderem an, dass in seinen Häusern in Walschleben \"...alle Stallungen und Scheuern eingefallen, alle Türen und Fenster aufgeschnitten... und darauf alles gestohlen wurde...\". Von den 194,5 Acker Ländereien, die er besaß, lagen 136,75 Acker brach. Die Familie war ruiniert.

Das veranlasste Hieronymus 1648, nach Stockholm zu reisen. Er ersuchte die Königin von Schweden um die Begleichung der Schulden, welche die schwedische Regierung bei ihm hatte. Nach einigem Hin und Her und bei Unterstützung durch den Rat der Stadt von Erfurt erreichte er eine Rückzahlung.

Diese Reise war für Hieronymus die letzte in seinem Leben. Er wurde 1651 in der Predigerkirche beigesetzt. Seine Frau folgte ihm am 12.07.1655.