Gründung HUK Coburg in Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:HUK2.jpg|400px|right]][[Datei:HUK1.jpg|400px|right]]Die pulsierende Industriestadt Erfurt stieg im 19. Jahrhundert auch zu einem Zentrum des Versicherungswesens auf. Der prächtige gründerzeitliche Gebäudekomplex in der Schillerstraße, Ecke Arnstädter Straße, etwa kündet nach seiner jüngsten Sanierung wieder von dieser Blütezeit. Errichtet hatte ihn die Versicherung „Thuringia“. 1853 als erste Erfurter Aktiengesellschaft gegründet, entfaltete sie Aktivitäten auf allen Versicherungsfeldern, insbesondere der lukrativen Lebensversicherung. Die Thuringia AG konnte ihre Geschäftsbeziehungen ins Ausland ausweiten, errichtete deutschlandweit Filialen und erwirtschaftete hohe Gewinne. Der Verwaltungsrat setzte sich aus führenden Wirtschaftsbürgern der Stadt zusammen.  
[[Datei:HUK2.jpg|360px|right]][[Datei:HUK1.jpg|360px|right]]Die pulsierende Industriestadt Erfurt stieg im 19. Jahrhundert auch zu einem Zentrum des Versicherungswesens auf. Der prächtige gründerzeitliche Gebäudekomplex in der Schillerstraße, Ecke Arnstädter Straße, etwa kündet nach seiner jüngsten Sanierung wieder von dieser Blütezeit. Errichtet hatte ihn die Versicherung „Thuringia“. 1853 als erste Erfurter Aktiengesellschaft gegründet, entfaltete sie Aktivitäten auf allen Versicherungsfeldern, insbesondere der lukrativen Lebensversicherung. Die Thuringia AG konnte ihre Geschäftsbeziehungen ins Ausland ausweiten, errichtete deutschlandweit Filialen und erwirtschaftete hohe Gewinne. Der Verwaltungsrat setzte sich aus führenden Wirtschaftsbürgern der Stadt zusammen.  
   
   
Vor dem Hintergrund solcher großen und erfolgreichen Versicherungen nahm sich ein Unterfangen recht bescheiden aus, das im September 1933 von einigen Versicherungsvertretern, Pfarrern und Lehrern ins Leben gerufen wurde. Die „Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands e. V., Sitz Erfurt“ basierte auf der „Pfarrer-Kraftfahrer-Vereinigung“ sowie der „Kraftfahrer-Vereinigung Deutscher Lehrer“. Treibende Kräfte waren der evangelische Pfarrer Karl-August Fritsch, der Lehrer Wilhelm Ruß und der Versicherungskaufmann Paul Brendel. Letzterer baute das Unternehmen anfangs noch mit den Mitarbeitern seines eigenen Versicherungsbüros auf. 1937 kam neben der Umwandlung in einen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG) ein zukunftsträchtiges Geschäftsfeld mit der Genehmigung zum Betrieb einer Kfz-Haftpflichtversicherung hinzu.  
Vor dem Hintergrund solcher großen und erfolgreichen Versicherungen nahm sich ein Unterfangen recht bescheiden aus, das im September 1933 von einigen Versicherungsvertretern, Pfarrern und Lehrern ins Leben gerufen wurde. Die „Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands e. V., Sitz Erfurt“ basierte auf der „Pfarrer-Kraftfahrer-Vereinigung“ sowie der „Kraftfahrer-Vereinigung Deutscher Lehrer“. Treibende Kräfte waren der evangelische Pfarrer Karl-August Fritsch, der Lehrer Wilhelm Ruß und der Versicherungskaufmann Paul Brendel. Letzterer baute das Unternehmen anfangs noch mit den Mitarbeitern seines eigenen Versicherungsbüros auf. 1937 kam neben der Umwandlung in einen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG) ein zukunftsträchtiges Geschäftsfeld mit der Genehmigung zum Betrieb einer Kfz-Haftpflichtversicherung hinzu.  

Version vom 30. Mai 2021, 14:12 Uhr

HUK Coburg

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (15.06.2013)


Zentrum des Versicherungsgewerbes

DENKMALE IN ERFURT (102): Erfurt war vor 80 Jahren auch erster Sitz des 1933 gegründeten Versicherungsriesen HUK Coburg.


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Die pulsierende Industriestadt Erfurt stieg im 19. Jahrhundert auch zu einem Zentrum des Versicherungswesens auf. Der prächtige gründerzeitliche Gebäudekomplex in der Schillerstraße, Ecke Arnstädter Straße, etwa kündet nach seiner jüngsten Sanierung wieder von dieser Blütezeit. Errichtet hatte ihn die Versicherung „Thuringia“. 1853 als erste Erfurter Aktiengesellschaft gegründet, entfaltete sie Aktivitäten auf allen Versicherungsfeldern, insbesondere der lukrativen Lebensversicherung. Die Thuringia AG konnte ihre Geschäftsbeziehungen ins Ausland ausweiten, errichtete deutschlandweit Filialen und erwirtschaftete hohe Gewinne. Der Verwaltungsrat setzte sich aus führenden Wirtschaftsbürgern der Stadt zusammen.

Vor dem Hintergrund solcher großen und erfolgreichen Versicherungen nahm sich ein Unterfangen recht bescheiden aus, das im September 1933 von einigen Versicherungsvertretern, Pfarrern und Lehrern ins Leben gerufen wurde. Die „Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands e. V., Sitz Erfurt“ basierte auf der „Pfarrer-Kraftfahrer-Vereinigung“ sowie der „Kraftfahrer-Vereinigung Deutscher Lehrer“. Treibende Kräfte waren der evangelische Pfarrer Karl-August Fritsch, der Lehrer Wilhelm Ruß und der Versicherungskaufmann Paul Brendel. Letzterer baute das Unternehmen anfangs noch mit den Mitarbeitern seines eigenen Versicherungsbüros auf. 1937 kam neben der Umwandlung in einen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG) ein zukunftsträchtiges Geschäftsfeld mit der Genehmigung zum Betrieb einer Kfz-Haftpflichtversicherung hinzu.

Wie aber wurde aus diesem relativ jungen Erfurter Unternehmen die heute zu den größten deutschen Versicherungen zählende HUK Coburg? Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Einmarsch der Sowjetischen Besatzer in Erfurt im Juli 1945 wurde der Versicherungsverein praktisch aufgelöst. Das brachte Paul Brendel, den führenden Kopf des Unternehmens, in große Schwierigkeiten. Er konnte noch eine Weile mit seinem Erfurter Büro den Versicherungsbetrieb aufrecht erhalten, bevor die Sowjetische Militäradministration ein endgültiges Stoppzeichen setzte. Brendel schleuste daraufhin wichtige Akten aus der Sowjetischen Zone. Wie bei vielen anderen Unternehmen verlagerte man 1950 den Sitz in den Westen, ins grenznahe Coburg. Der Erfurter Versicherungskaufmann Brendel wurde auf der ersten Hauptversammlung der HUK in Coburg am 8. August 1951 zum Vorstand gewählt. Nach 1990 kehrte die HUK mit einer Geschäftsstelle und zahlreichen Vertretungen an ihren Gründungsort zurück. Eine Gedenktafel an dem Bürogebäude am Juri-Gagarin-Ring erinnert hieran. (Fotos: Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipps:

Steffen Raßloff: Moderne Zeiten. Die Industriegroßstadt Erfurt. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 78 f.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Industriegroßstadt Erfurt