Feuerzangenbowle Kino Kultur Kriegsende 1945: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Museumskino2.jpg|350px|right]][[Datei:Humboldtsch.45.jpg|350px|right]]Der Filmklassiker „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann gehört zu den Meilensteinen der Kinogeschichte. Er bietet eine humorvoll-verklärte Sicht auf die „gute alte Zeit“ des Gymnasiums in einer typischen deutschen Kleinstadt. Freilich hatte dies in der Zeit nach der Uraufführung am 28. Januar 1944 in den Berliner Ufa-Palästen „Königstadt“ und „Tauentzien“ nur noch wenig mit der Realität in Deutschland zu tun. Dessen Städte fielen im Bombenhagel des Zweiten Krieges in Schutt und Asche. In Erfurt wurden das Gymnasium in der Schillerstraße schwer beschädigt und die Humboldt-Oberrealschule am Ring zerstört, wobei mehrere Schüler ums Leben kamen. Der Kultfilm diente so wohl nicht zuletzt der Flucht aus der Realität im untergehenden Dritten Reich. Jener bis heute ungebrochene Publikumserfolg voller bezaubernder komischer Miniaturen hat also eine durchaus problematische Entstehungsgeschichte.
[[Datei:Museumskino2.jpg|370px|right]][[Datei:Humboldtsch.45.jpg|370px|right]]Der Filmklassiker „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann gehört zu den Meilensteinen der Kinogeschichte. Er bietet eine humorvoll-verklärte Sicht auf die „gute alte Zeit“ des Gymnasiums in einer typischen deutschen Kleinstadt. Freilich hatte dies in der Zeit nach der Uraufführung am 28. Januar 1944 in den Berliner Ufa-Palästen „Königstadt“ und „Tauentzien“ nur noch wenig mit der Realität in Deutschland zu tun. Dessen Städte fielen im Bombenhagel des Zweiten Krieges in Schutt und Asche. In Erfurt wurden das Gymnasium in der Schillerstraße schwer beschädigt und die Humboldt-Oberrealschule am Ring zerstört, wobei mehrere Schüler ums Leben kamen. Der Kultfilm diente so wohl nicht zuletzt der Flucht aus der Realität im untergehenden Dritten Reich. Jener bis heute ungebrochene Publikumserfolg voller bezaubernder komischer Miniaturen hat also eine durchaus problematische Entstehungsgeschichte.


Aber selbst jene wenigen Momente, in denen die Erfurter mit Kino, Theater oder sonstigen Veranstaltungen aus dem bedrückenden Kriegsalltag flüchten konnten, wurden immer weniger. Das beliebteste Kino der Stadt, das „Ufa-Palast“ in der Bahnhofstraße, musste am 19. Februar 1944 seinen Betrieb einstellen. Es hatte bei jenem Luftangriff, der auch die Humboldtschule zerstörte, schweren Schaden genommen. Nach und nach stellten die übrigen Kinos den Betrieb ein. Den Erfurtern fehlte in den letzten Kriegsmonaten ohnehin die Muße für einen Kino-Besuch. Die meisten der damaligen „Lichtspielhäuser“ vom „Ufa-Palast“ über das „Roland“ am Fischmarkt und „Alhambra“ in der Johannesstraße bis hin zum „Union“ am Ilversgehofener Platz sind heute längst Geschichte.   
Aber selbst jene wenigen Momente, in denen die Erfurter mit Kino, Theater oder sonstigen Veranstaltungen aus dem bedrückenden Kriegsalltag flüchten konnten, wurden immer weniger. Das beliebteste Kino der Stadt, das „Ufa-Palast“ in der Bahnhofstraße, musste am 19. Februar 1944 seinen Betrieb einstellen. Es hatte bei jenem Luftangriff, der auch die Humboldtschule zerstörte, schweren Schaden genommen. Nach und nach stellten die übrigen Kinos den Betrieb ein. Den Erfurtern fehlte in den letzten Kriegsmonaten ohnehin die Muße für einen Kino-Besuch. Die meisten der damaligen „Lichtspielhäuser“ vom „Ufa-Palast“ über das „Roland“ am Fischmarkt und „Alhambra“ in der Johannesstraße bis hin zum „Union“ am Ilversgehofener Platz sind heute längst Geschichte.   

Version vom 31. Januar 2015, 09:07 Uhr

Untergang der Kultur

Beitrag der TA-Serie 70 Jahre Kriegsende 1945 von Dr. Steffen Raßloff (24.01.2014)


Gescheiterte Flucht aus der Realität

70 Jahre Kriegsende (4): In der Schlussphase des Krieges ab 1944 brach auch das Kulturleben weitgehend zusammen.


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Der Filmklassiker „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann gehört zu den Meilensteinen der Kinogeschichte. Er bietet eine humorvoll-verklärte Sicht auf die „gute alte Zeit“ des Gymnasiums in einer typischen deutschen Kleinstadt. Freilich hatte dies in der Zeit nach der Uraufführung am 28. Januar 1944 in den Berliner Ufa-Palästen „Königstadt“ und „Tauentzien“ nur noch wenig mit der Realität in Deutschland zu tun. Dessen Städte fielen im Bombenhagel des Zweiten Krieges in Schutt und Asche. In Erfurt wurden das Gymnasium in der Schillerstraße schwer beschädigt und die Humboldt-Oberrealschule am Ring zerstört, wobei mehrere Schüler ums Leben kamen. Der Kultfilm diente so wohl nicht zuletzt der Flucht aus der Realität im untergehenden Dritten Reich. Jener bis heute ungebrochene Publikumserfolg voller bezaubernder komischer Miniaturen hat also eine durchaus problematische Entstehungsgeschichte.

Aber selbst jene wenigen Momente, in denen die Erfurter mit Kino, Theater oder sonstigen Veranstaltungen aus dem bedrückenden Kriegsalltag flüchten konnten, wurden immer weniger. Das beliebteste Kino der Stadt, das „Ufa-Palast“ in der Bahnhofstraße, musste am 19. Februar 1944 seinen Betrieb einstellen. Es hatte bei jenem Luftangriff, der auch die Humboldtschule zerstörte, schweren Schaden genommen. Nach und nach stellten die übrigen Kinos den Betrieb ein. Den Erfurtern fehlte in den letzten Kriegsmonaten ohnehin die Muße für einen Kino-Besuch. Die meisten der damaligen „Lichtspielhäuser“ vom „Ufa-Palast“ über das „Roland“ am Fischmarkt und „Alhambra“ in der Johannesstraße bis hin zum „Union“ am Ilversgehofener Platz sind heute längst Geschichte.

Das liebste Kind der Kulturbürger, das Stadttheater, musste im August 1944 seine Pforten schließen. Zugleich stellte die „Thüringer Allgemeine Zeitung“, seit Jahrzehnten die auflagenstärkste Tageszeitung der Stadt, ihr Erscheinen ein. Bis zum Kriegsende verblieb nur noch das NSDAP-Parteiorgan „Thüringer Gauzeitung“. All dies war Folge eines „Führererlasses“ über den „totalen Kriegseinsatz“ vom 25. Juli 1944, der nunmehr das gesamte gesellschaftliche Leben dem „Endsieg“ unterordnete. Auch an die traditionellen Veranstaltungen und Feste war schon allein wegen der ständigen Gefahr aus der Luft nicht mehr zu denken. Selbst das Radio, das dank „Volksempfänger“ 1933 seinen Siegeszug in die deutschen Wohnstuben angetreten hatte, konnte kaum noch für wirkliche Entspannung sorgen. So erlebten die Erfurter die letzten Kriegsmonate in einer zunehmend apokalyptischen Welt von Zerstörung und Tod, die so gut wie keine kulturellen Angebote mehr zu unterbreiten vermochte. (Abb.: historisches Kino des Stadtmuseums mit Filmplakat der "Feuerzangenbowle", Stadtmuseum Erfurt; zerstörte Humboldtschule 1944, Stadtarchiv Erfurt)


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Erfurt im Nationalsozialismus, Museumskino Stadtmuseum, Kinos in der Weimarer Republik, Humboldt-Schule