Erster Bundestagspräsident Erich Köhler

Aus erfurt-web.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Erich Köhler

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (21.06.2014)


Der erste Bundestagspräsident

DENKMALE IN ERFURT (154): Der Erfurter Erich Köhler amtierte 1949/50 als erstes Oberhaupt des Deutschen Bundestages in Bonn.


Köhler2.jpg
Köhler1.jpg

Am 7. September 1949 konstituierte sich in Bonn der 1. Deutsche Bundestag. 402 Abgeordnete aus den drei westlichen Besatzungszonen stellten das erste Parlament der Bundesrepublik, die am 23. Mai 1949 mit dem Grundgesetz ins Leben getreten war. Zu jenen Männern und Frauen der ersten Stunde gehörte auch der gebürtige Erfurter Dr. Erich Köhler (1892-1958). Der CDU-Politiker wurde mit klarer Mehrheit von 346 Stimmen zum Bundestagspräsidenten gewählt. In seiner Antrittsrede sagte er: „Eine der edelsten Zielsetzungen, die uns über die Verschiedenheit der politischen Anschauungen hinweg verbinden, ist doch die, dass die Menschenwürde sich wieder in jedem Deutschen uneingeschränkt entfalten kann. Die Verwirklichung von Recht und Gerechtigkeit soll und muss das oberste Gesetz unseres gesetzgeberischen Handelns in Zukunft sein. Geistige und politische Freiheit des Menschen, Freiheit des Glaubens, des Gewissens und der Überzeugung sind die edelsten Güter einer wahrhaften Demokratie.“

Jene aus heutiger Sicht wohl ein wenig pathetisch wirkenden Worte erklären sich aus der historischen Situation. Die blutige Diktatur des Dritten Reiches lag nur wenige Jahre zurück, während sich zeitgleich in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. DDR erneut ein autoritäres Regime etablierte. Köhler hatte mit beiden schmerzhafte persönliche Erfahrungen gemacht. Während der NS-Diktatur war der nationalliberale Politiker und Wirtschaftsfunktionär insbesondere wegen seiner jüdischen Ehefrau Helene Freund Diskriminierungen ausgesetzt und verlor seine Arbeit. Nach 1945 rückte wiederum Köhlers Heimatstadt Erfurt für den westdeutschen konservativen Spitzenpolitiker in weite Ferne.

In Erfurt hatte der Lebensweg Köhlers begonnen. Hieran erinnert an seinem Elternhaus in der Regierungsstraße 4 nahe der Staatskanzlei heute eine Gedenktafel. Dem Besuch des Realgymnasiums „Zur Himmelspforte“ folgte das Studium der Volkswirtschaft und Staatswissenschaften in Marburg, Berlin, Leipzig und Kiel. Nach dem Ersten Weltkrieg 1914/18 wirkte Köhler als Geschäftsführer von Arbeitgeberverbänden in Kiel und engagierte sich in der rechtsliberalen DVP. Nach 1945 gehörte er zu den Mitbegründern der CDU und stieg in den Führungszirkel der Partei unter Konrad Adenauer auf. Allerdings sollte die Berufung an die Spitze des Bundestages nicht zur Krönung seiner politischen Laufbahn werden. Bereits im Oktober 1950 musste der gesundheitlich angeschlagene Erich Köhler wegen heftiger Kritik an seiner Amtsführung zurücktreten. 1953 noch einmal in den Bundestag gewählt, verstarb er 1958 in Wiesbaden. (Fotos: Alexander Raßloff)


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt