Erfurter Unionsparlament 1850

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Erfurter Unionsparlament 1850

Das Erfurter Unionsparlament 1850 gilt als wichtiger Ort der Demokratiegeschichte und des deutschen Einigungsprozesses. Hieran möchten zum 175. Jubiläum 2025 die Stadt Erfurt und die Gesellschaft zur Erforschung der Demokratiegeschichte erinnern.


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Das Erfurter Unionsparlament 1850 sollte nach der gescheiterten Revolution 1848/49 die Verfassung für einen deutschen Nationalstaat "von oben" unter Führung Preußens und ohne Österreich ausarbeiten. Liberale und der preußische König Friedrich Wilhelm IV. sowie einige Klein- und Mittelstaaten hatten sich auf diesen "kleindeutschen" Kompromiss geeinigt. Als Tagungsort richtete man das Augustinerkloster mit seiner Kirche (Abb. Stadtarchiv Erfurt) her, das als Lutherstätte für historische Aura sorgte. Die Liberalen hatten sich zuvor beim "Gothaer Nachparlament" 1849 beraten und besaßen in Erfurt die Mehrheit im Parlament.

Ein „Verein für die Verlegung des deutschen Parlaments nach Erfurt" hatte zuvor für die alte thüringische Metropole geworben. Die seit 1802/15 preußische Stadt schien, wie noch einmal bei der Bewerbung um die Nationalversammlung 1919, auf dem Weg zum politischen Zentrum Deutschlands. Die Union, vorangetrieben vom preußischen Spitzendiplomaten Joseph Maria von Radowitz, scheiterte jedoch rasch in der Olmützer Punktation 1850 am Widerspruch Österreichs und Russlands. Der Nationalstaat sollte aber unter Otto von Bismarck, der als junger Konservativer am Erfurter Parlament teilgenommen hatte, dennoch mit der Reichsgründung 1871 zustande kommen.

Die an der Frankfurter Reichsverfassung festhaltenden Demokraten hatten die Wahlen zum Unionsparlament boykottiert, die Konservativen lehnten die Unionsverfassung als revolutionäre Abkehr von legitimer Herrschaft ab. Für die Liberalen bedeutete der Verlauf eine politische Niederlage. In der Erinnerung trat so das Erfurter Unionsparlament in den Hintergrund. Heute gilt es jedoch heute mit seinen teils brillanten Debatten und dem kleindeutschen Verfassungsentwurf als wichtiger Ort der Demokratiegeschichte und des deutschen Einigungsprozesses. Demokraten, Liberale und Konservative konstituierten sich als die politischen Hauptströmungen. Hieran möchten die Stadt Erfurt und die Gesellschaft zur Erforschung der Demokratiegeschichte beim 175. Jubiläum 2025 erinnern.

(Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipps:

Gunther Mai (Hg.): Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850. Köln/Weimar/Wien 2000.

150 Jahre Erfurter Unionsparlament (1850–2000). Hg. vom Thüringer Landtag. Weimar 2000.

Jochen Lengemann: Das Deutsche Parlament (Erfurter Unionsparlament) von 1850. Ein Handbuch: Mitglieder, Amtsträger, Lebensdaten, Fraktionen. München/Jena 2000.

Steffen Raßloff: Bismarck und Erfurt. Vom konservativen Unionsparlamentarier zur nationalen Symbolfigur. In: Werner Greiling/Hans-Werner Hahn: Bismarck in Thüringen. Politik und Erinnerungskultur in kleinstaatlicher Perspektive. Weimar/Jena 2003. S. 115-133.

Steffen Raßloff: Bismarcks diplomatische Sporen. Das Erfurter Unionsparlament 1850. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 72 f.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Bismarck und die Union, Augustinerkloster, Revolution 1848, Karl Herrmann, Erfurter Bewerbung Nationalversammlung 1919, Gesellschaft zur Erforschung der Demokratiegeschichte