Erfurter Fuerstenkongress 1808: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Napoleonalexander.jpg|300px|right]]Napoleon Bonaparte, seit 1804 Kaiser der Franzosen, war bis zum Erfurter Fürstenkongress als genialer Feldherr von Sieg zu Sieg marschiert und hatte große Teile Europas unterworfen. Allerdings hatte sein Nimbus 1808 einen ersten Knacks bekommen. Bei einem Volksaufstand in Spanien gegen seinen als König eingesetzten Bruder Joseph mussten französische Truppen erstmals schwere Niederlagen hinnehmen. Napoleon plante nunmehr einen Feldzug nach Spanien. Vor dem Aufbruch nach Westen galt es jedoch, im Osten für Rückendeckung zu sorgen. Besonders das 1807 Russland abgerungene Bündnis sollte erneuert werden.
[[Datei:NapoleonAlexander1808.jpg|300px|right]]Napoleon Bonaparte, seit 1804 Kaiser der Franzosen, war bis zum Erfurter Fürstenkongress als genialer Feldherr von Sieg zu Sieg marschiert und hatte große Teile Europas unterworfen. Allerdings hatte sein Nimbus 1808 einen ersten Knacks bekommen. Bei einem Volksaufstand in Spanien gegen seinen als König eingesetzten Bruder Joseph mussten französische Truppen erstmals schwere Niederlagen hinnehmen. Napoleon plante nunmehr einen Feldzug nach Spanien. Vor dem Aufbruch nach Westen galt es jedoch, im Osten für Rückendeckung zu sorgen. Besonders das 1807 Russland abgerungene Bündnis sollte erneuert werden.


Für dieses wichtige Treffen wählten Napoleon und Zar Alexander I. (Abb. Stadtmuseum Erfurt) Erfurt als Veranstaltungsort. Die Festungsstadt war seit der Schlacht von Jena und Auerstedt 1806 von französischen Truppen besetzt und unterstand seit 1807 als “kaiserliche Domäne” direkt Napoleon. Dieser konnte also den Hausherren spielen, ohne dass der Zar nach Frankreich reisen musste. Letzterer wiederum besaß verwandtschaftliche Beziehungen ins nahe Weimar, wo seine Schwester Maria Pawlowna als Schwiegertochter von Herzog Carl August lebte.
Für dieses wichtige Treffen wählten Napoleon und Zar Alexander I. (Abb. Stadtmuseum Erfurt) Erfurt als Veranstaltungsort. Die Festungsstadt war seit der Schlacht von Jena und Auerstedt 1806 von französischen Truppen besetzt und unterstand seit 1807 als “kaiserliche Domäne” direkt Napoleon. Dieser konnte also den Hausherren spielen, ohne dass der Zar nach Frankreich reisen musste. Letzterer wiederum besaß verwandtschaftliche Beziehungen ins nahe Weimar, wo seine Schwester Maria Pawlowna als Schwiegertochter von Herzog Carl August lebte.

Version vom 19. März 2021, 09:35 Uhr

Erfurter Fürstenkongress 1808

Ausgewählte Beiträge aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (2008)


Mittelpunkt der Weltpolitik

Vor 200 Jahren hat Napoleon die “Kaiserliche Domäne” Erfurter mit seinem Fürstenkongress in den Mittelpunkt der Weltpolitik gerückt. Bis zum 200. Jubiläumstag am 27. September wird eine TA-Serie wichtige Aspekte des Treffens mit Zar Alexander I. beleuchten.


NapoleonAlexander1808.jpg

Napoleon Bonaparte, seit 1804 Kaiser der Franzosen, war bis zum Erfurter Fürstenkongress als genialer Feldherr von Sieg zu Sieg marschiert und hatte große Teile Europas unterworfen. Allerdings hatte sein Nimbus 1808 einen ersten Knacks bekommen. Bei einem Volksaufstand in Spanien gegen seinen als König eingesetzten Bruder Joseph mussten französische Truppen erstmals schwere Niederlagen hinnehmen. Napoleon plante nunmehr einen Feldzug nach Spanien. Vor dem Aufbruch nach Westen galt es jedoch, im Osten für Rückendeckung zu sorgen. Besonders das 1807 Russland abgerungene Bündnis sollte erneuert werden.

Für dieses wichtige Treffen wählten Napoleon und Zar Alexander I. (Abb. Stadtmuseum Erfurt) Erfurt als Veranstaltungsort. Die Festungsstadt war seit der Schlacht von Jena und Auerstedt 1806 von französischen Truppen besetzt und unterstand seit 1807 als “kaiserliche Domäne” direkt Napoleon. Dieser konnte also den Hausherren spielen, ohne dass der Zar nach Frankreich reisen musste. Letzterer wiederum besaß verwandtschaftliche Beziehungen ins nahe Weimar, wo seine Schwester Maria Pawlowna als Schwiegertochter von Herzog Carl August lebte.

Am 27. September 1808, einem “herrlichen Herbsttag”, so Chronist Constantin Beyer, zog Napoleon unter Jubel und Glockengeläut im Brühler Tor ein. Anschließend empfing er den Zaren bei Linderbach und zog mit ihm gemeinsam in die Stadt. Noch lange erinnerte man sich in Erfurt an Napoleons Ausspruch: “Ich will Deutschland durch Pracht und Glanz in Erstaunen setzen.” Der Kongress bestand im Grunde nur aus Besuchen, Bällen, Ausflügen, Paraden, Illuminationen. Napoleon empfing in der Statthalterei ganz im Stile des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Gäste zum Morgenempfang, darunter auch am 2. Oktober den deutschen “Dichterfürsten” Goethe. Am Abend speiste er gewöhnlich gemeinsam mit dem Zaren, den deutschen Königen und ausgewählten Gästen.

Bei “Pracht und Glanz” ist besonders an die allabendlichen Theateraufführungen der Comédie-Française im aufwändig sanierten Universitätsballhaus zu denken, dem heutigen Kaisersaal. Vor Napoleon und Alexander nebst einem “Parkett von Königen” sollten die Mimen um den berühmten Schauspieler François-Joseph Talma mit klassischen französischen Tragödien beeindrucken. Während der Aufführungen wurde auch von den eigentlichen Hauptdarstellern, Napoleon und Alexander, effektvoll Theater gespielt. Die von Beyer beschriebene Aufführung “Oedipe” von Voltaire am 3. Oktober ist ein Beispiel hierfür. Als der Darsteller des Philoktet ausrief: “Die Freundschaft eines großen Mannes ist eine Wohltat der Götter!”, erhob sich Alexander und umarmte Napoleon unter tosendem Beifall der hohen Gäste. Mit diesen Treuebekundungen war es freilich nicht allzu weit her. Keine vier Jahre später sollte Napoleon mit seiner Grande Armée zum Feldzug Richtung Moskau aufbrechen.


> Abkommen Napoleon Alexander (2), Erfurt in höchstem Glanze (3), Theateraufführungen im Kaisersaal (4), Kajetan Arnolds Chronik (5), Schauplätze Weimar und Jena (6)


Lesetipps:

Steffen Raßloff: Pracht und Glanz. Der Erfurter Fürstenkongress 1808. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 66 f.

Steffen Raßloff: Geschichte der Stadt Erfurt. Erfurt 2012 (5. Auflage 2019). S. 85 ff.

Theodor Ferdinand Kajetan Arnold: Erfurt in seinem höchsten Glanze während der Monate September und Oktober 1808. Erfurt 1808 (Reprint Erfurt/Waltershausen 2008).

Constantin Beyer: Neue Chronik von Erfurt oder Erzählung alles dessen, was sich vom Jahr 1736 bis zum Jahr 1815 in Erfurt Denkwürdiges ereignete. Erfurt 1821; Nachtragsband 1823 (Reprint Bad Langensalza 2002).


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Denkmal Zar Alexander, Kaisersaal, Napoleonstein, Goethe, Thüringen und Frankreich