Campus Universität Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Der Universitäts-Campus wurde seit 1952 für die Pädagogische Hochschule Erfurt errichtet'''
'''Beitrag der Serie [[Denkmale in Erfurt|Denkmale in Erfurt]] aus der Thüringer Allgemeine von [[Steffen Rassloff|Dr. Steffen Raßloff]] (01.02.2014)'''




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'''Herzstück der Universitätsstadt'''
1952 begannen die Arbeiten für eines der größten Bauprojekte der '''[[Geschichte der Stadt Erfurt|Erfurter Stadtgeschichte]]''', den Campus an der Nordhäuser Straße. Am 1. September 1953 nahm hier das neu gegründete Pädagogische Institut Erfurt seinen Lehrbetrieb auf. Der weitgehend fertig gestellte Komplex wurde zehn Jahre später als “Sinnbild des sozialistischen Erfurt” gefeiert, das in der Aufbaubilanz der frühen DDR-Zeit heraus ragte. 1969 erhob man die Einrichtung in Anwesenheit von Volksbildungsministerin Margot Honecker zur Pädagogischen Hochschule '''[[Theodor_Neubauer_Denkmal_Erfurt|Dr. Theodor Neubauer]]''' Erfurt/Mühlhausen (Foto: Universitätsarchiv Erfurt). Die PH zählte bis zu 2500 Studenten, die hier ihre Ausbildung zur “sozialistischen Lehrerpersönlichkeit” absolvierten. Leben und Lernen spielte sich auf einem “Campus der kurzen Wege” mit zwei Lehrgebäuden, Wohnheimen, Sporteinrichtungen, Kindergarten, Mensa und Studentenclub ab.


Nach der friedlichen Revolution in der DDR 1989/90 kam es auf Initiative der heutigen '''[[Universitätsgesellschaft Erfurt|Universitätsgesellschaft]]''' 1994 zur Wiedergründung der traditionsreichen '''[[Universität Erfurt]]''' (1379-1816), die sich auf dem Campus ansiedelte und 2001 mit der Pädagogischen Hochschule fusionierte. Erfurt trug zeitweilig den Ruf eines “Harvard an der Gera”, hatte man sich doch an der neuen geisteswissenschaftlichen Reform-Universität hohe, international beachtete Ziele gesteckt. Mittlerweile studieren fast 5000 Studenten auf dem sanierten Universitäts-Campus, der ihnen optimale Studienbedingungen bietet.
DENKMALE IN ERFURT (135): Der denkmalgeschützte Campus der Universität wurde seit 1952 für die Pädagogische Hochschule Erfurt errichtet.  


Der Campus mit seiner reizvollen Mischung aus denkmalgeschützter DDR-Architektur und modernen Hochschulbauten bildet heute das Herz der Universitätsstadt Erfurt. Den Anfang machte das Lehrgebäude I an der Nordhäuser Straße, das sich zu Beginn des Lehrbetriebes 1953 freilich noch im Bau befand. Auch mussten die Studenten bis zur Fertigstellung der Wohnheime I und III (1955), IV (1957) und II (1961) unter teils schwierigen Bedingungen ihr Studium bestreiten. Das Wirtschaftsgebäude mit Mensa (1957) und das Auditorium maximum (“Audimax”) mit großem Festsaal (1962) verbesserten die Rahmenbedingungen weiter. Diese ersten Bauten folgten der offiziösen DDR-Architektur der “nationalen Traditionen” mit neoklassizistischen Baukörpern und Walmdächern.


Das Lehrgebäude II (1962) deutete mit seiner klaren Fassadengestaltung den seit Mitte der 1950er Jahre vollzogenen Kurswechsel hin zum typisierten Bauen im Stil der Moderne an, wie er im zehngeschossigen Wohnheim-Hochhaus (1964) dann konsequent umgesetzt wurde (Abb.). Mit dem Eingangsbereich zur Nordhäuser Straße zwischen Audimax und Hochhaus, stadtbildprägendes Entree, hatte der Hochschulkomplex 1964 seine gestalterische Abrundung gefunden. Er gilt heute laut Denkmalschutz als eines der “wenigen, nahezu vollständig erhaltenen Ensembles der 50er und 60er Jahre in der ehemaligen DDR”.  
[[Datei:CampusHonecker.jpg|330px|right]][[Datei:Campus2014.jpg|330px|right]]1952 begannen die Arbeiten für eines der größten Bauprojekte der Erfurter Stadtgeschichte, den Campus an der Nordhäuser Straße. Am 1. September 1953 nahm hier das neu gegründete Pädagogische Institut Erfurt seinen Lehrbetrieb auf. 1969 erhob man die Einrichtung unter Volksbildungsministerin Margot Honecker zur Pädagogischen Hochschule Dr. Theodor Neubauer Erfurt/Mühlhausen (siehe Abb. 1), woran noch immer das Neubauer-Denkmal erinnert. Die PH zählte bis zu 2500 Studenten, die hier ihre Ausbildung zum Lehrer absolvierten. Leben und Lernen spielte sich auf einem Campus der kurzen Wege mit Lehrgebäuden, Wohnheimen, Sporteinrichtungen, Kindergarten, Mensa und Studentenclub ab.  


In späteren Jahren erfolgten u.a. mit einer Sporthalle (1967, abgerissen), der neuen Mensa (1982),  einem weiteren Wohnheim in Plattenbauweise (1987) und der großen Sporthalle (1988) eher nüchterne Ergänzungsbauten. Die den historischen Komplex in südlicher Richtung erweiternde neue Universitätsbibliothek (2000), ein beeindruckender Stahl-Glas-Baukörper, steht für die bislang letzte Etappe der Campus-Geschichte. Hinzu kommen u.a. die sanierte “Villa Martin” (2004) als Sitz der Katholisch-Theologischen Fakultät und ein moderner Erweiterungsbau der Sporthalle (2008), die auch dem Universitätssportverein (USV) als Heimatstatt dient.
Nach der friedlichen Revolution 1989/90 kam es auf Initiative der heutigen Universitätsgesellschaft 1994 zur Wiedergründung der traditionsreichen Universität Erfurt. Diese siedelte sich auf dem Campus an und fusionierte 2001 mit der Pädagogischen Hochschule. Die Reform-Universität trug zeitweilig den Ruf eines „Harvard an der Gera“, hatte man sich doch hohe, international beachtete Ziele gesteckt. Mittlerweile studieren rund 6000 Studenten auf dem Universitäts-Campus, der ihnen optimale Studienbedingungen bietet.  


Der Campus mit seiner reizvollen Mischung aus denkmalgeschützter DDR-Architektur und modernen Hochschulbauten bildet heute das Herzstück der Universitätsstadt Erfurt. Den Anfang machte das Lehrgebäude I an der Nordhäuser Straße, das sich 1953 freilich noch im Bau befand. Auch mussten die Studenten bis zur Fertigstellung der Wohnheime zwischen 1955 und 1961 unter teils schwierigen Bedingungen ihr Studium bestreiten. Das Wirtschaftsgebäude mit Mensa (1957) und das „Audimax“ mit großem Festsaal (1962) verbesserten die Rahmenbedingungen weiter.


Text: '''[[Steffen Raßloff]]: Der Universitäts-Campus. Vom "Sinnbild des sozialistischen Erfurt" zum "Harvard an der Gera".''' In: Campus. Die Zeitung der Universität Erfurt 4/2009. S. 27.
Die ersten Bauten folgten der frühen neoklassizistischen DDR-Architektur. Der Kurswechsel hin zum typisierten Bauen im Stil der Moderne setzte sich dann im zehngeschossigen Wohnheim-Hochhaus (1964) durch. Mit dem Eingangsbereich zur Nordhäuser Straße zwischen Audimax und Hochhaus hatte der Hochschulkomplex seine gestalterische Abrundung gefunden. Der Uni-Campus gilt heute laut Denkmalschutz als eines der „wenigen, nahezu vollständig erhaltenen Ensembles der 50er und 60er Jahre in der ehemaligen DDR“. In späteren Jahren erfolgten mit der neuen Mensa, einem weiteren Wohnheim in Plattenbauweise und der großen Sporthalle eher nüchterne Ergänzungsbauten. Die große Universitätsbibliothek (2000), ein beeindruckender Stahl-Glas-Baukörper, steht mit einigen weiteren modernen Neubauten für die bislang letzte Etappe der Campus-Geschichte. (Fotos: Universitätsarchiv Erfurt, Alexander Raßloff)




2009 zeigte die '''[[Universität Erfurt]]''' eine von Dr. Steffen Raßloff und Dr. Ulrike Wollenhaupt-Schmidt gestaltete '''[http://www.uni-erfurt.de/uni/portraet/geschichte/campus-baugeschichte/campus-1952-2009/ Fotoausstellung]''' zur Geschichte des Universitäts-Campus, die seither dauerhaft im Verwaltungsgebäude zu sehen ist.
'''Lesetipps:'''
 
Steffen Raßloff: '''[[Erfurt. Die älteste und jüngste Universität Deutschlands]].''' Erfurt 2014 (2. Auflage 2017).
 
Steffen Raßloff: '''[[Geschichte Campus Pädagogische Hochschule Universität|Der Universitäts-Campus. Vom "Sinnbild des sozialistischen Erfurt" zum "Harvard an der Gera"]].''' In: Campus. Die Zeitung der Universität Erfurt 4/2009. S. 27.
 
 
Siehe auch: '''[[Universität Erfurt]]''', '''[[Universitätsgesellschaft Erfurt]]''', '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]'''
 
 
'''''Thüringer Allgemeine''' vom 17.02.2018 (zum Lesen anklicken):''
 
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Version vom 1. Oktober 2022, 09:17 Uhr

Universitäts-Campus

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (01.02.2014)


Herzstück der Universitätsstadt

DENKMALE IN ERFURT (135): Der denkmalgeschützte Campus der Universität wurde seit 1952 für die Pädagogische Hochschule Erfurt errichtet.


CampusHonecker.jpg
Campus2014.jpg

1952 begannen die Arbeiten für eines der größten Bauprojekte der Erfurter Stadtgeschichte, den Campus an der Nordhäuser Straße. Am 1. September 1953 nahm hier das neu gegründete Pädagogische Institut Erfurt seinen Lehrbetrieb auf. 1969 erhob man die Einrichtung unter Volksbildungsministerin Margot Honecker zur Pädagogischen Hochschule Dr. Theodor Neubauer Erfurt/Mühlhausen (siehe Abb. 1), woran noch immer das Neubauer-Denkmal erinnert. Die PH zählte bis zu 2500 Studenten, die hier ihre Ausbildung zum Lehrer absolvierten. Leben und Lernen spielte sich auf einem Campus der kurzen Wege mit Lehrgebäuden, Wohnheimen, Sporteinrichtungen, Kindergarten, Mensa und Studentenclub ab.

Nach der friedlichen Revolution 1989/90 kam es auf Initiative der heutigen Universitätsgesellschaft 1994 zur Wiedergründung der traditionsreichen Universität Erfurt. Diese siedelte sich auf dem Campus an und fusionierte 2001 mit der Pädagogischen Hochschule. Die Reform-Universität trug zeitweilig den Ruf eines „Harvard an der Gera“, hatte man sich doch hohe, international beachtete Ziele gesteckt. Mittlerweile studieren rund 6000 Studenten auf dem Universitäts-Campus, der ihnen optimale Studienbedingungen bietet.

Der Campus mit seiner reizvollen Mischung aus denkmalgeschützter DDR-Architektur und modernen Hochschulbauten bildet heute das Herzstück der Universitätsstadt Erfurt. Den Anfang machte das Lehrgebäude I an der Nordhäuser Straße, das sich 1953 freilich noch im Bau befand. Auch mussten die Studenten bis zur Fertigstellung der Wohnheime zwischen 1955 und 1961 unter teils schwierigen Bedingungen ihr Studium bestreiten. Das Wirtschaftsgebäude mit Mensa (1957) und das „Audimax“ mit großem Festsaal (1962) verbesserten die Rahmenbedingungen weiter.

Die ersten Bauten folgten der frühen neoklassizistischen DDR-Architektur. Der Kurswechsel hin zum typisierten Bauen im Stil der Moderne setzte sich dann im zehngeschossigen Wohnheim-Hochhaus (1964) durch. Mit dem Eingangsbereich zur Nordhäuser Straße zwischen Audimax und Hochhaus hatte der Hochschulkomplex seine gestalterische Abrundung gefunden. Der Uni-Campus gilt heute laut Denkmalschutz als eines der „wenigen, nahezu vollständig erhaltenen Ensembles der 50er und 60er Jahre in der ehemaligen DDR“. In späteren Jahren erfolgten mit der neuen Mensa, einem weiteren Wohnheim in Plattenbauweise und der großen Sporthalle eher nüchterne Ergänzungsbauten. Die große Universitätsbibliothek (2000), ein beeindruckender Stahl-Glas-Baukörper, steht mit einigen weiteren modernen Neubauten für die bislang letzte Etappe der Campus-Geschichte. (Fotos: Universitätsarchiv Erfurt, Alexander Raßloff)


Lesetipps:

Steffen Raßloff: Erfurt. Die älteste und jüngste Universität Deutschlands. Erfurt 2014 (2. Auflage 2017).

Steffen Raßloff: Der Universitäts-Campus. Vom "Sinnbild des sozialistischen Erfurt" zum "Harvard an der Gera". In: Campus. Die Zeitung der Universität Erfurt 4/2009. S. 27.


Siehe auch: Universität Erfurt, Universitätsgesellschaft Erfurt, Geschichte der Stadt Erfurt


Thüringer Allgemeine vom 17.02.2018 (zum Lesen anklicken):

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