Burenhaus Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Burenhaus.jpg|400px|right]]Vor gut hundert Jahren kämpften die Burenrepubliken in Südafrika gegen Großbritannien um ihre Unabhängigkeit. Das mächtigste Kolonialreich der Welt hatte es insbesondere auf die reichen Goldvorkommen im Oranje-Freistaat und Transvaal abgesehen. Nach dem Burenkrieg 1899-1902 verloren die Nachkommen niederländischer Einwanderer ihre Selbstständigkeit und wurden in das britische Südafrika eingegliedert. Für die schwarzafrikanische Bevölkerungsmehrheit, ebenfalls von dem blutigen Konflikt betroffen, brachte dies allerdings kaum Veränderungen ihrer von Kolonialismus und Rassismus geprägten Situation.
[[Datei:Burenhaus.jpg|400px|right]]Vor gut hundert Jahren kämpften die Burenrepubliken in Südafrika gegen Großbritannien um ihre Unabhängigkeit. Das mächtigste Kolonialreich der Welt hatte es insbesondere auf die reichen Goldvorkommen im Oranje-Freistaat und Transvaal abgesehen. Nach dem Burenkrieg 1899-1902 verloren die Nachkommen niederländischer Einwanderer ihre Selbstständigkeit und wurden in das britische Südafrika eingegliedert. Für die schwarzafrikanische Bevölkerungsmehrheit, ebenfalls von dem blutigen Konflikt betroffen, brachte dies allerdings kaum Veränderungen ihrer von Kolonialismus und Rassismus geprägten Situation.


Die Öffentlichkeit in Deutschland hatte den Burenkrieg mit großer Anteilnahme verfolgt. Die Sympathien gehörten fast ungeteilt den Buren um den populären Präsidenten Paulus „Ohm“ Krüger. Hieran erinnert in Erfurt das „Burenhaus“ in der Bahnhofstraße, Ecke Juri-Gagarin-Ring. Maurermeister Paul Funk hatte sein 1902 fertiggestelltes Wohn- und Geschäftshaus mit den Portraits der Burenführer versehen (im Bild links Ohm Krüger) sowie den „fluchwürdigen Goldhunger“ des britischen Kolonialministers Chamberlain (rechts) mit einem Goldsack auf dem Kopf angeprangert (Foto: Dr. Steffen Raßloff).
Die Öffentlichkeit in Deutschland hatte den Burenkrieg mit großer Anteilnahme verfolgt. Die Sympathien gehörten fast ungeteilt den Buren um den populären Präsidenten Paulus „Ohm“ Krüger. Hieran erinnert in Erfurt das „Burenhaus“ in der Bahnhofstraße, Ecke Juri-Gagarin-Ring. Maurermeister Paul Funk hatte sein 1902 fertiggestelltes Wohn- und Geschäftshaus mit den Portraits der Burenführer versehen (im Bild links Ohm Krüger) sowie den „fluchwürdigen Goldhunger“ des britischen Kolonialministers Joseph Chamberlain (rechts) mit einem Goldsack auf dem Kopf angeprangert (Foto: Dr. Steffen Raßloff).


Wenige Jahre zuvor hatte ein Erfurter als Nationalbank-Direktor und Freund Krügers in Südafrika gewirkt. Jener Konsul Wilhelm Knappe (1855-1910) gehört zu den schillernden Gestalten unserer jüngeren Stadtgeschichte. Durch einen unglücklichen Kolonialkrieg auf Samoa 1889 gelangte er zu weltweiter Bekanntheit. 1894 kehrte Knappe nach dem Zwischenspiel als Banker in Südafrika in den Dienst des Auswärtigen Amtes zurück. In China wirkte er als Generalkonsul mit viel Aufgeschlossenheit gegenüber der einheimischen Kultur und Bevölkerung für die deutschen Interessen. Knappe war kein Säbelrassler und Rassist, wie man sich noch immer recht stereotyp die Vertreter deutscher Außenpolitik im Zeitalter des Imperialismus vorzustellen pflegt. Sowohl in der Südsee als auch in China hat er durch seinen offenen Umgang mit den Einheimischen Achtung erlangt. Die heutige Forschung würdigt Knappes völkerkundliches und kulturpolisches Engagement. Bundespräsident Horst Köhler hob Knappe 2007 beim 100. Gründungsjubiläum der Tongji-Universität Shanghai als Initiator der deutsch-chinesischen Elitehochschule hervor. Seine Südseesammlung schließlich gehört zu den bedeutendsten Beständen der Erfurter Museen. ''(leicht aktualisiert)''
Wenige Jahre zuvor hatte ein Erfurter als Nationalbank-Direktor und Freund Krügers in Südafrika gewirkt. Jener Konsul Wilhelm Knappe (1855-1910) gehört zu den schillernden Gestalten unserer jüngeren Stadtgeschichte. Durch einen unglücklichen Kolonialkrieg auf Samoa 1889 gelangte er zu weltweiter Bekanntheit. 1894 kehrte Knappe nach dem Zwischenspiel als Banker in Südafrika in den Dienst des Auswärtigen Amtes zurück. In China wirkte er als Generalkonsul mit viel Aufgeschlossenheit gegenüber der einheimischen Kultur und Bevölkerung für die deutschen Interessen. Knappe war kein Säbelrassler und Rassist, wie man sich noch immer recht stereotyp die Vertreter deutscher Außenpolitik im Zeitalter des Imperialismus vorzustellen pflegt. Sowohl in der Südsee als auch in China hat er durch seinen offenen Umgang mit den Einheimischen Achtung erlangt. Die heutige Forschung würdigt Knappes völkerkundliches und kulturpolisches Engagement. Bundespräsident Horst Köhler hob Knappe 2007 beim 100. Gründungsjubiläum der Tongji-Universität Shanghai als Initiator der deutsch-chinesischen Elitehochschule hervor. Seine Südseesammlung schließlich gehört zu den bedeutendsten Beständen der Erfurter Museen. ''(leicht aktualisiert)''

Version vom 7. März 2021, 12:16 Uhr

Burenhaus

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (27.08.2011)


Zu Ehren Ohm Krügers

DENKMALE IN ERFURT (8): Das Eckhaus Bahnhofstraße/Juri-Gagarin-Ring erinnert an den Burenkrieg 1899-1902. Zugleich ist es der einzige öffentliche Hinweis auf den Erfurter Konsul Wilhelm Knappe.


Burenhaus.jpg

Vor gut hundert Jahren kämpften die Burenrepubliken in Südafrika gegen Großbritannien um ihre Unabhängigkeit. Das mächtigste Kolonialreich der Welt hatte es insbesondere auf die reichen Goldvorkommen im Oranje-Freistaat und Transvaal abgesehen. Nach dem Burenkrieg 1899-1902 verloren die Nachkommen niederländischer Einwanderer ihre Selbstständigkeit und wurden in das britische Südafrika eingegliedert. Für die schwarzafrikanische Bevölkerungsmehrheit, ebenfalls von dem blutigen Konflikt betroffen, brachte dies allerdings kaum Veränderungen ihrer von Kolonialismus und Rassismus geprägten Situation.

Die Öffentlichkeit in Deutschland hatte den Burenkrieg mit großer Anteilnahme verfolgt. Die Sympathien gehörten fast ungeteilt den Buren um den populären Präsidenten Paulus „Ohm“ Krüger. Hieran erinnert in Erfurt das „Burenhaus“ in der Bahnhofstraße, Ecke Juri-Gagarin-Ring. Maurermeister Paul Funk hatte sein 1902 fertiggestelltes Wohn- und Geschäftshaus mit den Portraits der Burenführer versehen (im Bild links Ohm Krüger) sowie den „fluchwürdigen Goldhunger“ des britischen Kolonialministers Joseph Chamberlain (rechts) mit einem Goldsack auf dem Kopf angeprangert (Foto: Dr. Steffen Raßloff).

Wenige Jahre zuvor hatte ein Erfurter als Nationalbank-Direktor und Freund Krügers in Südafrika gewirkt. Jener Konsul Wilhelm Knappe (1855-1910) gehört zu den schillernden Gestalten unserer jüngeren Stadtgeschichte. Durch einen unglücklichen Kolonialkrieg auf Samoa 1889 gelangte er zu weltweiter Bekanntheit. 1894 kehrte Knappe nach dem Zwischenspiel als Banker in Südafrika in den Dienst des Auswärtigen Amtes zurück. In China wirkte er als Generalkonsul mit viel Aufgeschlossenheit gegenüber der einheimischen Kultur und Bevölkerung für die deutschen Interessen. Knappe war kein Säbelrassler und Rassist, wie man sich noch immer recht stereotyp die Vertreter deutscher Außenpolitik im Zeitalter des Imperialismus vorzustellen pflegt. Sowohl in der Südsee als auch in China hat er durch seinen offenen Umgang mit den Einheimischen Achtung erlangt. Die heutige Forschung würdigt Knappes völkerkundliches und kulturpolisches Engagement. Bundespräsident Horst Köhler hob Knappe 2007 beim 100. Gründungsjubiläum der Tongji-Universität Shanghai als Initiator der deutsch-chinesischen Elitehochschule hervor. Seine Südseesammlung schließlich gehört zu den bedeutendsten Beständen der Erfurter Museen. (leicht aktualisiert)


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Wilhelm Knappe, Erfurter Bürgertum, Koloniales Erbe in Erfurt