Blumenstadt Erfurt - iga-Jubiläum: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Steffen.iga.jpg|300px|right]]Einst trug das Blaufärbemittel Waid zu Erfurts Wohlstand wesentlich bei. Im 18. Jahrhundert begann der Aufstieg des modernen Erwerbsgartenbaus, der Erfurt den Beinamen Blumenstadt eintrug. Um 1900 spielten seine Gartenbauunternehmen auf den Weltmarkt eine zentrale Rolle. Heute erinnert hieran besonders der egapark mit dem Deutschen Gartenbaumuseum. Eine Publikation des Erfurter Geschichtsvereins greift aus Anlass des 50. iga-Jubiläums die vielen Traditionen der Blumenstadt auf; vor der Präsentation am 5. Mai wird eine TA-Serie vorab einige Schlaglichter auf das Thema werfen.   
[[Datei:Steffen.iga.jpg|300px|right]]Einst trug das Blaufärbemittel Waid zu Erfurts Wohlstand wesentlich bei. Im 18. Jahrhundert begann der Aufstieg des modernen Erwerbsgartenbaus, der Erfurt den Beinamen Blumenstadt eintrug. Um 1900 spielten seine Gartenbauunternehmen auf den Weltmarkt eine zentrale Rolle. Heute erinnert hieran besonders der egapark mit dem Deutschen Gartenbaumuseum. Eine Publikation des Erfurter Geschichtsvereins greift aus Anlass des 50. iga-Jubiläums die vielen Traditionen der Blumenstadt auf; vor der Präsentation am 5. Mai wird eine TA-Serie vorab einige Schlaglichter auf das Thema werfen.   


Von Steffen Raßloff
Von Dr. Steffen Raßloff


Der einst weltweit verbreitete Name „Blumenstadt“ stammt zwar aus dem 19. Jahrhundert, doch reicht die enge Verbindung Erfurts mit Kulturpflanzen noch viel weiter zurück. Im Mittelalter bildete das Blaufärbemittel Waid eine wesentliche Grundlage für Wohlstand und Macht der thüringischen Metropole. Nicht zuletzt dank der Einnahmen aus dem europaweiten Waidhandel konnte sich die Stadt ihre Autonomie vom Mainzer Landesherren buchstäblich erkaufen. Allerdings beherrschte Waid die Erfurter Fluren keineswegs als Monokultur. Das Spektrum reichte vom Gartenbau bis hin zum Weinanbau. Martin Luther rühmte Erfurt gar als „Gärtner des Reiches“.  
Der einst weltweit verbreitete Name „Blumenstadt“ stammt zwar aus dem 19. Jahrhundert, doch reicht die enge Verbindung Erfurts mit Kulturpflanzen noch viel weiter zurück. Im Mittelalter bildete das Blaufärbemittel Waid eine wesentliche Grundlage für Wohlstand und Macht der thüringischen Metropole. Nicht zuletzt dank der Einnahmen aus dem europaweiten Waidhandel konnte sich die Stadt ihre Autonomie vom Mainzer Landesherren buchstäblich erkaufen. Allerdings beherrschte Waid die Erfurter Fluren keineswegs als Monokultur. Das Spektrum reichte vom Gartenbau bis hin zum Weinanbau. Martin Luther rühmte Erfurt gar als „Gärtner des Reiches“.  

Version vom 19. Februar 2011, 14:15 Uhr

Blumenstadt Erfurt - iga-Jubiläum 2011

Ausgewählte Beiträge aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (veröffentl. 2011)


Blumenstadt Erfurt

Erfurts Geschichte ist seit Jahrhunderten eng mit Pflanzen und dem Gartenbau verbunden

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Einst trug das Blaufärbemittel Waid zu Erfurts Wohlstand wesentlich bei. Im 18. Jahrhundert begann der Aufstieg des modernen Erwerbsgartenbaus, der Erfurt den Beinamen Blumenstadt eintrug. Um 1900 spielten seine Gartenbauunternehmen auf den Weltmarkt eine zentrale Rolle. Heute erinnert hieran besonders der egapark mit dem Deutschen Gartenbaumuseum. Eine Publikation des Erfurter Geschichtsvereins greift aus Anlass des 50. iga-Jubiläums die vielen Traditionen der Blumenstadt auf; vor der Präsentation am 5. Mai wird eine TA-Serie vorab einige Schlaglichter auf das Thema werfen.

Von Dr. Steffen Raßloff

Der einst weltweit verbreitete Name „Blumenstadt“ stammt zwar aus dem 19. Jahrhundert, doch reicht die enge Verbindung Erfurts mit Kulturpflanzen noch viel weiter zurück. Im Mittelalter bildete das Blaufärbemittel Waid eine wesentliche Grundlage für Wohlstand und Macht der thüringischen Metropole. Nicht zuletzt dank der Einnahmen aus dem europaweiten Waidhandel konnte sich die Stadt ihre Autonomie vom Mainzer Landesherren buchstäblich erkaufen. Allerdings beherrschte Waid die Erfurter Fluren keineswegs als Monokultur. Das Spektrum reichte vom Gartenbau bis hin zum Weinanbau. Martin Luther rühmte Erfurt gar als „Gärtner des Reiches“.

Als frühes Globalisierungsopfer erlag der Waidhandel im 17. Jahrhundert dem Indigo. Erfurt konnte hierauf jedoch mit einer Umprofilierung antworten, wie sie mehrfach in der Geschichte der Stadt gefragt war. Im 18. Jahrhundert wurde durch Christian Reichart der moderne Erwerbsgartenbau begründet und Erfurt zu einem Zentrum des Gartenbaus in Deutschland. Nicht ohne Grund hat die dankbare Gemeinde Reichart 1867 das erste Denkmal für einen Bürger gesetzt. Der rasante Aufstieg des Gartenbaus fand um 1900 seinen Höhepunkt. Die großen Erfurter Gartenbaudynastien - Haage, Benary, Schmidt, Heinemann, Chrestensen - erlangten Weltgeltung. Mit beeindruckenden Gartenbauausstellungen seit 1865 untermauerte man den Ruf. Der Beiname Blumenstadt wurde dabei zunehmend auch zum Imagefaktor im Fremdenverkehr.

Die beiden Weltkriege und die Entwicklung in der DDR haben die einstige Weltgeltung des Erfurter Gartenbaus jedoch untergraben. Dennoch blieb er ein wichtiger Faktor des Wirtschaftslebens. Mit der 1961 eröffneten Internationalen Gartenbauausstellung konnte zudem an die großen Traditionen angeknüpft werden. Das 50. Jubiläum der iga ist deshalb Anlass für eine Publikation des Erfurter Geschichtsvereins, die weit in die Geschichte der Blumenstadt zurückgreift. Einen Schwerpunkt bildet natürlich die iga bzw. der heutige egapark. Entworfen vom renommierten Gartenarchitekten Reinhold Lingner, ist er heute das bedeutendste Gartendenkmal der 1960er Jahre in Deutschland und die meistbesuchte Tourismusattraktion Thüringens. Der Park steht nunmehr vor einer umfassenden Sanierung, an der die Erfurter lebhaften Anteil nehmen.