Besetzung MfS Bezirksverwaltung Erfurt 1989: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:AndreasstraßeTafel.jpg|400px|right]]Der „Wende“-Herbst 1989 ist noch vielen Zeitgenossen auch in Erfurt in lebendiger Erinnerung. Jene Wochen voller dramatischer, tief emotionaler Ereignisse, an deren Ende die vermeintlich in Beton gegossene SED-Herrschaft ein Ende fand, lassen sich wohl kaum vergessen. Auch wenn nicht alle der für viele DDR-Bürger damit verbundenen Hoffnungen aufgegangen sind, so wird man doch mit Dankbarkeit auf diese Zeit blicken können. Noch immer verblüfft dabei die weitgehende Gewaltlosigkeit der Friedlichen Revolution. In der Rückschau muss man aber betonen, dass dies für die Akteure so keineswegs abzusehen war. Insbesondere das „Schild und Schwert der Partei“, das Ministerium für Staatssicherheit, hatte über Jahrzehnte eine Atmosphäre der Angst und Verunsicherung verbreitet.
[[Datei:StasiBesetzung.jpg|400px|right]]Der „Wende“-Herbst 1989 ist noch vielen Zeitgenossen auch in Erfurt in lebendiger Erinnerung. Jene Wochen voller dramatischer, tief emotionaler Ereignisse, an deren Ende die vermeintlich in Beton gegossene SED-Herrschaft ein Ende fand, lassen sich wohl kaum vergessen. Auch wenn nicht alle der für viele DDR-Bürger damit verbundenen Hoffnungen aufgegangen sind, so wird man doch mit Dankbarkeit auf diese Zeit blicken können. Noch immer verblüfft dabei die weitgehende Gewaltlosigkeit der Friedlichen Revolution. In der Rückschau muss man aber betonen, dass dies für die Akteure so keineswegs abzusehen war. Insbesondere das „Schild und Schwert der Partei“, das Ministerium für Staatssicherheit, hatte über Jahrzehnte eine Atmosphäre der Angst und Verunsicherung verbreitet.


In Erfurt stand die Andreasstraße als Synonym für die Stasi. Hier war in der heutigen Polizeidirektion die Bezirksverwaltung des MfS untergebracht. Auch als die Bürgerbewegung längst ihren Protest aus den Kirchen auf die Straße verlagert hatte, wurde hier weiter der Kampf gegen die „Konterrevolution“ geplant. Die Erfurter Donnerstagsdemos hatten unterdessen am 26. Oktober 1989 ihren ersten Höhepunkt erfahren, als 40.000 Menschen auf dem Domplatz ihre Kritik an den Verhältnissen im Lande lautstark äußerten. Am 10. und 11. November mussten Oberbürgermeisterin Rosemarie Seibert und SED-Bezirkschef Gerhard Müller zurücktreten. Mit dem Berliner Mauerfall vom 9. November schien das Schicksal der DDR ohnehin besiegelt.  
In Erfurt stand die Andreasstraße als Synonym für die Stasi. Hier war in der heutigen Polizeidirektion die Bezirksverwaltung des MfS untergebracht. Auch als die Bürgerbewegung längst ihren Protest aus den Kirchen auf die Straße verlagert hatte, wurde hier weiter der Kampf gegen die „Konterrevolution“ geplant. Die Erfurter Donnerstagsdemos hatten unterdessen am 26. Oktober 1989 ihren ersten Höhepunkt erfahren, als 40.000 Menschen auf dem Domplatz ihre Kritik an den Verhältnissen im Lande lautstark äußerten. Am 10. und 11. November mussten Oberbürgermeisterin Rosemarie Seibert und SED-Bezirkschef Gerhard Müller zurücktreten. Mit dem Berliner Mauerfall vom 9. November schien das Schicksal der DDR ohnehin besiegelt.  

Version vom 12. Dezember 2012, 11:41 Uhr

Besetzung Stasi-Bezirksverwaltung Erfurt 1989

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (27.10.2012)


Die Angst überwunden

DENKMALE IN ERFURT (69): Mit der Besetzung der ersten Stasi-Bezirksverwaltung gab Erfurt am 4. Dezember 1989 ein DDR-weites Signal.


StasiBesetzung.jpg

Der „Wende“-Herbst 1989 ist noch vielen Zeitgenossen auch in Erfurt in lebendiger Erinnerung. Jene Wochen voller dramatischer, tief emotionaler Ereignisse, an deren Ende die vermeintlich in Beton gegossene SED-Herrschaft ein Ende fand, lassen sich wohl kaum vergessen. Auch wenn nicht alle der für viele DDR-Bürger damit verbundenen Hoffnungen aufgegangen sind, so wird man doch mit Dankbarkeit auf diese Zeit blicken können. Noch immer verblüfft dabei die weitgehende Gewaltlosigkeit der Friedlichen Revolution. In der Rückschau muss man aber betonen, dass dies für die Akteure so keineswegs abzusehen war. Insbesondere das „Schild und Schwert der Partei“, das Ministerium für Staatssicherheit, hatte über Jahrzehnte eine Atmosphäre der Angst und Verunsicherung verbreitet.

In Erfurt stand die Andreasstraße als Synonym für die Stasi. Hier war in der heutigen Polizeidirektion die Bezirksverwaltung des MfS untergebracht. Auch als die Bürgerbewegung längst ihren Protest aus den Kirchen auf die Straße verlagert hatte, wurde hier weiter der Kampf gegen die „Konterrevolution“ geplant. Die Erfurter Donnerstagsdemos hatten unterdessen am 26. Oktober 1989 ihren ersten Höhepunkt erfahren, als 40.000 Menschen auf dem Domplatz ihre Kritik an den Verhältnissen im Lande lautstark äußerten. Am 10. und 11. November mussten Oberbürgermeisterin Rosemarie Seibert und SED-Bezirkschef Gerhard Müller zurücktreten. Mit dem Berliner Mauerfall vom 9. November schien das Schicksal der DDR ohnehin besiegelt.

Und dennoch blieben die MfS-Einrichtungen vorerst unbehelligt. Erst unerschrockene Erfurter Bürger machten auch hier den Weg frei, sich endgültig „aus den Fesseln der Angst“ zu befreien, wie es auf der Gedenktafel in der Andreasstraße heißt. Hier fand am 4. Dezember 1989 die erste Besetzung einer Stasi-Bezirksverwaltung statt, was DDR-weite Signalwirkung entfaltete. Kerstin Schön, Mitglied der Gruppe Frauen für Veränderung, rief in den Morgenstunden ihre Mitstreiterin Almuth Falcke an. Dicker Rauch aus den Schornsteinen des Stasi-Objektes ließ sie richtiger Weise eine umfassende Aktenvernichtung vermuten. Mit anderen Frauen aus ihrer Gruppe mobilisierten sie die Erfurter. Almuth Falckes Mann, Propst Heino Falcke, versperrte die Ausfahrt mit seinem Auto, ehe ein Müllfahrzeug dies übernahm. Rat der Stadt, Staatsanwaltschaft und Oberbürgermeister wurden alarmiert. Schließlich gelangen die Besetzung des Gebäudes und die Versiegelung der Räume. Noch am selben Abend wurde ein Bürgerkomitee zur Auflösung des MfS gegründet. Mit dieser mutigen Aktion konnte die Vernichtung der Stasi-Akten gestoppt und dem Geheimdienst sein Schrecken weitgehend genommen werden.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Friedliche Revolution 1989, Transparente von 1989