Bismarck: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
|||
(10 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 2: | Zeile 2: | ||
'''Bismarck nahm 1850 am Erfurter Unionsparlament teil, wo er sich im Augustinerkloster die "diplomatischen Sporen" verdiente.''' | [[Datei:BismarckturmErfurt.jpg|310px|right]]'''Bismarck nahm 1850 am Erfurter Unionsparlament teil, wo er sich im Augustinerkloster die "diplomatischen Sporen" verdiente.''' | ||
Der legendäre "eiserne Kanzler" und "Reichsgründer" Otto von Bismarck (1815-1898) ist biographisch auch mit '''[[Geschichte der Stadt Erfurt|Erfurt]]''' verknüpft. Eine der Stationen auf dem Weg des jungen preußischen Landadeligen ins Zentrum der Macht liegt hier in der damals '''[[Preussen Erfurt|preußischen Stadt]]'''. Der konservative Nachwuchspolitiker hatte in der Revolution 1848/49 erstmals von sich reden gemacht. Im März 1850 schickte man ihn daraufhin als Abgeordneten zum '''[[Erfurter Unionsparlament 1850|Erfurter Unionsparlament]]'''. Dieses in der Augustinerkirche tagende Parlament sollte nach der gescheiterten Revolution die Verfassung für einen preußisch-kleindeutschen Nationalstaat ausarbeiten. Gemäßigte Liberale und der preußische König Friedrich Wilhelm IV. hatten sich auf diesen Kompromiss geeinigt. | |||
Das Vorhaben scheiterte schnell, wobei Bismarck von vornherein sein Desinteresse an der Parlamentsarbeit deutlich zu erkennen gab. Lieber spazierte er durch den '''[[Ausflugsziele Steiger|Steiger]]''' oder genoss deftige Erfurter Speisen und Felsenkellerbier, wovon er noch in seinen Erinnerungen Jahrzehnte später schwärmte. Immerhin sprach er auch davon, sich in Erfurt seine "diplomatischen Sporen verdient" zu haben. | Das Vorhaben scheiterte schnell, wobei Bismarck von vornherein sein Desinteresse an der Parlamentsarbeit deutlich zu erkennen gab. Lieber spazierte er durch den '''[[Ausflugsziele Steiger|Steiger]]''' oder genoss deftige Erfurter Speisen und Felsenkellerbier, wovon er noch in seinen Erinnerungen Jahrzehnte später schwärmte. Immerhin sprach er auch davon, sich in Erfurt seine "diplomatischen Sporen verdient" zu haben. | ||
Später erinnerte man in Erfurt neben dem '''[[Bismarckturm Erfurt|Bismarckturm]]''' (1901) mit dem '''[[Bismarckdenkmal Anger Erfurt|Bismarckdenkmal]]''' (1904) am | Später erinnerte man in Erfurt neben dem '''[[Bismarckturm Erfurt|Bismarckturm]]''' (1901) mit dem '''[[Bismarckdenkmal Anger Erfurt|Bismarckdenkmal]]''' (1904) am Anger, wo Bismarck 1850 gewohnt hatte, an diese historische Verbindung. Es gab eine Bismarckstraße und der Kanzler wurde zum Ehrenbürger berufen. 1907 errichtete man am Ausflugsziel Riechheimer Berg ein weiteres '''[[Bismarckdenkmal_Riechheimer|Bismarckdenkmal]]'''. Nach nationalistischer Instrumentalisierung besonders im Dritten Reich und weitgehender Verdrängung nach 1945 wird heute wieder an die Verbindungen Erfurts zu Bismarck erinnert. In diesem Sinne wurde 2004 auf Initiative des Bismarckturmvereins eine neue Bismarckstatue von Christian Paschold am "Bismarckhaus" aufgestellt, nachdem die ursprüngliche Figur nach 1945 entfernt worden war. | ||
('''[[Steffen | ('''[[Steffen Rassloff|Dr. Steffen Raßloff]]''') | ||
'''Lesetipps:''' | '''Lesetipps:''' | ||
Steffen Raßloff: ''' | Steffen Raßloff: '''Bismarck und Erfurt. Vom konservativen Unionsparlamentarier zur nationalen Symbolfigur.''' In: Werner Greiling/Hans-Werner Hahn (Hg.): Bismarck in Thüringen. Politik und Erinnerungskultur in kleinstaatlicher Perspektive. Weimar/Jena 2003. S. 115-133. | ||
Steffen Raßloff: ''' | Steffen Raßloff: '''Bismarcks diplomatische Sporen. Das Erfurter Unionsparlament 1850.''' In: '''[[Erfurt 55 Highlights aus der Geschichte|Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte]].''' Erfurt 2021. S. 72 f. | ||
Steffen Raßloff: '''Dem Gewaltigen zum Gedächtnis. Der Erfurter Bismarckturm.''' In: '''[[Erfurt 55 Highlights aus der Geschichte|Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte]].''' Erfurt 2021. S. 84f. | |||
Siehe auch: '''[[Bismarck und Thueringen|Bismarck und Thüringen]]''' | Siehe auch: '''[[Bismarck und Thueringen|Bismarck und Thüringen]]''' |
Aktuelle Version vom 5. Juni 2024, 10:20 Uhr
Bismarck und Erfurt
Bismarck nahm 1850 am Erfurter Unionsparlament teil, wo er sich im Augustinerkloster die "diplomatischen Sporen" verdiente.
Der legendäre "eiserne Kanzler" und "Reichsgründer" Otto von Bismarck (1815-1898) ist biographisch auch mit Erfurt verknüpft. Eine der Stationen auf dem Weg des jungen preußischen Landadeligen ins Zentrum der Macht liegt hier in der damals preußischen Stadt. Der konservative Nachwuchspolitiker hatte in der Revolution 1848/49 erstmals von sich reden gemacht. Im März 1850 schickte man ihn daraufhin als Abgeordneten zum Erfurter Unionsparlament. Dieses in der Augustinerkirche tagende Parlament sollte nach der gescheiterten Revolution die Verfassung für einen preußisch-kleindeutschen Nationalstaat ausarbeiten. Gemäßigte Liberale und der preußische König Friedrich Wilhelm IV. hatten sich auf diesen Kompromiss geeinigt.
Das Vorhaben scheiterte schnell, wobei Bismarck von vornherein sein Desinteresse an der Parlamentsarbeit deutlich zu erkennen gab. Lieber spazierte er durch den Steiger oder genoss deftige Erfurter Speisen und Felsenkellerbier, wovon er noch in seinen Erinnerungen Jahrzehnte später schwärmte. Immerhin sprach er auch davon, sich in Erfurt seine "diplomatischen Sporen verdient" zu haben.
Später erinnerte man in Erfurt neben dem Bismarckturm (1901) mit dem Bismarckdenkmal (1904) am Anger, wo Bismarck 1850 gewohnt hatte, an diese historische Verbindung. Es gab eine Bismarckstraße und der Kanzler wurde zum Ehrenbürger berufen. 1907 errichtete man am Ausflugsziel Riechheimer Berg ein weiteres Bismarckdenkmal. Nach nationalistischer Instrumentalisierung besonders im Dritten Reich und weitgehender Verdrängung nach 1945 wird heute wieder an die Verbindungen Erfurts zu Bismarck erinnert. In diesem Sinne wurde 2004 auf Initiative des Bismarckturmvereins eine neue Bismarckstatue von Christian Paschold am "Bismarckhaus" aufgestellt, nachdem die ursprüngliche Figur nach 1945 entfernt worden war.
Lesetipps:
Steffen Raßloff: Bismarck und Erfurt. Vom konservativen Unionsparlamentarier zur nationalen Symbolfigur. In: Werner Greiling/Hans-Werner Hahn (Hg.): Bismarck in Thüringen. Politik und Erinnerungskultur in kleinstaatlicher Perspektive. Weimar/Jena 2003. S. 115-133.
Steffen Raßloff: Bismarcks diplomatische Sporen. Das Erfurter Unionsparlament 1850. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 72 f.
Steffen Raßloff: Dem Gewaltigen zum Gedächtnis. Der Erfurter Bismarckturm. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 84f.
Siehe auch: Bismarck und Thüringen