Wilhelm von Humboldt Erfurt Auleben: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:HerzogErnstII.jpg|350px|rechts]]Am 29. Juni 1791 fand im Haus Dacheröden am Erfurter Anger die Hochzeit Wilhelm von Humboldts mit Caroline von Dacheröden statt. Eine Gedenktafel an dem prächtigen Renaissancebau verweist auf dessen kulturgeschichtliche Bedeutung. Es fallen dort auch die Namen Goethe und Schiller, die hier ein und aus gingen. Das Haus gehörte Humboldts Schwiegervater Karl Friedrich von Dacheröden, einem Vertrauten des kurmainzischen Statthalters Karl Theodor von Dalberg.  
[[Datei:HumboldtSchloss.jpg|350px|rechts]]Am 29. Juni 1791 fand im Haus Dacheröden am Erfurter Anger die Hochzeit Wilhelm von Humboldts mit Caroline von Dacheröden statt. Eine Gedenktafel an dem prächtigen Renaissancebau verweist auf dessen kulturgeschichtliche Bedeutung. Es fallen dort auch die Namen Goethe und Schiller, die hier ein und aus gingen. Das Haus gehörte Humboldts Schwiegervater Karl Friedrich von Dacheröden, einem Vertrauten des kurmainzischen Statthalters Karl Theodor von Dalberg.  


Wilhelm von Humboldt hatte sich hier 1789 heimlich mit der Tochter Dacherödens verlobt. Nachdem auch die Eltern überzeugt werden konnten, heirateten beide mit großer Gesellschaft im Hause des Schwiegervaters. Anschließend lebte das Paar für zweieinhalb Jahre auf dessen Landgütern Burgörner bei Mansfeld und Auleben bei Nordhausen. Humboldts führten eine unkonventionelle Ehe mit vielen Freiheiten. Caroline von Humboldt lebte trotz acht Kindern ihre kulturellen Interessen aus und war eine ebenbürtige Partnerin. Der große preußische Staatsmann, Gelehrte und Bildungsreformer hatte also Thüringen viel zu verdanken.  
Wilhelm von Humboldt hatte sich hier 1789 heimlich mit der Tochter Dacherödens verlobt. Nachdem auch die Eltern überzeugt werden konnten, heirateten beide mit großer Gesellschaft im Hause des Schwiegervaters. Anschließend lebte das Paar für zweieinhalb Jahre auf dessen Landgütern Burgörner bei Mansfeld und Auleben bei Nordhausen. Humboldts führten eine unkonventionelle Ehe mit vielen Freiheiten. Caroline von Humboldt lebte trotz acht Kindern ihre kulturellen Interessen aus und war eine ebenbürtige Partnerin. Der große preußische Staatsmann, Gelehrte und Bildungsreformer hatte also Thüringen viel zu verdanken.  
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Das Schloss war 1518 durch die Grafen von Schwarzburg errichtet worden. 1756 hatte Karl Friedrich von Dacheröden das Fürstengut erworben. Besonders Caroline besaß eine tiefe Beziehung zu Auleben, das sie seit ihrer Kindheit häufig besucht hatte. So blieb ihr etwa das Aufsuchen eines schönen Gesichtspunktes auf den Bergen bei Auleben im Gedächtnis. In der Tat bieten sich von den Höhen südlich des Ortes, dem Solberg, wunderbare Ausblicke Richtung Harz und Kyffhäuser.
Das Schloss war 1518 durch die Grafen von Schwarzburg errichtet worden. 1756 hatte Karl Friedrich von Dacheröden das Fürstengut erworben. Besonders Caroline besaß eine tiefe Beziehung zu Auleben, das sie seit ihrer Kindheit häufig besucht hatte. So blieb ihr etwa das Aufsuchen eines schönen Gesichtspunktes auf den Bergen bei Auleben im Gedächtnis. In der Tat bieten sich von den Höhen südlich des Ortes, dem Solberg, wunderbare Ausblicke Richtung Harz und Kyffhäuser.
   
   
Heute erinnert im Humboldtschen Schloss, dem Kulturzentrum der Gemeinde, eine Ausstellung an die besondere Geschichte des Gebäudes. Allerdings ist es keineswegs das einzig Sehenswerte im 1992 gekürten Europadorf Thüringens. Von der Besiedelung seit der Jungsteinzeit, befördert durch die Salzquellen am Solberg, künden viele archäologische Funde. Die Ersterwähnung von Awenleibe geht möglicherweise auf eine später kopierte Urkunde von 819 zurück, was mehrfach Anlass für große Jubiläumsfeierlichkeiten war. Das Dorf in der fruchtbaren Goldenen Aue wurde Sitz von gleich fünf Rittergütern. Die Herren von Biela, von Schlotheim, von Rüxleben, von Wintzingerode und von Dacheröden hinterließen ansehnliche Hofkomplexe, die teils noch immer zu bewundern sind.  
Heute erinnert im Humboldtschen Schloss (Foto: Andreas Glock), dem Kulturzentrum der Gemeinde, eine Ausstellung an die besondere Geschichte des Gebäudes. Allerdings ist es keineswegs das einzig Sehenswerte im 1992 gekürten Europadorf Thüringens. Von der Besiedelung seit der Jungsteinzeit, befördert durch die Salzquellen am Solberg, künden viele archäologische Funde. Die Ersterwähnung von Awenleibe geht möglicherweise auf eine später kopierte Urkunde von 819 zurück, was mehrfach Anlass für große Jubiläumsfeierlichkeiten war. Das Dorf in der fruchtbaren Goldenen Aue wurde Sitz von gleich fünf Rittergütern. Die Herren von Biela, von Schlotheim, von Rüxleben, von Wintzingerode und von Dacheröden hinterließen ansehnliche Hofkomplexe, die teils noch immer zu bewundern sind.  





Version vom 15. Februar 2019, 09:42 Uhr

Wilhelm von Humboldt und Thüringen

Im „Europadorf“ Auleben in der Goldenen Aue erinnert das Humboldt-Schloss an die Aufenthalte Wilhelm von Humboldts und dessen Gattin Caroline. Darüber hinaus hat die Gemeinde mit ihren fünf Rittergütern historisch einiges zu bieten.


HumboldtSchloss.jpg

Am 29. Juni 1791 fand im Haus Dacheröden am Erfurter Anger die Hochzeit Wilhelm von Humboldts mit Caroline von Dacheröden statt. Eine Gedenktafel an dem prächtigen Renaissancebau verweist auf dessen kulturgeschichtliche Bedeutung. Es fallen dort auch die Namen Goethe und Schiller, die hier ein und aus gingen. Das Haus gehörte Humboldts Schwiegervater Karl Friedrich von Dacheröden, einem Vertrauten des kurmainzischen Statthalters Karl Theodor von Dalberg.

Wilhelm von Humboldt hatte sich hier 1789 heimlich mit der Tochter Dacherödens verlobt. Nachdem auch die Eltern überzeugt werden konnten, heirateten beide mit großer Gesellschaft im Hause des Schwiegervaters. Anschließend lebte das Paar für zweieinhalb Jahre auf dessen Landgütern Burgörner bei Mansfeld und Auleben bei Nordhausen. Humboldts führten eine unkonventionelle Ehe mit vielen Freiheiten. Caroline von Humboldt lebte trotz acht Kindern ihre kulturellen Interessen aus und war eine ebenbürtige Partnerin. Der große preußische Staatsmann, Gelehrte und Bildungsreformer hatte also Thüringen viel zu verdanken.

Der Aufenthalt des jungen Paares mit dem ersten Töchterchen Caroline in Auleben von August 1792 bis März 1793 blieb den Humboldts zeitlebens als unsere schöne Jugendzeit in guter Erinnerung. Die Familie feierte ein unbeschwertes Weihnachtsfest, Wilhelm und Caroline trieben gemeinsam intensive Griechischstudien. Später kehrte Humboldt – nach dem Tode von Dacherödens 1809 wurde Caroline Besitzerin des Gutes – noch einige Male zu Inspektionen nach Auleben zurück. Er spielte sogar mit dem Gedanken, den Familiensitz ganz hierher zu verlegen. Auch Caroline besuchte 1814 noch einmal Auleben.

Das Schloss war 1518 durch die Grafen von Schwarzburg errichtet worden. 1756 hatte Karl Friedrich von Dacheröden das Fürstengut erworben. Besonders Caroline besaß eine tiefe Beziehung zu Auleben, das sie seit ihrer Kindheit häufig besucht hatte. So blieb ihr etwa das Aufsuchen eines schönen Gesichtspunktes auf den Bergen bei Auleben im Gedächtnis. In der Tat bieten sich von den Höhen südlich des Ortes, dem Solberg, wunderbare Ausblicke Richtung Harz und Kyffhäuser.

Heute erinnert im Humboldtschen Schloss (Foto: Andreas Glock), dem Kulturzentrum der Gemeinde, eine Ausstellung an die besondere Geschichte des Gebäudes. Allerdings ist es keineswegs das einzig Sehenswerte im 1992 gekürten Europadorf Thüringens. Von der Besiedelung seit der Jungsteinzeit, befördert durch die Salzquellen am Solberg, künden viele archäologische Funde. Die Ersterwähnung von Awenleibe geht möglicherweise auf eine später kopierte Urkunde von 819 zurück, was mehrfach Anlass für große Jubiläumsfeierlichkeiten war. Das Dorf in der fruchtbaren Goldenen Aue wurde Sitz von gleich fünf Rittergütern. Die Herren von Biela, von Schlotheim, von Rüxleben, von Wintzingerode und von Dacheröden hinterließen ansehnliche Hofkomplexe, die teils noch immer zu bewundern sind.


Steffen Raßloff: Humboldts Refugium. Das Europadorf Auleben. In: Thüringen. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2018. S. 56 f.


Siehe auch: Geschichte Thüringens, Humboldt und Erfurt