Visionen Peterskirche Stadtkrone Buga: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach der Unterwerfung Erfurts durch seinen Stadtherrn, den Mainzer Erzbischof, im Jahre 1664 änderte sich das Umfeld des Klosters durch die Errichtung der '''[[Petersberg|Zitadelle Petersberg]]''' nachhaltig. Es befand sich nun inmitten gewaltiger Befestigungsanlagen, die bis heute erhalten geblieben sind. Dass Kirche und Kloster weitgehend aus dem Stadtbild verschwanden, haben die Preußen zu verantworten. Nach den kriegsbedingten '''[[Belagerung_Erfurt_1813/14|Zerstörungen 1813]]''' rissen sie die Reste des Klosters ab und errichteten stattdessen die riesige Defensionskaserne. Die Kirche wurde ihrer Türme beraubt und auf die Hälfte der einstigen Höhe zurück gebaut (Abb. 2, TomKidd). Fortan nutzte man sie bis in die DDR-Zeit als Lagerhaus. Welches Kulturgut hierbei verloren gegangen ist, lässt ein Modell im '''[[Stadtmuseum Erfurt ]]''' erahnen (Abb. 3, Dirk Urban).  
Nach der Unterwerfung Erfurts durch seinen Stadtherrn, den Mainzer Erzbischof, im Jahre 1664 änderte sich das Umfeld des Klosters durch die Errichtung der '''[[Petersberg|Zitadelle Petersberg]]''' nachhaltig. Es befand sich nun inmitten gewaltiger Befestigungsanlagen, die bis heute erhalten geblieben sind. Dass Kirche und Kloster weitgehend aus dem Stadtbild verschwanden, haben die Preußen zu verantworten. Nach den kriegsbedingten '''[[Belagerung_Erfurt_1813/14|Zerstörungen 1813]]''' rissen sie die Reste des Klosters ab und errichteten stattdessen die riesige Defensionskaserne. Die Kirche wurde ihrer Türme beraubt und auf die Hälfte der einstigen Höhe zurück gebaut (Abb. 2, TomKidd). Fortan nutzte man sie bis in die DDR-Zeit als Lagerhaus. Welches Kulturgut hierbei verloren gegangen ist, lässt ein Modell im '''[[Stadtmuseum Erfurt ]]''' erahnen (Abb. 3, Dirk Urban).  


Anfang des 20. Jahrhunderts führte die Rückbesinnung auf den großen kulturgeschichtlichen Wert der einstigen Kirche zu Bemühungen um ihre Rekonstruktion. Von 1905 bis 1911 wirkte eine „Vereinigung für Wiederherstellung der Peterskirche“. 1914 bewilligten die Stadt 60.000 Mark für die Rekonstruktion, die vom Ersten Weltkrieg verhindert wurde. Im folgenden "Zeitalter der Extreme" gab es mehrfach Pläne, die die Kirche und ihr Umfeld einschneidend verändert hätten. Hierzu zählen die Entwürfe für ein NS-Forum mit der Kirche als "Ehrenhalle" von Theo Kellner 1942 oder die modernen Umgestaltungspläne für den Petersberg mit einem Hochhaus aus der DDR-Zeit.   
Anfang des 20. Jahrhunderts führte die Rückbesinnung auf den großen kulturgeschichtlichen Wert der einstigen Kirche zu Bemühungen um ihre Rekonstruktion. Von 1905 bis 1911 wirkte eine „Vereinigung für Wiederherstellung der Peterskirche“. 1914 bewilligten die Stadt 60.000 Mark für die Rekonstruktion, die vom Ersten Weltkrieg verhindert wurde. Im folgenden "Zeitalter der Extreme" gab es mehrfach Pläne, die die Kirche und ihr Umfeld einschneidend verändert hätten. Hierzu zählen die Entwürfe für ein NS-Forum mit der Kirche als "Ehrenhalle" von Theo Kellner 1942 oder die radikalen Umgestaltungspläne für den Petersberg mit einem Hochhaus aus der DDR-Zeit.   


Nach 1989 rückte der Torso wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Im zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gehörenden Bauwerk ist seit 1993 das Forum Konkrete Kunst ansässig. Mit der Vorbereitung auf die '''[[Bundesgartenschau Erfurt 2021|Bundesgartenschau 2021]]''' sollte die Peterskirche als eines der wichtigsten Kulturdenkmale Thüringens noch stärker erlebbar werden. Eine Rekonstruktion wäre wohl zu ambitioniert und ist auch denkmalpflegerisch umstritten. Die Sanierung des Baukörpers und eine Ertüchtigung als lebendiger Ausstellungs- und Veranstaltungsort  brächten aber eine nachhaltige Aufwertung. Darüber hinaus hat die Idee einer modernen, nicht in die Bausubstanz eingreifenden Simulation der Osttürme bereits für eine lebhafte Diskussion gesorgt.   
Nach 1989 rückte der Torso wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Im zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gehörenden Bauwerk ist seit 1993 das Forum Konkrete Kunst ansässig. Mit der Vorbereitung auf die '''[[Bundesgartenschau Erfurt 2021|Bundesgartenschau 2021]]''' sollte die Peterskirche als eines der wichtigsten Kulturdenkmale Thüringens noch stärker erlebbar werden. Eine Rekonstruktion wäre wohl zu ambitioniert und ist auch denkmalpflegerisch umstritten. Die Sanierung des Baukörpers und eine Ertüchtigung als lebendiger Ausstellungs- und Veranstaltungsort  brächten aber eine nachhaltige Aufwertung. Darüber hinaus hat die Idee einer modernen, nicht in die Bausubstanz eingreifenden Simulation der Osttürme bereits für eine lebhafte Diskussion gesorgt.   

Version vom 23. Dezember 2014, 11:23 Uhr

Peterskirche

Initiative zur Wiederbelebung der Stadtkrone Peterskirche

Die Peterskirche dominierte über Jahrhunderte neben Dom und Severikirche die Stadtsilhouette von Erfurt. Mit dem Schwung der Bundesgartenschau 2021 gilt es dieses bedeutende Kulturdenkmal wieder aufzuwerten.


Peterskirche.Valdeig.2.jpg
Peterskirche Erfurt 2.jpg
Peterskloster.Modell1.jpg

Über Jahrhunderte war die romanische Klosterkirche St. Peter und Paul neben Dom und Severikirche die weithin ausstrahlende zweite Stadtkrone Erfurts (Abb. 1, Kloster um 1660, Jürgen Valdeig). Der seit 1060 dort ansässige Benediktinerorden hatte von 1103 bis 1147 dieses Gotteshaus errichtet. Es wurde auch zum Ort großer politischer Ereignisse, wie der Unterwerfung Heinrichs des Löwen unter Kaiser Barbarossa 1181 oder der Reichstag König Rudolfs von Habsburg 1289/90. An beides erinnert eines der Wandbilder im Rathausfestsaal.

Schon in der „Weltchronik“ des Hartmann Schedel von 1493, der wir die erste Stadtansicht Erfurts verdanken, ist gleich zu Beginn die Rede von „einem hohen Berg, den man Sankt Peters nennet“ und auf dem sich ein altehrwürdiges Kloster befinde. Fortan finden wir auf allen Ansichten und Stadtplänen jenen imposanten Komplex, dessen Türme am höchsten gen Himmel ragen. Nach jüngsten Forschungen waren dies bis ins ausgehende Mittelalter sogar vier, da man die beiden Westtürme nunmehr hat nachweisen können.

Nach der Unterwerfung Erfurts durch seinen Stadtherrn, den Mainzer Erzbischof, im Jahre 1664 änderte sich das Umfeld des Klosters durch die Errichtung der Zitadelle Petersberg nachhaltig. Es befand sich nun inmitten gewaltiger Befestigungsanlagen, die bis heute erhalten geblieben sind. Dass Kirche und Kloster weitgehend aus dem Stadtbild verschwanden, haben die Preußen zu verantworten. Nach den kriegsbedingten Zerstörungen 1813 rissen sie die Reste des Klosters ab und errichteten stattdessen die riesige Defensionskaserne. Die Kirche wurde ihrer Türme beraubt und auf die Hälfte der einstigen Höhe zurück gebaut (Abb. 2, TomKidd). Fortan nutzte man sie bis in die DDR-Zeit als Lagerhaus. Welches Kulturgut hierbei verloren gegangen ist, lässt ein Modell im Stadtmuseum Erfurt erahnen (Abb. 3, Dirk Urban).

Anfang des 20. Jahrhunderts führte die Rückbesinnung auf den großen kulturgeschichtlichen Wert der einstigen Kirche zu Bemühungen um ihre Rekonstruktion. Von 1905 bis 1911 wirkte eine „Vereinigung für Wiederherstellung der Peterskirche“. 1914 bewilligten die Stadt 60.000 Mark für die Rekonstruktion, die vom Ersten Weltkrieg verhindert wurde. Im folgenden "Zeitalter der Extreme" gab es mehrfach Pläne, die die Kirche und ihr Umfeld einschneidend verändert hätten. Hierzu zählen die Entwürfe für ein NS-Forum mit der Kirche als "Ehrenhalle" von Theo Kellner 1942 oder die radikalen Umgestaltungspläne für den Petersberg mit einem Hochhaus aus der DDR-Zeit.

Nach 1989 rückte der Torso wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Im zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gehörenden Bauwerk ist seit 1993 das Forum Konkrete Kunst ansässig. Mit der Vorbereitung auf die Bundesgartenschau 2021 sollte die Peterskirche als eines der wichtigsten Kulturdenkmale Thüringens noch stärker erlebbar werden. Eine Rekonstruktion wäre wohl zu ambitioniert und ist auch denkmalpflegerisch umstritten. Die Sanierung des Baukörpers und eine Ertüchtigung als lebendiger Ausstellungs- und Veranstaltungsort brächten aber eine nachhaltige Aufwertung. Darüber hinaus hat die Idee einer modernen, nicht in die Bausubstanz eingreifenden Simulation der Osttürme bereits für eine lebhafte Diskussion gesorgt.

Die Initiative von Heimatmaler Jürgen Valdeig und Historiker Dr. Steffen Raßloff, die durch Veranstaltungen, Medienbeiträge und Publikationen wie ein Leporello zur Geschichte der Peterskirche auf das Thema aufmerksam machen, traf auf ein großes Echo in der Bürgerschaft. Sie fand die Ermunterung durch Oberbürgermeister Andreas Bausewein, durch Kommunalpolitik und Gesellschaft und wurde vom Tourismusverein Erfurt aufgegriffen.


> Jürgen Valdeig/Steffen Raßloff: Die Peterskirche. 900 Jahre Stadtkrone im Wandel der Zeit. Leporello mit sieben Ansichten zur Geschichte der Peterskirche. Erfurt 2014.

> Vorschlag des Tourismusvereins Erfurt Eine neue Stadtkrone für Erfurt (2014)

> Bericht der Thüringer Allgemeine über die Diskussion zur Initiative Peterskirche (22.12.2014)