Visionen Peterskirche Stadtkrone Buga: Unterschied zwischen den Versionen

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Schon in der „Weltchronik“ des Hartmann Schedel von 1493, der wir die erste Stadtansicht Erfurts verdanken, ist gleich zu Beginn die Rede von „einem hohen Berg, den man Sankt Peters nennet“ und auf dem sich ein altehrwürdiges Kloster befinde. Fortan finden wir auf allen Ansichten und Stadtplänen jenen imposanten Komplex, dessen Türme am höchsten gen Himmel ragen. Nach jüngsten Forschungen waren dies bis ins ausgehende Mittelalter sogar vier, da man die beiden Westtürme nunmehr hat nachweisen können.
Schon in der „Weltchronik“ des Hartmann Schedel von 1493, der wir die erste Stadtansicht Erfurts verdanken, ist gleich zu Beginn die Rede von „einem hohen Berg, den man Sankt Peters nennet“ und auf dem sich ein altehrwürdiges Kloster befinde. Fortan finden wir auf allen Ansichten und Stadtplänen jenen imposanten Komplex, dessen Türme am höchsten gen Himmel ragen. Nach jüngsten Forschungen waren dies bis ins ausgehende Mittelalter sogar vier, da man die beiden Westtürme nunmehr hat nachweisen können.


Nach der Unterwerfung der autonomen Stadt Erfurt durch ihren Stadtherrn, den Mainzer Erzbischof, im Jahre 1664 änderte sich das Umfeld des Klosters durch die Errichtung der '''[[Petersberg|Zitadelle Petersberg]]''' nachhaltig. Es befand sich nun inmitten gewaltiger Befestigungsanlagen, die mehrfach modernisiert wurden und bis heute weitgehend erhalten geblieben sind.
Nach der Unterwerfung der autonomen Stadt Erfurt durch ihren Stadtherrn, den Mainzer Erzbischof, im Jahre 1664 änderte sich das Umfeld des Klosters durch die Errichtung der '''[[Petersberg|Zitadelle Petersberg]]''' nachhaltig. Es befand sich nun inmitten gewaltiger Befestigungsanlagen, die mehrfach modernisiert wurden und bis heute weitgehend erhalten geblieben sind. Dass Kirche und Kloster weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden sind, haben die Preußen zu verantworten. Nach den kriegsbedingten '''[[Belagerung_Erfurt_1813/14|Zerstörungen 1813]]''' rissen sie die Reste des Klosters ab und errichteten stattdessen die riesige Defensionskaserne. Die Kirche wurde ihrer Türme beraubt und auf die Hälfte der einstigen Höhe zurück gebaut (Abb. 2, TomKidd). Fortan nutzte man sie bis in die DDR-Zeit als Lagerhaus. Welches Kulturgut der Stadt Erfurt hierbei verloren gegangen ist, lässt ein Modell im Stadtmuseum erahnen.


Dass Kirche und Kloster weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden sind, haben die Preußen zu verantworten. Nach den kriegsbedingten '''[[Belagerung_Erfurt_1813/14|Zerstörungen 1813]]''' rissen sie die Reste des Klosters ab und errichteten stattdessen die riesige Defensionskaserne. Die Kirche wurde ihrer Türme beraubt und auf die Hälfte der einstigen Höhe zurück gebaut (Abb. 2, TomKidd). Fortan nutzte man sie bis in die DDR-Zeit als Lagerhaus. Welches Kulturgut der Stadt Erfurt hierbei verloren gegangen ist, lässt ein Modell im Stadtmuseum erahnen.  
Anfang des 20. Jahrhunderts führte die allmähliche Rückbesinnung auf den großen kulturgeschichtlichen Wert der einstigen Kirche zu ernsthaften Bemühungen um ihre Rekonstruktion. Von 1905 bis 1911 wirkte eine „Vereinigung für Wiederherstellung der Peterskirche“. 1914 bewilligten die städtischen Behörden 60.000 Mark für die Rekonstruktion, die vom unmittelbar danach ausbrechenden Ersten Weltkrieg verhindert wurde. Im hierauf folgenden "Zeitalter der Extreme" gab es mehrfach Pläne, die die Kirche und ihr Umfeld einschneidend verändert hätten. Hierzu zählen die Entwürfe für ein NS-Forum unter Einbeziehung des Kirchenbaus als "Ehrenhalle" von Theo Kellner 1942 oder die modernen Umgestaltungspläne für den Petersberg mit einem Hochhaus aus der DDR-Zeit, die in ein radikales Umbauvorhaben der Innenstadt in Plattenbauweise eingebaut waren.


Anfang des 20. Jahrhunderts führte die allmähliche Rückbesinnung auf den großen kulturgeschichtlichen Wert der einstigen Kirche zu ernsthaften Bemühungen um ihre Rekonstruktion. Von 1905 bis 1911 wirkte eine „Vereinigung für Wiederherstellung der Peterskirche“. 1914 bewilligten die städtischen Behörden 60.000 Mark für die Rekonstruktion, die vom unmittelbar danach ausbrechenden Ersten Weltkrieg verhindert wurde.
Nach 1989 rückte der Torso der Peterskirche wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Im heute zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gehörenden Bauwerk ist seit 1993 das Forum Konkrete Kunst ansässig. Mit der Vorbereitung auf die '''[[Bundesgartenschau Erfurt 2021|Bundesgartenschau 2021]]''' sollte die Peterskirche als eines der wichtigsten Kulturdenkmale unserer Stadt noch stärker erlebbar werden. Eine komplette Rekonstruktion wäre wohl zu ambitioniert und ist auch denkmalpflegerisch umstritten. Die Sanierung des Baukörpers und eine Ertüchtigung als lebendiger Ausstellungs- und Veranstaltungsort  brächten aber gleichwohl eine nachhaltige Aufwertung. Darüber hinaus hat die Idee einer modernen, die Bausubstanz nicht beeinträchtigenden Simulation der einstigen Osttürme bereits für eine lebhafte Diskussion mit viel Zustimmung gesorgt.   
 
Im hierauf folgenden "Zeitalter der Extreme" gab es mehrfach Pläne, die die Kirche und ihr Umfeld einschneidend verändert hätten. Hierzu zählen die Entwürfe für ein NS-Forum unter Einbeziehung des Kirchenbaus als "Ehrenhalle" von Theo Kellner 1942 oder die modernen Umgestaltungspläne für den Petersberg mit einem Hochhaus aus der DDR-Zeit, die in ein radikales Umbauvorhaben der Innenstadt in Plattenbauweise eingebaut waren. 
 
Nach 1989 rückte der Torso der Peterskirche wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Im heute zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gehörenden Bauwerk ist seit 1993 das Forum Konkrete Kunst ansässig. Mit der Vorbereitung auf die '''[[Bundesgartenschau Erfurt 2021|Bundesgartenschau 2021]]''' sollte die Peterskirche als eines der wichtigsten Kulturdenkmale unserer Stadt noch stärker erlebbar werden.  
 
Eine komplette Rekonstruktion wäre wohl zu ambitioniert und ist auch denkmalpflegerisch umstritten. Die Sanierung des Baukörpers und eine Ertüchtigung als lebendiger Ausstellungs- und Veranstaltungsort  brächten aber gleichwohl eine nachhaltige Aufwertung. Darüber hinaus hat die Idee einer modernen, die Bausubstanz nicht beeinträchtigenden Simulation der einstigen Osttürme bereits für eine lebhafte Diskussion mit viel Zustimmung gesorgt.   


Die Initiative von Heimatmaler '''[[Jürgen Valdeig]]''' und Historiker '''[[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]]''', die u.a. durch Veranstaltungen, Medienbeiträge und Publikationen wie ein '''[[Leporello Peterskirche Erfurt|Leporello]]''' zur Geschichte der Peterskirche auf das Thema aufmerksam machen, traf auf ein großes Echo in der Bürgerschaft. Sie fand die Ermunterung durch Oberbürgermeister Andreas Bausewein, durch Kommunalpolitik und Gesellschaft und wurde vom Tourismusverein Erfurt aufgegriffen.  
Die Initiative von Heimatmaler '''[[Jürgen Valdeig]]''' und Historiker '''[[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]]''', die u.a. durch Veranstaltungen, Medienbeiträge und Publikationen wie ein '''[[Leporello Peterskirche Erfurt|Leporello]]''' zur Geschichte der Peterskirche auf das Thema aufmerksam machen, traf auf ein großes Echo in der Bürgerschaft. Sie fand die Ermunterung durch Oberbürgermeister Andreas Bausewein, durch Kommunalpolitik und Gesellschaft und wurde vom Tourismusverein Erfurt aufgegriffen.  

Version vom 20. Dezember 2014, 10:24 Uhr

Peterskirche

Initiative zur Wiederbelebung der Stadtkrone Peterskirche

Die Peterskirche dominierte über Jahrhunderte neben Dom und Severikirche die Stadtsilhouette von Erfurt. Mit dem Schwung der Bundesgartenschau 2021 gilt es dieses bedeutende Kulturdenkmal wieder aufzuwerten.


Peterskirche.Valdeig.2.jpg
Peterskirche Erfurt 2.jpg

Über Jahrhunderte war die romanische Klosterkirche St. Peter und Paul neben Dom und Severikirche die weithin ausstrahlende zweite Stadtkrone Erfurts (Abb. 1, Kloster um 1660, Jürgen Valdeig). Der seit 1060 dort ansässige Benediktinerorden hatte von 1103 bis 1147 dieses Gotteshaus errichtet. Es wurde auch zum Ort großer politischer Ereignisse, wie der Unterwerfung Heinrichs des Löwen unter Kaiser Barbarossa 1181 oder der Reichstag König Rudolfs von Habsburg 1289/90. An beides erinnert eines der Wandbilder im Rathausfestsaal.

Schon in der „Weltchronik“ des Hartmann Schedel von 1493, der wir die erste Stadtansicht Erfurts verdanken, ist gleich zu Beginn die Rede von „einem hohen Berg, den man Sankt Peters nennet“ und auf dem sich ein altehrwürdiges Kloster befinde. Fortan finden wir auf allen Ansichten und Stadtplänen jenen imposanten Komplex, dessen Türme am höchsten gen Himmel ragen. Nach jüngsten Forschungen waren dies bis ins ausgehende Mittelalter sogar vier, da man die beiden Westtürme nunmehr hat nachweisen können.

Nach der Unterwerfung der autonomen Stadt Erfurt durch ihren Stadtherrn, den Mainzer Erzbischof, im Jahre 1664 änderte sich das Umfeld des Klosters durch die Errichtung der Zitadelle Petersberg nachhaltig. Es befand sich nun inmitten gewaltiger Befestigungsanlagen, die mehrfach modernisiert wurden und bis heute weitgehend erhalten geblieben sind. Dass Kirche und Kloster weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden sind, haben die Preußen zu verantworten. Nach den kriegsbedingten Zerstörungen 1813 rissen sie die Reste des Klosters ab und errichteten stattdessen die riesige Defensionskaserne. Die Kirche wurde ihrer Türme beraubt und auf die Hälfte der einstigen Höhe zurück gebaut (Abb. 2, TomKidd). Fortan nutzte man sie bis in die DDR-Zeit als Lagerhaus. Welches Kulturgut der Stadt Erfurt hierbei verloren gegangen ist, lässt ein Modell im Stadtmuseum erahnen.

Anfang des 20. Jahrhunderts führte die allmähliche Rückbesinnung auf den großen kulturgeschichtlichen Wert der einstigen Kirche zu ernsthaften Bemühungen um ihre Rekonstruktion. Von 1905 bis 1911 wirkte eine „Vereinigung für Wiederherstellung der Peterskirche“. 1914 bewilligten die städtischen Behörden 60.000 Mark für die Rekonstruktion, die vom unmittelbar danach ausbrechenden Ersten Weltkrieg verhindert wurde. Im hierauf folgenden "Zeitalter der Extreme" gab es mehrfach Pläne, die die Kirche und ihr Umfeld einschneidend verändert hätten. Hierzu zählen die Entwürfe für ein NS-Forum unter Einbeziehung des Kirchenbaus als "Ehrenhalle" von Theo Kellner 1942 oder die modernen Umgestaltungspläne für den Petersberg mit einem Hochhaus aus der DDR-Zeit, die in ein radikales Umbauvorhaben der Innenstadt in Plattenbauweise eingebaut waren.

Nach 1989 rückte der Torso der Peterskirche wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Im heute zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gehörenden Bauwerk ist seit 1993 das Forum Konkrete Kunst ansässig. Mit der Vorbereitung auf die Bundesgartenschau 2021 sollte die Peterskirche als eines der wichtigsten Kulturdenkmale unserer Stadt noch stärker erlebbar werden. Eine komplette Rekonstruktion wäre wohl zu ambitioniert und ist auch denkmalpflegerisch umstritten. Die Sanierung des Baukörpers und eine Ertüchtigung als lebendiger Ausstellungs- und Veranstaltungsort brächten aber gleichwohl eine nachhaltige Aufwertung. Darüber hinaus hat die Idee einer modernen, die Bausubstanz nicht beeinträchtigenden Simulation der einstigen Osttürme bereits für eine lebhafte Diskussion mit viel Zustimmung gesorgt.

Die Initiative von Heimatmaler Jürgen Valdeig und Historiker Dr. Steffen Raßloff, die u.a. durch Veranstaltungen, Medienbeiträge und Publikationen wie ein Leporello zur Geschichte der Peterskirche auf das Thema aufmerksam machen, traf auf ein großes Echo in der Bürgerschaft. Sie fand die Ermunterung durch Oberbürgermeister Andreas Bausewein, durch Kommunalpolitik und Gesellschaft und wurde vom Tourismusverein Erfurt aufgegriffen.


> Jürgen Valdeig/Steffen Raßloff: Die Peterskirche. 900 Jahre Stadtkrone im Wandel der Zeit. Leporello mit sieben Ansichten zur Geschichte der Peterskirche. Erfurt 2014.

> Vorschlag des Tourismusvereins Erfurt Eine neue Stadtkrone für Erfurt (2014)