Stadtmuseum Denkmale

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Stadtmuseum Erfurt

Spinne im Netz der Denkmallandschaft

DENKMALE IN ERFURT (175): Das Stadtmuseum bündelt die historische Erinnerung und ist zugleich selbst ein herausragendes Kulturdenkmal.


Seit 40 Jahren dient das prächtige Renaissancegebäude „Haus zum Stockfisch“ in der Johannesstraße als Museum für Stadtgeschichte. Vor 20 Jahren erfolgte eine umfassende Sanierung und Neukonzeption. Seit 1994 bietet das Stadtmuseum Erfurt einen Überblick über alle Epochen der Stadthistorie. Neben einer modernen Gestaltung und pädagogischen Angeboten ziehen besonders die authentischen Exponate die Besucher an. Glanzstücke sind etwa die Insignien der Universität Erfurt, mit ihrer Gründung 1379 die älteste im heutigen Deutschland, oder der vermutliche Schreibkasten Martin Luthers. Bis in die jüngste Vergangenheit lässt sich Erfurter Geschichte am konkreten Objekt nachvollziehen, momentan etwa anlässlich der 100. Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkriegs. Sehr bemüht ist man dabei, Verknüpfungen mit den zahlreichen historischen Orten in der Stadt herzustellen. Deshalb versteht sich das Museum auch als „Spinne im Netz“ einer dicht geknüpften Erinnerungslandschaft.

Auch viele der großartigen Bau- und Kulturdenkmale, die sich im Laufe der Jahrhunderte verändert haben oder gänzlich aus dem Stadtbild verschwunden sind, können im Stadtmuseum wiederentdeckt werden. Neben zahllosen historischen Bildern, Fotos oder Plänen dienen hierzu anschaulich originale Relikte, wie die Supraporte des Alten Rathauses oder Gewölbeschlusssteine der 1945 zerstörten Barfüßerkirche. Großer Beliebtheit erfreuen sich die detailreichen Modelle, die beispielsweise das 1813 zerstörte Peterskloster und das Bahnhofsviertel vor Errichtung des Hauptbahnhofes um 1880 zeigen. Prunkstück ist das große Stadtmodell von Robert Huth, das die ganze Stadt Erfurt unmittelbar vor der Entfestigung 1873 präsentiert. Ebenso werden die bedeutenden Ereignisse, Persönlichkeiten oder Einrichtungen, die in Denkmalform im öffentlichen Raum gewürdigt werden, im Museum in ihren historischen Kontext eingeordnet.

Nicht zuletzt ist das seit 1607 auf einem älteren Gewölbekeller errichtete Gebäude selbst ein wertvolles Bau- und Kulturdenkmal. Im Stil der Spätrenaissance steht es für die letzte Blütezeit des Erfurter Waidhandels, der der Mittelaltermetropole über Jahrhunderte Reichtum und Macht mit gesichert hatte. Die in Thüringen erfolgreich angebaute Waid-Pflanze war Grundlage für das in einem mehrstufigen Prozess gewonnene begehrte Blau-Färbemittel. Bauherr Paul Ziegler gehörte als Waidhändler und Biereige zu den reichsten Bürgern der Stadt, was er auch deutlich zeigen wollte. Die Fassade zeichnet sich im Erdgeschoss durch das Schachbrettmuster mit hervorspringenden und zurückstehenden Steinquadern aus. Der zweigeschossige Erker mit Ziergiebel und das Portal sind prächtig geschmückt. Dort findet sich auch der für das Haus namensgebende „Stockfisch“.