Rüstung in Erfurt 1935-1945: Unterschied zwischen den Versionen

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Siehe auch: '''[[Erfurt im Nationalsozialismus]]''', '''[[Militär in Erfurt]]''', '''[[Stadtmuseum Erfurt]]'''
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Version vom 22. Oktober 2015, 07:14 Uhr

Rüstung im Dritten Reich

Beitrag der TA-Serie 70 Jahre Kriegsende 1945 von Dr. Steffen Raßloff (21.03.2015)


K98.jpg

Waffen für die Wehrmacht

70 Jahre Kriegsende (12): Das traditionelle Rüstungszentrum Erfurt wurde ab 1935 ganz in den Dienst der Aufrüstung gestellt.


Erfurt gehörte einst zu den großen und traditionsreichen Rüstungsstandorten in Deutschland. Schon 1862 hatte der preußische Staat die Königliche Gewehrfabrik im Brühl angesiedelt. Sie wurde zum Rückgrat der Branche und zugleich zu einem der wichtigsten Industrieunternehmen in Erfurt überhaupt. Ein Markenzeichen des Staatsunternehmens war das seit 1898 hergestellte und nach seinem ersten Baujahr benannte Gewehr G 98. In verkürzter Karabiner-Form sprach man vom K 98. Die Mehrladewaffe besaß ein Magazin mit fünf Patronen vom Kaliber 7,92 mm. Als Standardgewehr des preußischen und anderer deutscher Heere verließen tausende Exemplare das große Werksgelände hinter dem Dom. Im Ersten Weltkrieg 1914/18 sollte Erfurt schließlich zu einer der größten Rüstungsschmieden Deutschlands aufsteigen. Allein in der Gewehrfabrik waren bis zu 20.000 Mitarbeiter beschäftigt, insgesamt sollen es in 650 Rüstungsbetrieben an die 42.000 gewesen sein.

Nach dem verlorenen Krieg musste auch die Rüstungsproduktion eingestellt werden. Im Brühl stellte man fortan u.a. Schreibmaschinen her, die später unter den Marken Olympia und Optima Weltruf erlangten. Allerdings war dies vorerst nur eine Übergangslösung. Mit der Aufstellung der Wehrmacht und der Wiederaufrüstung ab 1935 kehrte auch die Rüstung nach Erfurt zurück. Neben der Gewehrfabrik entstanden weitere große Unternehmen, andere wurden auf Rüstung umgestellt. In den Firmen ERMA und FEIMA etwa produzierte Erfurts „Wehrwirtschaftsführer“ Berthold Geipel Feuerwaffen in großer Stückzahl. Das Stadtmuseum „Haus zum Stockfisch“ verfügt über eine Reihe der damals hergestellten Schusswaffen.

Darunter befindet sich ein bis zum Kriegsende in riesiger Stückzahl produziertes Gewehr K 98 von 1935 (siehe Abb.) und eine Maschinenpistole ERMA MPi 40 von 1943. Ein weiteres Schlaglicht auf die Kriegswirtschaft wirft die in der benachbarten Vitrine aufbewahrte Schreibmaschine „Robust“ des Olympia-Werkes, mit der zahllose Wehrmachtberichte verfasst wurden. Mit dem dramatischen Zunehmen der Luftangriffe auf Erfurt 1944/45 gerieten auch die Rüstungsbetriebe ins Visier der angloamerikanischen Bomber. Gewehrfabrik und ERMA wurden mehrfach schwer getroffen, bei der Einnahme der Stadt am 12. April 1945 fiel noch das Bürogebäude am Mainzerhofplatz Artilleriebeschuss zum Opfer. Bei diesen Luftangriffen kamen zahlreiche Arbeiter und Angestellte ums Leben. Zu den Opfern gehörten auch die vielen ausländischen Zwangsarbeiter, ohne die die Rüstung längst zusammengebrochen wäre. Ein typisches Zwangsarbeitslager hatte man nahe der ERMA eingerichtet, die sich auf dem heutigen Campus der Fachhochschule in der Altonaer Straße befand. Zwischen Leipziger, Bremer, Emdener und Greifswalder Straße waren in 17 Baracken rund 2000 Zwangsarbeiter untergebracht. (Foto: Dirk Urban)


Siehe auch: Erfurt im Nationalsozialismus, Militär in Erfurt, Fremdarbeiter in Erfurt, Stadtmuseum Erfurt