Lutherstein Stotternheim: Unterschied zwischen den Versionen

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Standort: bei Stotternheim


für: '''[[Martin Luther]]''' (1483-1546)
'''Urknall der Reformation'''


Einweihung: 1917
DENKMALE IN ERFURT (17): Der '''''Lutherstein''''' bei Stotternheim markiert einen Ort von welthistorischer Bedeutung. Mit dem „Gewittererlebnis“ von 1505 begann Luthers Weg zum Reformator.


[[Datei:Lutherstein.jpg|280px|right]]Der Countdown läuft. Vom Reformationstag am kommenden Montag an sind es noch genau sechs Jahre bis zum großen 500. Jubiläum. Die Würdigung des legendären Wittenberger Thesenanschlages vom 31. Oktober 1517 wirft ihre Schatten mit der sogenannten Luther-Dekade weit voraus. Auch in der Lutherstadt Erfurt wird man das Jubiläum samt seiner Vorwehen gebührend würdigen bzw. ist schon mitten drin. Dabei steht im Mittelpunkt, dass es ohne den jungen Luther, den Erfurter Studenten und Mönch, die Reformation wohl so nie gegeben hätte. Schon beim letzten Reformations-Säkulum 1917 war man sich dessen in Erfurt wohl bewusst.
[[Datei:Lutherstein.jpg|280px|right]]Am Nachmittag des 4. November 1917, Sonntag nach dem 400. Reformationstag, erfolgte nahe Stotternheim die Einweihung eines Luther-Gedenksteines. Dieser nahm auf jenes sagenumwobene Gewittererlebnis vom 2. Juli 1505 Bezug, das den Erfurter Jura-Studenten zum Eintritt ins Kloster der Augustinereremiten bewog. Über der Einweihungsfeier lag der nationalprotestantische Geist des Ersten Weltkrieges, in dem man Luther als Hoffnungsträger der Deutschen beschwor. Erfurts Gymnasialdirektor Prof. Dr. Johannes Biereye rief in seiner Festrede dazu auf, "mit dem Glaubensmut und der Glaubenskraft Luthers weiter zu leben und zu kämpfen in aller Not und Gefahr, die uns in dieser Welt umdräut".


Der unbehauene Gedenkstein aus schwedischem Granit nennt den Ort "Werdepunkt der Reformation", auf der Rückseite wird ihm im Pathos der Zeit das Prädikat "Geweihte Erde" verliehen. Freilich lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob Luther auf dem Rückweg vom heimischen Mansfeld tatsächlich beim Einschlag eines Blitzes an dieser Stelle spontan den Schwur tat "Hilf du, heilige Anna, ich will ein Mönch werden!" und diesen dann als göttliche Fügung konsequent umsetzte. Theologen und Historiker vermuten vielmehr einen längeren Prozess, der zur Hinwendung ins Religiöse führte. Sicher ist aber, dass mit dem Eintritt in das Erfurter Augustinerkloster am 17. Juli 1505 die intensive Auseinandersetzung Martin Luthers mit der Frage begann, wie er einen gnädigen Gott bekommen könne. Hier liegen wesentliche Wurzeln der Reformation.
Am 4. November 1917, dem Sonntag nach dem 400. Reformationstag, erfolgte nahe Stotternheim die Einweihung des Luther-Gedenksteines. Dieser nahm auf jenes sagenumwobene „Gewittererlebnis“ vom 2. Juli 1505 Bezug, das den Erfurter Jura-Studenten Martinus Ludher zum Eintritt ins Augustinerkloster bewogen hatte. Im nationalen Geist des Ersten Weltkrieges beschwor man Luther als Hoffnungsträger der Deutschen. Gymnasialdirektor Prof. Dr. Johannes Biereye rief dazu auf, „mit dem Glaubensmut und der Glaubenskraft Luthers weiter zu leben und zu kämpfen in aller Not und Gefahr, die uns in dieser Welt umdräut“. Der unbehauene Gedenkstein aus schwedischem Granit nennt den Ort „Werdepunkt der Reformation“, auf der Rückseite wird ihm im Pathos der Zeit das Prädikat „Geweihte Erde“ verliehen.  


 
Freilich lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob Luther auf dem Rückweg vom heimischen Mansfeld tatsächlich beim Einschlag eines Blitzes an dieser Stelle spontan den Schwur tat „Hilf du, heilige Anna, ich will ein Mönch werden!“ und diesen dann als göttliche Fügung konsequent umsetzte. Der Theologe Dr. Andreas Lindner von der Universität Erfurt, der sich eingehend mit dem Thema beschäftigt hat, vermutet vielmehr einen längeren Prozess, der zur Hinwendung ins Religiöse führte. Sicher ist aber, dass mit dem Eintritt in das Erfurter Augustinerkloster am 17. Juli 1505 die intensive Auseinandersetzung Luthers mit der Frage begann, wie er einen gnädigen Gott bekommen könne. Hier liegen wesentliche Wurzeln der lutherischen Theologie. Ist das Wort vom „Urknall der Reformation“ mit Blick auf den Stotternheimer Gewitterdonner also mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, steht die Bedeutung des anschließenden Klostereintritts außer Frage. Dies wurde erst jüngst vor den Augen der Welt beim Besuch von Papst Benedikt XVI. sehr deutlich.
Text: '''[[SteffenRassloff|Steffen Raßloff]] / Ruth Menzel: [[Denkmale in Erfurt]].''' Erfurt 2006. S. 64 f.

Version vom 4. Januar 2012, 13:19 Uhr

Luther-Gedenkstein Stotternheim

Urknall der Reformation

DENKMALE IN ERFURT (17): Der Lutherstein bei Stotternheim markiert einen Ort von welthistorischer Bedeutung. Mit dem „Gewittererlebnis“ von 1505 begann Luthers Weg zum Reformator.

Lutherstein.jpg

Der Countdown läuft. Vom Reformationstag am kommenden Montag an sind es noch genau sechs Jahre bis zum großen 500. Jubiläum. Die Würdigung des legendären Wittenberger Thesenanschlages vom 31. Oktober 1517 wirft ihre Schatten mit der sogenannten Luther-Dekade weit voraus. Auch in der Lutherstadt Erfurt wird man das Jubiläum samt seiner Vorwehen gebührend würdigen bzw. ist schon mitten drin. Dabei steht im Mittelpunkt, dass es ohne den jungen Luther, den Erfurter Studenten und Mönch, die Reformation wohl so nie gegeben hätte. Schon beim letzten Reformations-Säkulum 1917 war man sich dessen in Erfurt wohl bewusst.

Am 4. November 1917, dem Sonntag nach dem 400. Reformationstag, erfolgte nahe Stotternheim die Einweihung des Luther-Gedenksteines. Dieser nahm auf jenes sagenumwobene „Gewittererlebnis“ vom 2. Juli 1505 Bezug, das den Erfurter Jura-Studenten Martinus Ludher zum Eintritt ins Augustinerkloster bewogen hatte. Im nationalen Geist des Ersten Weltkrieges beschwor man Luther als Hoffnungsträger der Deutschen. Gymnasialdirektor Prof. Dr. Johannes Biereye rief dazu auf, „mit dem Glaubensmut und der Glaubenskraft Luthers weiter zu leben und zu kämpfen in aller Not und Gefahr, die uns in dieser Welt umdräut“. Der unbehauene Gedenkstein aus schwedischem Granit nennt den Ort „Werdepunkt der Reformation“, auf der Rückseite wird ihm im Pathos der Zeit das Prädikat „Geweihte Erde“ verliehen.

Freilich lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob Luther auf dem Rückweg vom heimischen Mansfeld tatsächlich beim Einschlag eines Blitzes an dieser Stelle spontan den Schwur tat „Hilf du, heilige Anna, ich will ein Mönch werden!“ und diesen dann als göttliche Fügung konsequent umsetzte. Der Theologe Dr. Andreas Lindner von der Universität Erfurt, der sich eingehend mit dem Thema beschäftigt hat, vermutet vielmehr einen längeren Prozess, der zur Hinwendung ins Religiöse führte. Sicher ist aber, dass mit dem Eintritt in das Erfurter Augustinerkloster am 17. Juli 1505 die intensive Auseinandersetzung Luthers mit der Frage begann, wie er einen gnädigen Gott bekommen könne. Hier liegen wesentliche Wurzeln der lutherischen Theologie. Ist das Wort vom „Urknall der Reformation“ mit Blick auf den Stotternheimer Gewitterdonner also mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, steht die Bedeutung des anschließenden Klostereintritts außer Frage. Dies wurde erst jüngst vor den Augen der Welt beim Besuch von Papst Benedikt XVI. sehr deutlich.