Luther Porzellan Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Porzellan aus der Luthersammlung des [[Stadtmuseum Erfurt|Erfurter Stadtmuseums]]'''
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Die bedeutende Luthersammlung des Stadtmuseums “Haus zum Stockfisch” Erfurt enthält Porzellane, die beispielhaft für den Lutherkult des 19. Jahrhunderts stehen.
Die bedeutende Luthersammlung des Stadtmuseums “Haus zum Stockfisch” Erfurt enthält Porzellane, die beispielhaft für den Lutherkult des 19. Jahrhunderts stehen (Foto: Dirk Urban).




[[Datei:Lutherporzellanklein.jpg|300px|right]]Erfurt gilt als wichtigster Luther-Erinnerungsort neben Wittenberg und der Wartburg. Dies schlägt sich auch in der großen Luthersammlung des Stadtmuseums “Haus zum Stockfisch” in der Erfurter Johannesstraße nieder. Direktor Hardy Eidam ist stolz auf “den herausragenden Bestand originaler Reformationsdrucke und Flugschriften sowie eine der umfangreichsten Sammlungen zur Luther-Rezeption bis ins 20. Jahrhundert”. Unter den Sammlungsstücken kann das Porzellan mit Luther- und Reformationsmotiven sicher nicht den höchsten historischen Wert für sich beanspruchen. Aber es steht beispielhaft für den Lutherkult des 19. Jahrhunderts, der auch auf diesem Wege seinen Platz in die Salons und guten Stuben des nationalprotestantischen Deutschlands fand. Andererseits war dies für die seit 1760 in Thüringen entstehenden Manufakturen, die längst nicht mehr exklusiv für Fürstenhöfe produzierten, natürlich ein einträgliches Marktsegment. Die Demonstration religiös-weltanschaulicher und kultureller Werte im eigenen Haushalt gehörte zum Selbstverständnis des Bürgertums. Luthermotiven war damit im “Kernland der Reformation” ein guter Absatz sicher.  
[[Datei:Lutherporzellanklein.jpg|400px|right]]Erfurt gilt als wichtigster Luther-Erinnerungsort neben Wittenberg und der Wartburg. Dies schlägt sich auch in der großen Luthersammlung des Stadtmuseums “Haus zum Stockfisch” in der Erfurter Johannesstraße nieder. Direktor Hardy Eidam ist stolz auf “den herausragenden Bestand originaler Reformationsdrucke und Flugschriften sowie eine der umfangreichsten Sammlungen zur Luther-Rezeption bis ins 20. Jahrhundert”. Unter den Sammlungsstücken kann das Porzellan mit Luther- und Reformationsmotiven sicher nicht den höchsten historischen Wert für sich beanspruchen. Aber es steht beispielhaft für den Lutherkult des 19. Jahrhunderts, der auch auf diesem Wege seinen Platz in die Salons und guten Stuben des nationalprotestantischen Deutschlands fand. Andererseits war dies für die seit 1760 in Thüringen entstehenden Manufakturen, die längst nicht mehr exklusiv für Fürstenhöfe produzierten, natürlich ein einträgliches Marktsegment. Die Demonstration religiös-weltanschaulicher und kultureller Werte im eigenen Haushalt gehörte zum Selbstverständnis des Bürgertums. Luthermotiven war damit im “Kernland der Reformation” ein guter Absatz sicher.  


Die Formen, Funktionen und Motive des Luther-Porzellans reichen vom klassischen Geschirr über Schmuckteller und Pokale bis hin zum Pfeifenkopf. Gezeigt werden Porträts, Lutherstätten, historische Situationen oder Gedenktexte. Neben Meißner und Produkten preußischer Manufakturen ist thüringisches Porzellan präsent. Der im Bild zu sehende große gerahmte Teller mit Brustbild Luthers aus dem Reformationsjubiläumsjahr 1817 wird ebenso Gotha zugeordnet wie die reich mit Gold verzierte Tasse samt Untertasse rechts. Ein Pokal in polychromer Malerei und Gold mit Gedenktext aus den selben Jahr (links) könnte der Ilmenauer Manusfaktur entstammen. Vermutlich auch in Thüringen gefertigt wurde der vordere Pfeifenkopf, der mit großer Detailfreude Luther auf dem Wormser Reichstag 1521 vor Kaiser Karl V. zeigt.
Die Formen, Funktionen und Motive des Luther-Porzellans reichen vom klassischen Geschirr über Schmuckteller und Pokale bis hin zum Pfeifenkopf. Gezeigt werden Porträts, Lutherstätten, historische Situationen oder Gedenktexte. Neben Meißner und Produkten preußischer Manufakturen ist thüringisches Porzellan präsent. Der im Bild zu sehende große gerahmte Teller mit Brustbild Luthers aus dem Reformationsjubiläumsjahr 1817 wird ebenso Gotha zugeordnet wie die reich mit Gold verzierte Tasse samt Untertasse rechts. Ein Pokal in polychromer Malerei und Gold mit Gedenktext aus den selben Jahr (links) könnte der Ilmenauer Manusfaktur entstammen. Vermutlich auch in Thüringen gefertigt wurde der vordere Pfeifenkopf, der mit großer Detailfreude Luther auf dem Wormser Reichstag 1521 vor Kaiser Karl V. zeigt.




Text: '''[[SteffenRassloff]]: Lutherkult Erfurt. Porzellane aus der Luthersammlung des Erfurter Stadtmuseums.'''  In: Kulturjournal Mittelthüringen 2/2010. S. 27.
Text: '''[[Steffen Raßloff]]: Lutherkult Erfurt. Porzellane aus der Luthersammlung des Erfurter Stadtmuseums.'''  In: Kulturjournal Mittelthüringen 2/2010. S. 27.

Version vom 27. September 2010, 08:17 Uhr

Lutherkult auf weißem Gold

Porzellan aus der Luthersammlung des Erfurter Stadtmuseums

Die bedeutende Luthersammlung des Stadtmuseums “Haus zum Stockfisch” Erfurt enthält Porzellane, die beispielhaft für den Lutherkult des 19. Jahrhunderts stehen (Foto: Dirk Urban).


Lutherporzellanklein.jpg

Erfurt gilt als wichtigster Luther-Erinnerungsort neben Wittenberg und der Wartburg. Dies schlägt sich auch in der großen Luthersammlung des Stadtmuseums “Haus zum Stockfisch” in der Erfurter Johannesstraße nieder. Direktor Hardy Eidam ist stolz auf “den herausragenden Bestand originaler Reformationsdrucke und Flugschriften sowie eine der umfangreichsten Sammlungen zur Luther-Rezeption bis ins 20. Jahrhundert”. Unter den Sammlungsstücken kann das Porzellan mit Luther- und Reformationsmotiven sicher nicht den höchsten historischen Wert für sich beanspruchen. Aber es steht beispielhaft für den Lutherkult des 19. Jahrhunderts, der auch auf diesem Wege seinen Platz in die Salons und guten Stuben des nationalprotestantischen Deutschlands fand. Andererseits war dies für die seit 1760 in Thüringen entstehenden Manufakturen, die längst nicht mehr exklusiv für Fürstenhöfe produzierten, natürlich ein einträgliches Marktsegment. Die Demonstration religiös-weltanschaulicher und kultureller Werte im eigenen Haushalt gehörte zum Selbstverständnis des Bürgertums. Luthermotiven war damit im “Kernland der Reformation” ein guter Absatz sicher.

Die Formen, Funktionen und Motive des Luther-Porzellans reichen vom klassischen Geschirr über Schmuckteller und Pokale bis hin zum Pfeifenkopf. Gezeigt werden Porträts, Lutherstätten, historische Situationen oder Gedenktexte. Neben Meißner und Produkten preußischer Manufakturen ist thüringisches Porzellan präsent. Der im Bild zu sehende große gerahmte Teller mit Brustbild Luthers aus dem Reformationsjubiläumsjahr 1817 wird ebenso Gotha zugeordnet wie die reich mit Gold verzierte Tasse samt Untertasse rechts. Ein Pokal in polychromer Malerei und Gold mit Gedenktext aus den selben Jahr (links) könnte der Ilmenauer Manusfaktur entstammen. Vermutlich auch in Thüringen gefertigt wurde der vordere Pfeifenkopf, der mit großer Detailfreude Luther auf dem Wormser Reichstag 1521 vor Kaiser Karl V. zeigt.


Text: Steffen Raßloff: Lutherkult Erfurt. Porzellane aus der Luthersammlung des Erfurter Stadtmuseums. In: Kulturjournal Mittelthüringen 2/2010. S. 27.