Jubiläum 350 Jahre Zitadelle Petersberg: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Ausgewählte [[Serien zur Erfurter Stadt- und Kulturgeschichte|Beiträge]] aus der Thüringer Allgemeine von [[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]] (2015)'''


'''Das herausragende Kulturdenkmal kann nach beeindruckender Renaissance 2015 dank bürgerschaftlichen Engagements ein großes Jubiläum feiern.'''


'''Kulturdenkmal von europäischem Rang'''


[[Datei:PetersbergKH.jpg|330px|right]]Die Zitadelle Petersberg gilt als eine der größten und besterhaltenen Stadtfestungen in Europa. Immer wieder kommen neben zahllosen Touristen auch Historiker, Denkmalpfleger und Festungsexperten nach Erfurt, um sich dieses herausragende Kulturdenkmal anzuschauen und darüber zu forschen. Entstanden war die Zitadelle nach der Unterwerfung der autonomen Stadt Erfurt durch den Mainzer Erzbischof Johann Philipp von Schönborn 1664. Am 1. Juni 1665 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung für die im Kern barocke Anlage, die später durch die Preußen mehrfach erweitert und modernisiert wurde. Zunächst nach dem Bauherrn „Citadelle Johann Philippsburg“ bezeichnet, bürgerte sich rasch der Name Petersberg ein.
350 Jahre Zitadelle Petersberg (1): Vor 350 Jahren wurde der Grundstein für die Zitadelle Petersberg gelegt. (TA vom 01.05.2015)


Nach Jahrhunderten der militärischen und wirtschaftlichen Nutzung haben die Erfurter sich die Festung nach 1989/90 Schritt für Schritt zurück erobert. Große Verdienste bei der beeindruckenden Renaissance der gewaltigen Bastionen und Bauwerke sowie der Erschließung durch Grünanlagen, Spielplätze und Wege hat sich die Bauhütte Petersberg unter der langjährigen Leitung von Karl-Heinz Walter erworben. Daneben engagiert sich der Verein „Freunde der Citadelle Petersberg“ um seinen Vorsitzenden Karl Heinrich Reich seit vielen Jahren auf und um den Berg. Er hat zahllose Veranstaltungen organisiert, Spenden gesammelt und Publikationen herausgegeben. Hauptziel ist es, das Bewusstsein für jenes außergewöhnliche Kulturdenkmal und seine reiche Geschichte bei den Erfurtern zu schärfen und es über die Landesgrenzen hinaus noch bekannter zu machen.


Deshalb hatte man auch lange darauf gehofft, dass die Stadt Erfurt das 350. Jubiläum der Grundsteinlegung der Zitadelle Petersberg als kulturelles Jahresthema 2015 aufgreifen würde. Tatsächlich war dies von der Kulturdirektion vor einigen Jahren auch gemeinsam mit Fachleuten und Vereinen ins Auge gefasst worden. Seither hat es jedoch einen Paradigmenwechsel gegeben. Statt historischen Jubiläen oder Kulturdenkmalen widmen sich die Jahresschwerpunkte jetzt eher abstrakten Themen wie aktuell „Wieviel Worte braucht der Mensch?“ oder „Mach dir ein Bild!“ 2016. Im kommenden Jahr wird es aus Kostengründen überhaupt kein kulturelles Jahresthema und auch keine nenneswerte Unterstützung für Aktivitäten auf dem den Petersberg geben. Trotz aller Enttäuschung hierüber wollen die Petersbergfreunde das Jubiläum angemessen würdigen, gipfelnd in einem langen Festwochenende vom 29. bis 31. Mai 2015. (Foto: Kommandantenhaus am Aufgang vom Domplatz, Dr. Steffen Raßloff)
[[Datei:PetersbergAl.jpg|390px|right]][[Datei:Peterskloster.Modell1.jpg|390px|right]]Stolz preist die Stadt Erfurt die Zitadelle Petersberg auf ihrer Internetseite als „einzige weitgehend erhaltene barocke Stadtfestung Mitteleuropas“, als „Spiegelbild der europäischen Festungsbaukunst“ an. Viele Historiker und Denkmalpfleger sehen dies ähnlich, wobei oft auch auf die Sanierungserfolge seit 1990 hingewiesen wird. Sie machen erst so recht sichtbar, über welch einzigartiges Kulturdenkmal Erfurt hier verfügt. Immer wieder sind die Besucher unserer Stadt davon beeindruckt. Entstanden war die Zitadelle nach der Unterwerfung der autonomen Mittelaltermetropole durch den Mainzer Erzbischof Johann Philipp von Schönborn 1664. Vor 350 Jahren, am 1. Juni 1665, erfolgte die feierliche Grundsteinlegung der barocken Festung, die später durch die Preußen mehrfach modernisiert wurde. Nach Jahrhunderten der militärischen und wirtschaftlichen Nutzung haben die Erfurter sich den Petersberg seit der friedlichen Revolution 1989 als Freizeitoase mitten in der Stadt zurück erobert.


('''[[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]]''' in Thüringer Allgemeine vom 30.12.2014)
Freilich ist noch längst nicht alles perfekt auf dem Plateau mit seiner wunderbaren Aussicht. Aber es gibt eine klare Perspektive: In knapp sechs Jahren soll der Petersberg als einer der drei Kernbereiche der Bundesgartenschau 2021 in den internationalen Fokus rücken. Das aktuelle Jubiläum ist so die ideale Gelegenheit, mit einer „Generalprobe“ die Sanierungserfolge im 25. Gründungsjahr der Bauhütte Petersberg zu präsentierten und dem Denkmal noch mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, wie es erst jüngst Oberbürgermeister Andreas Bausewein und Buga-Chefin Kathrin Weiß gefordert haben (TA berichtete). Engagierte Bürger stehen hierfür auch bereit. Die „Freunde der Citadelle Petersberg“ veranstalten vom 29. bis 31. Mai ein Festwochenende mit zahlreichen Veranstaltungen vom Festakt in der Alten Oper über ein Bürgerfest bis hin zum Kolloquium zur Festungsgeschichte in Kooperation mit der Universität Erfurt.  


Nicht vergessen wird man hierbei die lange „Vorgeschichte“ der Zitadelle. Wahrscheinlich befand sich schon die 802 erstmals urkundlich erwähnte Erfurter Königspfalz auf dem Petersberg. Später übernahm deren Aufgaben das Benediktinerkloster mit seiner romanischen Klosterkirche St. Peter und Paul. Dieses außergewöhnliche Bauwerk mit seinen zeitweise vier Türmen überragte als zweite Stadtkrone neben dem Domhügel über Jahrhunderte die Silhouette Erfurts. Das Kloster wurde Schauplatz bedeutender Ereignisse der Reichsgeschichte wie der Unterwerfung Heinrichs des Löwen unter Kaiser Barbarossa 1181. Der Konvent war zugleich ein besonders für seine Chroniken berühmtes kulturelles Zentrum. Welch imposantes Bauensemble Erfurt bei der Beschießung der Stadt durch die Preußen am 6. November 1813 verloren hat, lassen alte Stadtansichten zumindest erahnen. Allein der Torso der Peterskirche erinnert seither noch an das 1803 säkularisierte Kloster. An dieses Gebäude knüpfen sich auch die meisten Überlegungen für Impulse im Rahmen der Buga, die sich sicher nicht in neuen Grünanlagen erschöpfen wird. (Fotos: Auffahrt vom Domplatz mit Kommandantenhaus, Alexander Raßloff; Klostermodell Stadtmuseum Erfurt, Dirk Urban) 


Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Petersberg|Zitadelle Petersberg]]''', '''[[Jahresschwerpunkte Geschichte 2015]]'''


'''>''' '''[[Peterskloster]]'''


'''>''' '''[http://www.petersberg.info/ Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt]'''
'''>''' '''[[Zitadelle Petersberg]]'''


'''>''' '''[http://erfurt.thueringer-allgemeine.de/web/erfurt/startseite/detail/-/specific/Erfurter-Festungsjubilaeum-benoetigt-Spenden-404637179 Jubiläumswochende durch mangelnde kommunale Unterstützung in Gefahr]''' (Thüringer Allgemeine vom 04.04.2015)
'''>''' '''[[Erinnerungskultur und Zukunft Petersberg|Erinnerungskultur und Zukunft]]'''
 
 
'''Lesetipps'''
 
350 Jahre Zitadelle Petersberg. Historischer Kontext - Bauphasen - Schicksal und Chancen des Petersberges (Tagungsband eines Wissenschaftlichen Kolloquiums 2015, Hg. vom Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e.V.). Erfurt 2016.
 
Die Klosterkirche St. Peter und Paul in Erfurt. Neue Forschungen zu den Wandmalereien und zur Baugeschichte (Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Bd. 13). Petersberg 2015.
 
Jürgen Valdeig/Steffen Raßloff: '''[[Leporello Peterskirche Erfurt|Die Peterskirche. 900 Jahre Stadtkrone im Wandel der Zeit.]]''' Leporello mit sieben Ansichten zur Geschichte der Peterskirche. Erfurt 2014.
 
 
Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Petersberg]]''', '''[[Jahresschwerpunkte Geschichte 2015]]'''

Version vom 18. September 2016, 09:51 Uhr

350 Jahre Zitadelle Petersberg

Ausgewählte Beiträge aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (2015)


Kulturdenkmal von europäischem Rang

350 Jahre Zitadelle Petersberg (1): Vor 350 Jahren wurde der Grundstein für die Zitadelle Petersberg gelegt. (TA vom 01.05.2015)


PetersbergAl.jpg
Peterskloster.Modell1.jpg

Stolz preist die Stadt Erfurt die Zitadelle Petersberg auf ihrer Internetseite als „einzige weitgehend erhaltene barocke Stadtfestung Mitteleuropas“, als „Spiegelbild der europäischen Festungsbaukunst“ an. Viele Historiker und Denkmalpfleger sehen dies ähnlich, wobei oft auch auf die Sanierungserfolge seit 1990 hingewiesen wird. Sie machen erst so recht sichtbar, über welch einzigartiges Kulturdenkmal Erfurt hier verfügt. Immer wieder sind die Besucher unserer Stadt davon beeindruckt. Entstanden war die Zitadelle nach der Unterwerfung der autonomen Mittelaltermetropole durch den Mainzer Erzbischof Johann Philipp von Schönborn 1664. Vor 350 Jahren, am 1. Juni 1665, erfolgte die feierliche Grundsteinlegung der barocken Festung, die später durch die Preußen mehrfach modernisiert wurde. Nach Jahrhunderten der militärischen und wirtschaftlichen Nutzung haben die Erfurter sich den Petersberg seit der friedlichen Revolution 1989 als Freizeitoase mitten in der Stadt zurück erobert.

Freilich ist noch längst nicht alles perfekt auf dem Plateau mit seiner wunderbaren Aussicht. Aber es gibt eine klare Perspektive: In knapp sechs Jahren soll der Petersberg als einer der drei Kernbereiche der Bundesgartenschau 2021 in den internationalen Fokus rücken. Das aktuelle Jubiläum ist so die ideale Gelegenheit, mit einer „Generalprobe“ die Sanierungserfolge im 25. Gründungsjahr der Bauhütte Petersberg zu präsentierten und dem Denkmal noch mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, wie es erst jüngst Oberbürgermeister Andreas Bausewein und Buga-Chefin Kathrin Weiß gefordert haben (TA berichtete). Engagierte Bürger stehen hierfür auch bereit. Die „Freunde der Citadelle Petersberg“ veranstalten vom 29. bis 31. Mai ein Festwochenende mit zahlreichen Veranstaltungen vom Festakt in der Alten Oper über ein Bürgerfest bis hin zum Kolloquium zur Festungsgeschichte in Kooperation mit der Universität Erfurt.

Nicht vergessen wird man hierbei die lange „Vorgeschichte“ der Zitadelle. Wahrscheinlich befand sich schon die 802 erstmals urkundlich erwähnte Erfurter Königspfalz auf dem Petersberg. Später übernahm deren Aufgaben das Benediktinerkloster mit seiner romanischen Klosterkirche St. Peter und Paul. Dieses außergewöhnliche Bauwerk mit seinen zeitweise vier Türmen überragte als zweite Stadtkrone neben dem Domhügel über Jahrhunderte die Silhouette Erfurts. Das Kloster wurde Schauplatz bedeutender Ereignisse der Reichsgeschichte wie der Unterwerfung Heinrichs des Löwen unter Kaiser Barbarossa 1181. Der Konvent war zugleich ein besonders für seine Chroniken berühmtes kulturelles Zentrum. Welch imposantes Bauensemble Erfurt bei der Beschießung der Stadt durch die Preußen am 6. November 1813 verloren hat, lassen alte Stadtansichten zumindest erahnen. Allein der Torso der Peterskirche erinnert seither noch an das 1803 säkularisierte Kloster. An dieses Gebäude knüpfen sich auch die meisten Überlegungen für Impulse im Rahmen der Buga, die sich sicher nicht in neuen Grünanlagen erschöpfen wird. (Fotos: Auffahrt vom Domplatz mit Kommandantenhaus, Alexander Raßloff; Klostermodell Stadtmuseum Erfurt, Dirk Urban)


> Peterskloster

> Zitadelle Petersberg

> Erinnerungskultur und Zukunft


Lesetipps

350 Jahre Zitadelle Petersberg. Historischer Kontext - Bauphasen - Schicksal und Chancen des Petersberges (Tagungsband eines Wissenschaftlichen Kolloquiums 2015, Hg. vom Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e.V.). Erfurt 2016.

Die Klosterkirche St. Peter und Paul in Erfurt. Neue Forschungen zu den Wandmalereien und zur Baugeschichte (Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Bd. 13). Petersberg 2015.

Jürgen Valdeig/Steffen Raßloff: Die Peterskirche. 900 Jahre Stadtkrone im Wandel der Zeit. Leporello mit sieben Ansichten zur Geschichte der Peterskirche. Erfurt 2014.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Petersberg, Jahresschwerpunkte Geschichte 2015