Historische Ausflugsziele

Aus erfurt-web.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Traditionelle Ausflugsziele in und um Erfurt

Ausgewählte Beiträge aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (veröffentlicht 2007)


Historische Ausflugsziele


Mit der Entwicklung zur Industriegroßstadt im 19. Jahrhundert wuchs das Bedürfnis vieler Erfurter nach sonn- und feiertäglicher Erholung im Grünen. Zu den traditionellen Ausflugszielen im Steiger kamen weitere im Umland hinzu. Eine TA-Serie wird die beliebtesten vorstellen.

Hubertus.jpg

Erholung von den strapaziösen Tagesgeschäften trieb schon Otto von Bismarck in den Steiger. Der konservative Abgeordnete des Erfurter Unionsparlamentes 1850 schrieb seiner Frau von ausgedehnten Spaziergängen durch den Steigerwald, „ein allerliebstes kleines Gebirge 1/4 Meile von der Stadt“. Dort hatte es ihm nicht zuletzt die gute Verpflegung angetan. Nach getaner Parlamentsarbeit ging es voller Freude “zum Kaffee auf den Steiger”, auch die hiesigen Wurstwaren und reichlich genossenen „Steinkruken voll Erfurter Felsenkellerbier“ preist Bismarck ausdrücklich an.

Aber die Erholung in Wald und Flur samt leiblicher Wohltaten war längst kein Privileg der gehobenen Gesellschaftsschichten mehr. Mit der Entwicklung Erfurts zur Industriegroßstadt im 19. Jahrhundert wuchs das Bedürfnis nach Entspannung im Grünen zum Massenphänomen. Der sprichwörtliche Sonntagsausflug führte in der Regel in den Steiger. Eine Vielzahl heute teils noch bestehender, teils längst vergessener Ausflugsziele lud zum Verweilen ein. Mit der Roten (Steigerstraße), Grünen (Schützenhaus) und Braunen Linie (Kavalleriekaserne) der Straßenbahn waren die Ausgangspunkte für eine Steigerwanderung auch für die Bewohner der nördlichen Stadtteile seit dem Jahrhundertende leicht erreichbar.

Allerdings trieb es die Unternehmungslustigeren noch weiter hinaus. Eines der beliebtesten Ziele im Umland der Stadt bildet seit 1895 der Riechheimer Berg nahe Hohenfelden. Dort hatte der Thüringerwaldverein das Thüringer Bauernhaus der großen Erfurter Gewerbeausstellung 1894 wieder aufgebaut. Seit 1905 dient es als durchgehend bewirtschafteter Gasthof. Wer nicht ganz so weit gehen wollte, machte am Forsthaus Willrode halt, wo der später ausgestopft im Naturkundemuseum zu bewundernde Hirsch Hansi nicht nur Kinderherzen höher schlagen ließ. Immer wieder zog es die Erfurter auch zur eng mit der Stadtgeschichte verwobenen Drei-Gleichen-Region. Erst in jüngerer Zeit zu einem Massenausflugsziel wurde die Grundmühle bei Tiefthal, die freilich auf eine lange, geheimnisumwitterte Geschichte zurückblicken kann.

Mit der Verkürzung der Arbeitszeiten und der Einführung des arbeitsfreien Wochenendes im Mai 1967 erweiterte sich der Spielraum für Freizeitaktivitäten in der DDR-Zeit weiter. Zu den klassischen Ausflugszielen mit Gasthaus kamen nun zudem mit dem Thüringer Zoopark (1959) und der iga (1961) weitere attraktive Anziehungspunkte für die ganze Familie.

Durch die Zugverbindungen in den Thüringer Wald, die Durchsetzung des automobilen Zeitalters und das Hinzukommen vieler anderer Freizeitmöglichkeiten haben die stadtnahen Ausflugsziele zwar ein wenig von ihrer beherrschenden Stellung verloren. Dennoch zieht es den Erfurter nach wie vor in den Steiger und ins Umland. Waldcasino, Waldhaus, Bismarckturm, Schützenhaus, Hubertus (siehe Abb.) oder Bachstelzencafe erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit, ebenso wie Forsthaus Willrode, Riechheimer oder Grundmühle. Dieses historisch gewachsene Spektrum an Ausflugsmöglichkeiten trägt wesentlich zur Lebensqualität in unserer Stadt bei.

(TA vom 01.06.2007)


> Der Steiger

> Der Bismarckturm

> Luisenpark und Bachstelzenweg

> Willroder Forst und Haarberg

> Der Riechheimer Berg


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt