Friedrich Wilhelm III. Huldigung Erfurt 1803

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Huldigung vor Friedrich Wilhelm III. 1803

Beitrag der Serie Wandbilder im Rathausfestsaal von Dr. Steffen Raßloff (2007)


Treue Preußen

Die Wandbilder im Rathausfestsaal (9): Huldigung vor Friedrich Wilhelm III. 1803

1802 endete die jahrhundertelange Zugehörigkeit Erfurts zum Kurfürstentum Mainz. Von nun an verband sich sein Schicksal, kurz unterbrochen von der “Franzosenzeit” 1806-1814, bis 1945 mit Preußen. Viele Erfurter sahen hierin um 1900 einen Glücksfall.


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Die große Preußen-Jahrhundertfeier vom 21. August 1902 war eine einzige Huldigung an das Königreich der Hohenzollern. Im Festgedicht wird die mittelalterliche Blütezeit Erfurts ausdrücklich mit der “Preußenzeit” auf eine Stufe gestellt. In der Festzeitschrift erhebt sie Stadtarchivar Alfred Overmann sogar zum Höhepunkt der Stadtgeschichte: “Für Erfurt brach mit der Vereinigung mit dem Königreich Preußen eine neue Geschichte an, segensreicher als alle früheren Zeitläufe, mögen sie noch so glänzend erscheinen.”

Die wesentlich durch Preußen herbeigeführte Errichtung des Deutschen Kaiserreiches 1871 hatte dessen Ruhm als “Reichsgründungsmacht” gemehrt. Auch den Aufstieg zur modernen Industriemetropole glaubte man ihm zu verdanken. Overmann: “Gerade Erfurt, mitten in dem klassischen Lande deutscher Kleinstaaterei gelegen, hat erfahren, welch ein Segen es ist, einem großen Staatswesen anzugehören. Wenn es heute mit derselben Berechtigung, wie in den glanzvollen Tagen des Mittelalters, unbestritten als die Hauptstadt Thüringens gilt, so verdankt es das neben der Intelligenz und der Arbeitsamkeit seiner Bewohner der unausgesetzten Fürsorge, die der führende deutsche Staat ihm hat zu Teil werden lassen.”

Daher verwundert es nicht, wenn Historienmaler Prof. Peter Janssen in den Festsaalgemälden 1882 die sprichwörtliche Preußentreue der Erfurter aufgreift. Am 8. Mai 1802 war die Stadt durch einen preußisch-französischen Vertrag an die Hohenzollern gelangt, deren Soldaten am 21. August 1802 einmarschierten. Das Bild verweist auf den Huldigungsakt aller neu hinzu gekommenen Provinzen in Hildesheim 1803. Symbolisch verneigen sich Vertreter von Adel, Geistlichkeit, Bürgern und Bauern vor König Friedrich Wilhelm III. und dessen legendärer Gemahlin Luise. Auf die spätere Rolle Preußens als Sieger der Befreiungskriege und Reichseiniger deuten die Jahreszahlen in der rechten Kartusche. Das hinter diesem historistischen Gemälde stehende monarchisch-nationale Geschichtsbild Janssens und großer Teile der Bürgerschaft wurde freilich nicht von allen Erfurtern geteilt. Insbesondere die junge Industriearbeiterschaft, auf dem Bild gar nicht vertreten, sah die Dinge durchaus anders. Ihre Führer prangerten Preußen und das von ihm geprägte Kaiserreich als militaristischen Obrigkeitsstaat an, der seit 1878 die Arbeiterpartei mit dem Sozialistengesetz verfolgte.


Lesetipps:

Steffen Raßloff: Unterm mächtigen Zollernhaus. Das preußische Erfurt. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 68 f.

Steffen Raßloff: Landesbewusstsein und Geschichtsbild im preußischen Thüringen. Das Erfurter Bürgertum 1871-1918. In: Mathias Werner (Hg.): Im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik. 150 Jahre Landesgeschichtsforschung in Thüringen. Köln/Weimar/Wien 2005. S. 45-64.


Siehe auch: Rathaus, Geschichte der Stadt Erfurt, Erfurt und Preußen, Königin Luise Denkmal