A 36 Archäologie Befund

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Andreasstraße 36_Bericht des TLDA_2015

Die Bebauung des Grundstückes Andreasstraßa 36 bezieht das Grundstück Pergamentergasse 1a mit ein. Beim TLDA läuft der Bericht auch unter Pergamentergasse 1a, während es unter erfurt-web.de Andreasstraße_36 heißt.

Aus dem Stadtarchäologischen Bericht über das Jahr 2015

hier der Teil Pergamertergasse 1a von Herrn Beyer:

Im Dezember 2014 und Januar 2015 wurde eine kleine, für den Bau einer Parkgarage vorgesehene Fläche untersucht. Sie grenzt direkt östlich an das zur Pergamentergasse giebelständige Gebäude, reicht jedoch nicht bis zur Straße. Der anstehende Kies fand sich in ca. 2,50 m Tiefe, darüber lag Schwemmlehm. Urgeschichtliche Funde und Befunde lagen nicht vor.

Ältester Fund ist ein aus einem mittelalterlichen Fundzusammenhang stammendes und wohl mehrfach umgelagertes Fragment eines Armrings aus kobaltblauem Glas. Es kann als keltisch angesprochen werden und datiert an das Ende des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts. Dies ist der erst zweite Fund eines solchen Stückes in Erfurt, das erste wurde 2006 in der Grabung Kaufmännerstraße/Pilse gefunden, dort ebenfalls umgelagert in einem Befund der Römischen Kaiserzeit.

Ähnlich den in der Nähe liegenden Flächen (an der Pergamentergasse, Chrestensenhof, Turniergasse) setzte im 12. Jahrhundert oder wenig früher die mittelalterliche, städtische Siedlungstätigkeit mit großer Intensität ein. Der älteste Befund, ein leider nur wenig Fundmaterial des 12. Jh. enthaltendes Grubenhaus, wurde schon nach kurzer Zeit durch ein weiteres Grubenhaus und einen flachen Keller geschnitten. Am Boden des Grubenhauses fanden sich nahe der Nordwand neben einem zerscherbten Gefäß mehrere gut erhaltene Webgewichte, eines davon aus gebranntem Ton sowie kleine Vertiefungen im Lehmestrich - die Standspuren eines Webstuhls.

Aus der Verfüllung und dem direkten Umfeld des Hauses konnten außerdem viele bearbeitete Knochen- und Hornstücke geborgen werden, meist Verarbeitungsreste, wie gesägte Hornzapfen und Langknochen, aber auch verzierte Plättchen, Aalen und ein Messergriff. Es liegt hier der seltene Fall vor, dass in einem Haus zwei unterschiedliche handwerkliche Nutzungen archäologisch nachgewiesen werden konnten.

Der im Westen der Fläche dokumentierte Keller, von dem leider nur ein 1,20 m mal 2,50 m großer Teil innerhalb der Fläche lag, besaß zumindest an seiner Ostseite ein einfach aus in Lehm gesetzten Lesesteinen bestehendes Mauerwerk. Der Zugang an der Nordseite war als flache Rampe ausgebildet, davor stand ein Pfosten. Zu dieser Nutzungsphase gehören zwei große, in der Mitte der Fläche gelegene Gruben, auch darin lagen auffällig viele Hornzapfen und Tierknochen mit Bearbeitungsspuren, sowie vergangenes organisches Material. Die Gruben wurden zur Abfallentsorgung der Knochenschnitzerwerkstatt genutzt. Im Norden der Fläche ergänzten Laufhorizonte, einfache Herdstellen und Pfostenlöcher die gleichzeitige und nahezu vollständige Überbauung des Areals mit mehreren Häusern. Anhand der an all diesen Befunden nachgewiesenen Brandspuren, u. a. Holzkohleschichten und gebrannter Lehm an den Fußböden der Häuser, ein verkohlter Balken im Zugang zum Keller und der in den Häusern verbliebenen Gegenstände ist die Nutzung und anschließende Zerstörung durch ein Brandereignisses im 13. Jahrhundert belegt.

Nachfolgend wurde die Fläche planiert. Für das 13./14. Jahrhundert konnte eine dichte Abfolge von übereinander liegenden Laufhorizonten, Planierschichten, einzelnen Pfosten, Herdstellen und an der nördlichen Grabungskante angelegten großen, wohl der Abfall- und Fäkalentsorgung dienenden Gruben nachgewiesen werden.

In das 15. Jahrhundert datiert eine kleine, aber aufwendig konstruierte Latrinengrube in der Mitte der Fläche. Ein vergrabenes Fass stand auf einem gemauerten runden Schacht. Ein Keller mit nur 20 cm starkem, kleinteiligem Mauerwerk lief nach Süden und Osten aus der Fläche. In dessen aus sehr lockerem Brandschutt bestehender Verfüllung fand sich reichlich in das ausgehende 15. Jahrhundert datierendes Fundmaterial (u. a. Keramik, Kacheln, Glas), ein Hinweis auf den im Jahre 1472 die halbe Stadt vernichtenden Stadtrand. Dieser soll durch Brandstiftung, u. a. auf den betroffenen Grundstücken, ausgelöst worden sein. Nachfolgend setzte eine intensive Bautätigkeit ein. Dendrochronologisch untersucht wurden in den angrenzenden Gebäuden verbaute Hölzer. Das in den 1990er Jahren abgebrochene Vorderhaus enthielt Reste eines um 1500 errichteten Ständerbaus.

Ein an der östlichen Grundstücksgrenze gelegener Brunnen hatte einen Innendurchmesser von beachtlichen 1,40 m. Er bestand aus sehr qualitätsvollem Kalksteinmauerwerk ohne Vermörtelung. Die größeren der bis zu 0,60 x 0,20 m großen Steine wiesen eine deutlich ausgebildete Rundung an der Innenseite auf. Anhand der Mauertechnik und der bei Anlage des Brunnen durchschnittenen älteren Befunde lässt sich die Errichtung etwa in das 16. Jahrhundert datieren. Der Brunnen wurde nur bis zur Sohle der Baugrube untersucht und ist darunter mit seiner bei Nutzungsaufgabe im 18./19. Jahrhundert eingebrachten Verfüllung erhalten.

Neben einem in der Mitte der Fläche gelegenen, flachen, rechteckigen Schacht, verfüllt im 17. Jahrhundert, fanden sich die Fundamente einfacher Fachwerkgebäude des 18. und 19. Jahrhunderts. An deren Stelle entstanden im 20. Jahrhundert die im Zuge der jetzigen Baumaßnahmen abgebrochenen Garagen.

Michael Beyer



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