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Das Nordbad war bei seiner Errichtung 1925 eines der größten und modernsten Freibäder Deutschlands. Im Geiste der „Goldenen Zwanziger“ diente es der „Hebung der Volksgesundheit“ im Norden der Stadt. Diese Aufgabe soll die beliebte Freizeiteinrichtung nach dem Willen vieler Erfurter auch zukünftig erfüllen.
Das Nordbad war bei seiner Errichtung 1925 eines der größten und modernsten Freibäder Deutschlands. Im Geiste der „Goldenen Zwanziger“ diente es der „Hebung der Volksgesundheit“ im Norden der Stadt. Diese Aufgabe soll die beliebte Freizeiteinrichtung nach dem Willen vieler Erfurter auch zukünftig erfüllen.



Version vom 4. November 2009, 10:10 Uhr

Nordbad Erfurt

Erfurts größtes Freibad im Nordpark (1925/29), wird bis Sommer 2010 rekonstruiert


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Das Nordbad war bei seiner Errichtung 1925 eines der größten und modernsten Freibäder Deutschlands. Im Geiste der „Goldenen Zwanziger“ diente es der „Hebung der Volksgesundheit“ im Norden der Stadt. Diese Aufgabe soll die beliebte Freizeiteinrichtung nach dem Willen vieler Erfurter auch zukünftig erfüllen.

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich Erfurt zu einer pulsierenden Industriegroßstadt entwickelt. 1906 wurde die 100.000-Einwohner-Grenze überschritten, die Stadt dehnte sich in alle Richtungen aus. Freilich gestaltete sich dies sozial sehr differenziert. Während sich Löber- und Dreienbrunnenfeld zum „gutbürgerlichen Südwesten“ mit vielen imposanten Villenbauten entwickelten, wurde der Norden zur Arbeitervorstadt.

Der Norden, im Volksmund „Blechbüchsenviertel“ genannt, geriet zum Brennpunkt der „sozialen Frage“ im Kaiserreich. Die bürgerlichen Stadtväter reagierten hierauf neben der politischen Ausgrenzung der SPD auch mit sozialen Reformprojekten. Hierzu zählte die Verbesserung des Lebensumfeldes der Arbeiter etwa durch den „Erfurter Spar- und Bauverein“, der in der Auenstraße von 1898-1912 einen großen Wohnkomplex errichtete. Unmittelbar nördlich anschließend begann die Stadt kurz vor dem Ersten Weltkrieg 1914/18 mit der Anlage eines Kaiser-Wilhelm-Parkes, dem späteren Nordpark.

In der Weimarer Republik wurden diese sozialen Verbesserungskonzepte verstärkt aufgegriffen. Der Nordpark erhielt jetzt seine Form als großzügiger Landschaftspark, der bis heute von der Bevölkerung intensiv für Sport und Erholung genutzt wird. Komplettiert wurde die „grüne Lunge“ des Nordens durch eines der ambitioniertesten Bauprojekte der „Goldenen Zwanziger“ in Erfurt, das Nordbad. Ganz im Geiste jener Jahre sollte es zur „Hebung der Volksgesundheit“ dienen, wie in der Thüringer Allgemeinen Zeitung im Juli 1925 kurz vor der Eröffnung zu lesen war. Verantwortlich zeichnete Stadtbaurat Ludwig Boegl.

Mit dem Nordbad wurde eine neue Ära eingeleitet. Gab es bisher nur die kleinen, nach Geschlechtern getrennten Bäder im Süden (Dreienbrunnenbad, Espachbad) und Flussbäder, so präsentierte sich das Nordbad nunmehr als großzügige Einrichtung für die ganze Familie. In einem Bildband von 1927, der die Erfolge des „neuen Bauens“ in Erfurt präsentiert, heißt es zum Nordbad, dass es nach seiner kompletten Fertigstellung mit Eingangs- und Sozialgebäude im Bauhausstil 1929 „eine Musteranlage darstellen und zu den schönsten Freibädern unseres Vaterlandes gehören“ würde.

Die Erfurter nahmen das neue Bad sofort in Beschlag. In kürzester Frist stieg es zu einer der beliebtesten Freizeiteinrichtungen der Stadt auf. Auch der Schwimmsport fand eine Heimstatt, hochrangige Wettkämpfe bis hin zu deutschen Meisterschaften waren zu erleben. Mit den 1953 abgetrennten 50-Meter-Bahnen diente das Bad der 1956 in der nahen Lutherschule eingerichteten Kinder- und Jugendsportschule (KJS) als Trainingsstätte. Jahrzehntelange Nutzung „auf Verschleiß“ haben jedoch 2006 zur Schließung des Bades geführt.

Bis 2010 soll das Bad auf Initiative einer breiten Bürgerbewegung rekonstruiert und wiedereröffnet werden. Dies scheint auch sozial- und gesundheitspolitisch wünschenswert. Denn seit 1989/90 hat sich die soziale Gliederung der Stadt wieder spürbar in die ursprüngliche Form zurück entwickelt, ist der Norden in einigen Bereichen wieder „soziales Brennpunktgebiet“. Um so wichtiger erscheint so der Erhalt einer wohnortnahen Sport- und Freizeiteinrichtung, die zudem als herausragendes Kulturdenkmal gelten darf. Leider wurde jedoch das denkmalgeschützte Eingangsgebäude von 1929 trotz Protesten aus der Bevölkerung, von Denkmalschutz und Erfurter Geschichtsverein Ende 2008 abgerissen und soll durch einen anspruchslosen Neubau ersetzt werden.

Text: Dr. Steffen Raßloff