Hiob Ludolf: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:HiobLudolf.jpg|200px|right]]Hiob Ludolf stammte aus einer angesehenen Erfurter Ratsfamilie, die u.a. durch den '''[[Waid|Waidhandel]]''' zu Reichtum gekommen war. Er studierte an der '''[[Universität Erfurt]]''' und in Leiden. Früh richtete sich sein Interesse auf orientalische Sprachen. Bei einer Reise nach Rom | [[Datei:HiobLudolf.jpg|200px|right]]Hiob Ludolf stammte aus einer angesehenen Erfurter Ratsfamilie, die u.a. durch den '''[[Waid|Waidhandel]]''' zu Reichtum gekommen war. Er studierte an der '''[[Universität Erfurt]]''' und in Leiden. Früh richtete sich sein Interesse auf orientalische Sprachen. Bei einer Reise nach Rom im Auftrag der Königin Christina von Schweden lernte 1649 den abessinischen Theologen Abba Gorgoryos kennen. 1652 ließ Ludolf in den Diensten des '''[[Herzog Ernst der Fromme Gotha|Herzogs Ernst der Fromme]]''' von Sachsen-Gotha Gorgoryos nach Gotha einladen. Ludolf und der Herzog studierten Bücher und Berichte über Abessinien in der Sammlung der renommierten Gothaer Bibliothek. Es kam zu lebhaftem Austausch mit dem Gast, wobei sich der Herzog vor allem für den sagenhaften Priesterkönig Johannes interessierte. Ludolf und Gorgoryos erarbeiteten gemeinsam ein Altäthiopisch-Lexikon und fertigten detaillierte Beschreibungen der religiösen und kulturellen Verhältnisse in Abessinien an. | ||
Herzog Ernst war von seinem afrikanischen Ehrengast fasziniert und bot ihm lebenslange Unterstützung an. Gemeinsam wurden Pläne für eine Forschungsreise nach Äthiopien entworfen, die im Jahre 1663 starten sollte. Da jedoch Abba Gorgoryos auf seiner Rückreise nach Afrika bei einer Schiffskatastrophe im Mittelmeer umgekommen war, fehlte der Expedition, geleitet von Ludolfs Schüler Johann Michael Wansleben, der ortskundige Führer. Nach einem Jahr in Ägypten wurde sie erfolglos abgebrochen. Ludolf hatte sich neben seinen Forschungen am Gothaer Hof als Prinzenerzieher Verdienste erworben. Nach dem Tod seiner ersten Frau widmete er sich in Frankfurt/Main seinen äthiopistischen Studien, kehrte jedoch noch mehrmals an den Gothaer Hof zurück und versuchte brieflichen Kontakt mit Äthiopien aufzunehmen. Ab 1678 ließ er sich als kursächsischer Resident in Frankfurt nieder, wo er 1704 verstarb. | Herzog Ernst war von seinem afrikanischen Ehrengast fasziniert und bot ihm lebenslange Unterstützung an. Gemeinsam wurden Pläne für eine Forschungsreise nach Äthiopien entworfen, die im Jahre 1663 starten sollte. Da jedoch Abba Gorgoryos auf seiner Rückreise nach Afrika bei einer Schiffskatastrophe im Mittelmeer umgekommen war, fehlte der Expedition, geleitet von Ludolfs Schüler Johann Michael Wansleben, der ortskundige Führer. Nach einem Jahr in Ägypten wurde sie erfolglos abgebrochen. Ludolf hatte sich neben seinen Forschungen am Gothaer Hof als Prinzenerzieher Verdienste erworben. Nach dem Tod seiner ersten Frau widmete er sich in Frankfurt/Main seinen äthiopistischen Studien, kehrte jedoch noch mehrmals an den Gothaer Hof zurück und versuchte brieflichen Kontakt mit Äthiopien aufzunehmen. Ab 1678 ließ er sich als kursächsischer Resident in Frankfurt nieder, wo er 1704 verstarb. |
Version vom 25. Januar 2022, 10:25 Uhr
Hiob Ludolf
Der gebürtige Erfurter Hiob Ludolf (1624-1704) studierte an der Universität Erfurt und gilt als der Begründer der Äthiopistik.
Hiob Ludolf stammte aus einer angesehenen Erfurter Ratsfamilie, die u.a. durch den Waidhandel zu Reichtum gekommen war. Er studierte an der Universität Erfurt und in Leiden. Früh richtete sich sein Interesse auf orientalische Sprachen. Bei einer Reise nach Rom im Auftrag der Königin Christina von Schweden lernte 1649 den abessinischen Theologen Abba Gorgoryos kennen. 1652 ließ Ludolf in den Diensten des Herzogs Ernst der Fromme von Sachsen-Gotha Gorgoryos nach Gotha einladen. Ludolf und der Herzog studierten Bücher und Berichte über Abessinien in der Sammlung der renommierten Gothaer Bibliothek. Es kam zu lebhaftem Austausch mit dem Gast, wobei sich der Herzog vor allem für den sagenhaften Priesterkönig Johannes interessierte. Ludolf und Gorgoryos erarbeiteten gemeinsam ein Altäthiopisch-Lexikon und fertigten detaillierte Beschreibungen der religiösen und kulturellen Verhältnisse in Abessinien an.
Herzog Ernst war von seinem afrikanischen Ehrengast fasziniert und bot ihm lebenslange Unterstützung an. Gemeinsam wurden Pläne für eine Forschungsreise nach Äthiopien entworfen, die im Jahre 1663 starten sollte. Da jedoch Abba Gorgoryos auf seiner Rückreise nach Afrika bei einer Schiffskatastrophe im Mittelmeer umgekommen war, fehlte der Expedition, geleitet von Ludolfs Schüler Johann Michael Wansleben, der ortskundige Führer. Nach einem Jahr in Ägypten wurde sie erfolglos abgebrochen. Ludolf hatte sich neben seinen Forschungen am Gothaer Hof als Prinzenerzieher Verdienste erworben. Nach dem Tod seiner ersten Frau widmete er sich in Frankfurt/Main seinen äthiopistischen Studien, kehrte jedoch noch mehrmals an den Gothaer Hof zurück und versuchte brieflichen Kontakt mit Äthiopien aufzunehmen. Ab 1678 ließ er sich als kursächsischer Resident in Frankfurt nieder, wo er 1704 verstarb.
Hiob Ludolf stand er in regem Austausch mit den führenden Gelehrten seiner Zeit, seine Werke galten lange als wissenschaftliche Standardwerke. Noch heute wird er in Gotha hoch geachtet. Mit den Hiob-Ludolf-Fellowships an der Forschungsbibliothek Gotha und am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt sowie am Forschungskolleg Transkulturelle Studien/Sammlung Perthes wird die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Beständen der Bibliothek und den historischen Sammlungen des Verlages Justus Perthes Gotha gefördert. Das Stadtmuseum Erfurt plant mit einer Sonderausstellung den bedeutenden Sohn der Stadt zu würdigen. (Abb. aus Ludwig Bechstein: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen. Leipzig 1854)
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Stadtmuseum Erfurt, Hiob-Ludolf-Fellowships