Erfurt 55 Highlights aus der Geschichte: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 27. Februar 2021, 09:29 Uhr

Erfurt - 55 Highlights aus der Geschichte

Das Buch des Historikers Dr. Steffen Raßloff porträtiert anschaulich 55 Menschen, Orte und Ereignisse, die die geschichtsträchtige Landeshauptstadt Thüringens bis heute prägen.


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Die einstige Mittelaltermetropole Erfurt hat viele historische Highlights von Luther und der ältesten Universität Deutschlands bis hin zur ersten Stasi-Besetzung 1989 zu bieten. Als heutige Landeshauptstadt war es stets das „Haupt des Thüringer Landes“, wie schon Hartmann Schedel in seiner „Weltchronik“ von 1493 schrieb. Bis in die Zeit des Thüringer Königreiches lässt sich dies zurückverfolgen. Die Blütezeit als eines der wichtigsten Handels- und Kulturzentren des Reiches kann man in der Altstadt rund um den imposanten Domhügel erleben.

Seine Ersterwähnung 742 verdankt das seit der Steinzeit besiedelte erphesfurt Bonifatius. Seit etwa 1000 gehörte es dem Mainzer Erzbischof, erlangte aber weitgehende Autonomie. Die Quasi-Reichsstadt wurde Schauplatz großer Ereignisse wie die Unterwerfung Heinrichs des Löwen unter Barbarossa 1181. Mit ihren vielen Kirchen war sie auch religiöses Zentrum Thüringens, der Handel rund um die Krämerbrücke blühte vor allem dank des Blaufärbemittels Waid. Absolvent der ältesten Universität im heutigen Deutschland war Martin Luther, mit dessen Eintritt ins Augustinerkloster 1505 das Ringen um die Reformation begann. Weitere große Namen sind Meister Eckhart, Adam Ries, der Erfurter Humanistenkreis mit den „Dunkelmännerbriefen“ sowie Eulenspiegel und Faust. Auch die jüdische Gemeinde hat beeindruckende Spuren um die Alte Synagoge hinterlassen.

Im „Tollen Jahr“ 1509/10 zeichnete sich ein allmählicher Niedergang an. Von Schwedenkönig Gustav II. Adolf genährte Hoffnungen auf Reichsfreiheit blieben unerfüllt und 1664 folgte die Unterwerfung unter Kurmainz. Hierfür stehen die Zitadelle Petersberg und das Barockerbe. Höhepunkt jener Epoche, in der Erfurt fast Geburtsstadt Johann Sebastian Bachs geworden wäre, war die Dalbergzeit mit ihren Verbindungen zur Weimarer Klassik. Zugleich liegen hier die Wurzeln des Erwerbsgartenbaus. An die Blumenstadt von Weltruf erinnern große Gartenschauen bis hin zur Bundesgartenschau 2021. 1802 erfolgte der Übergang an Preußen. Nach der kurzen „Franzosenzeit“ mit Napoleons Fürstenkongress 1808 fiel Erfurt 1815 endgültig an die Hohenzollern. Es stieg auch dank Eisenbahn und Luftverkehr zur Industriegroßstadt auf, in der die SPD 1891 ihr Erfurter Programm verabschiedete. In der Weimarer Republik, die auch eine Erfurter Republik hätte werden können, wurde die Stadt ein Brennpunkt der kulturellen Moderne.

Zugleich riss die Kette bedeutender Ereignisse nicht ab. Sie reicht vom Erfurter Unionsparlament 1850 mit Bismarck über das erste deutsch-deutsche Gipfeltreffen 1970 mit Willy Brandt bis hin zum ersten ökumenischen Spitzentreffen mit Papst Benedikt XVI. 2011. Geschichte geschrieben haben auch Pharmazie-Pionier Johann Bartholomäus Trommsdorff, Soziologe Max Weber, Brooklyn Bridge-Erbauer Johann August Röbling, ein „falscher Prinz“ im "Erfurter Hof" und viele Erfurter Sportler. Heute ist Erfurt eine lebenswerte Großstadt von 215.000 Einwohnern. Sie profitiert von ihrer Lage im Herzen Deutschlands, ist Messe- und Kongressstadt, Sitz des Bundesarbeitsgerichtes, des MDR, KIKA und einer Universität. Zur Erfolgsgeschichte seit 1990 zählt auch die Renaissance der Altstadt, die im Zweiten Weltkrieg weitgehend unzerstört blieb. Als Schatzkammer der Geschichte fungiert dort das Stadtmuseum "Haus zum Stockfisch". Zur großen Geschichte kommen traditionsreiche kulinarische Highlights wie die Thüringer Nationalgerichte Bratwurst und Klöße.


Steffen Raßloff: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021 (Sutton Verlag).


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt


Thüringer Allgemeine vom 27.02.2021 (zum Lesen anklicken):

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