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Erfurt im Ersten Weltkrieg 1914-1918
Der Erste Weltkrieg brachte - auch jenseits der Fronten in Ost und West - einschneidende Veränderungen. Dies gilt auch für die Stadt Erfurt, für ihre Wirtschaft und das Leben der Menschen.
Der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 wird häufig als das Ende des „alten Europa“ und des „bürgerlichen Zeitalters“ bezeichnet. Seine Nachkriegsordnung legte die Keime für den nächsten, noch verheerenderen Weltkrieg nur zwei Jahrzehnte später. Die gesellschaftlichen Frontstellungen in den modernen Industriegesellschaften kamen offen zum Ausbruch. Durch den Krieg, die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ (George F. Kennan), verloren auch viele Angehörige des Bürgertums, insbesondere des Mittelstandes, ihre gesicherte Existenz, soziale Reputation, politische Vorrechte und gerieten ihre Grundüberzeugungen ins Wanken. Hierauf reagierte man ebenso wie Teile der linken Arbeiterschaft mit zunehmender politischer Radikalisierung, der die krisenhafte Weimarer Republik schließlich zum Opfer fiel. Der Krieg schuf damit in Deutschland die Voraussetzungen für das „Zeitalter der Extreme“ (Eric Hobsbawm) mit Gewalt, Bürgerkrieg und zwei Diktaturen.
Auch in Erfurt hatte sich dabei zunächst im August 1914 die durch den Wettstreit der Weltmächte und ihre nationalistisch-imperialistische Propaganda aufgeladene gewitterschwüle Atmosphäre über Europa in der Euphorie des Kriegsbeginns entladen. Die Presse überschlug sich in Treuebekenntnissen zu Kaiser und Vaterland. Zahlreiche Freiwillige meldeten sich bei den Einheiten der Garnison, dem 3. Thüringischen Infanterieregiment Nr. 71, dem 1. Thüringischen Feldartillerie-Regiment Nr. 19 und dem Jägerregiment zu Pferde Nr. 6. Der „Geist des August 1914“ wurde für viele Erfurter zum unvergesslichen Erlebnis. Neben die patriotische Haltung des Bürgertums trat die Bereitschaft zur Landesverteidigung durch die Arbeiterschaft. Der SPD-Reichstagabgeordnete Heinrich Schulz beteuerte zwar noch am 30. Juli in einer Großversammlung im Tivoli sein Bekenntnis zum Frieden, doch stellte er auch klar: „Jeder Sozialdemokrat wird im bevorstehenden Kriege seine Pflicht tun müssen.“
Der Krieg wirkte sich rasch über die Kampfhandlungen an den Fronten hinaus auf das alltägliche Leben der Menschen aus. Die Erfurter Wirtschaft war dramatischen Veränderungen unterworfen. Der Entwicklung zur gewaltigen industriellen Waffenschmiede stand die drastische Reduzierung kriegsunwichtiger Gewerbe gegenüber. Metall- und Maschinenbauindustrie wurden seit Herbst 1914 voll auf die Herstellung von Waffen ausgerichtet. Neben den bereits existierenden Rüstungsbetrieben (Gewehrfabrik) und umgestellten Metallfabriken entstanden zahlreiche Neubauten. Mit dem Hindenburg-Programm vom September 1916 steigerte sich die Rüstungsindustrie endgültig zum beherrschenden Faktor. Auf dem Höhepunkt im Jahre 1917 arbeiteten bis zu 42.000 Arbeiter in rund 650 Rüstungsbetrieben. Das verkehrsgünstig und weitab der Grenzen gelegene Erfurt war eines der größten deutschen Rüstungszentren des Ersten Weltkrieges geworden.
Daneben gelang es nur der Lederindustrie, mit der Herstellung für den Heeresbedarf (Militärstiefel der Lingel AG) ihre Beschäftigtenzahlen bis 1918 leicht zu erhöhen. Trotz radikaler Umstellung auf die Bedürfnisse des Heeres konnten selbst Bekleidungsindustrie, Nahrungs- und Genussmittelindustrie und Holzgewerbe einen deutlichen Rückgang nicht verhindern. Am stärksten betroffen waren die kriegsunwichtigen Gewerbe, wie Gartenbau und Bauwesen. Zahlreiche kleine Gewerbetreibende, Handwerker und Händler mussten wegen Einberufung, rückläufigem Markt oder Zwangswirtschaft ihre Geschäfte schließen und wurde auch die zivile Verwaltung ausgedünnt. Die Angehörigen des gewerblichen Mittelstandes waren häufig in ihrer Existenz bedroht. Die bereits wenige Tage nach Kriegsbeginn einsetzende Festlegung von Höchstpreisen, die Rationierung und Verknappung von Lebensmitteln und Rohstoffen, deren öffentliche Erfassung und Verteilung degradierten den alten Mittelstand immer mehr zum misstrauisch beobachteten Mangelverteiler.
Die vielen kleinen Angestellten und Beamten waren von der stagnierenden Kaufkraft ihrer Gehälter betroffen und sahen sich in ihrer Position „über“ den Arbeitern bedroht, zumal letztere in den Rüstungsbetrieben häufig besser verdienten. Verschärft wurde die Situation durch den aufblühenden Schwarzhandel. Hauptmerkmal der Kriegszeit waren die ab 1915 zunehmend schwierigeren wirtschaftlich-sozialen Verhältnisse. Neben den 3579 im Feld gefallenen Erfurter Soldaten kam es zu großen Opfern in der Bevölkerung durch Unternährung, Krankheit, Epidemien und Kälte. Hinzu kamen von Beginn des Krieges an die enormen Belastungen als größte thüringische Garnisonsstadt. Die Bevölkerung hatte zahlreiche Einquartierungen hinzunehmen, die Lazarettverwaltung nahm 1914 die neue Gutenbergschule sowie die Turnhallen neun weiterer Schulen in Beschlag, die Massen nach Erfurt verbrachter Verwundeter machten eine vorzeitige Teileröffnung des neuen Hauptfriedhofes im Sommer 1914 nötig. Die Kriegswirtschaft führte zu Beschlagnahmungen privaten Eigentums. Schließlich verursachte die Einstellung des Baugeschehens eine zunehmende Wohnungsnot.
Die Stimmung wandelte sich angesichts dieser Entwicklungen zu wachsender Kriegsmüdigkeit. Der vielzitierte Satz von Kaiser Wilhelm II., der keine Parteien, sondern nur noch Deutsche kennen wollte, hatte zunächst die „vaterlandslosen Gesellen“ der SPD durchaus mit einbezogen. Allerdings war die Überbrückung der gesellschaftlichen Gegensätze im sogenannten Burgfrieden von 1914 nur oberflächlich. Der kaiserliche Staat verlor nicht nur in der Arbeiterschaft, sondern auch im Mittelstandes an Rückhalt. Im Oktober 1917 registrierte Oberbürgermeister Hermann Schmidt besorgt: „Die gegenwärtige Stimmung der Bevölkerung in Bezug auf die politische Lage ist eine höchst unerfreuliche, so daß sie zu schlimmen Befürchtungen für die Zukunft Veranlassung gibt. Die wirtschaftliche Lage verschlechtert sich andauernd, gut ist sie nur bei denen, die von dem Kriege finanzielle Vorteile haben.“
Das entscheidende revolutionäre Potenzial bildete die Industriearbeiterschaft, v.a. die Rüstungsarbeiter. Die Haltung der SPD- und Gewerkschaftsführung, Zugeständnisse des Staates, aber auch die strenge Kriegsgesetzgebung verhinderten jedoch bis in die Novembertage 1918 hinein offene Auflehnung. Unter der Oberfläche aber schwelte es längst, ehe der militärische Zusammenbruch die Flammen zum Auflodern brachte. Über die Haltung zum Krieg hatte sich zuvor die SPD gespalten. Im April 1917 erfolgte die Gründung der USPD (Unabhängige SPD) in Gotha. Neben der dortigen SPD-Ortsgruppe, die geschlossen zur USPD übertrat, gehörte auch Erfurt zu den Hochburgen der neuen Partei in Thüringen. Mit der russischen Revolution im November 1917 erhielt die links der SPD stehende Arbeiterbewegung weiter Zulauf.
Die bürgerliche Honoratiorenschaft stand demgegenüber bis zuletzt hinter dem vermeintlichen Verteidigungskrieg und ausgreifenden Kriegszielen. Durch ihre Stellung als Multiplikatoren, die nationale Haltung der meisten Bürger und die von der Bürgerpresse angeheizte Euphorie herrschte zunächst weitgehende Zustimmung zum Krieg vor. Die breite Opferbereitschaft zeigte sich in hohen Beträgen, für die Erfurter bei den Kriegsanleihen zeichneten. Insgesamt konnte die Erfurter Reichsbankstelle zwischen 1914 und 1917 Anleihen von rund 257 Mio. Mark abwickeln. Symbol nationaler Opferbereitschaft war der „eiserne Landsturmmann“ in der Eingangshalle des Stadtmuseums. Jeder Kriegswohlfahrts-Spender durfte einen Nagel in die überlebensgroße Holzfigur einschlagen. Die Siegeszuversicht drückte sich ebenso in der pompösen Feier von militärischen Erfolgen und nationalen Feiertagen aus. Am 5. Dezember 1915 stellte man triumphierend zwei französische Beutegeschütze auf dem Fischmarkt auf. Der Optimismus wurde auch durch das 1914 errichtete französische Kriegsgefangenenlager mit bis zu 15.000 Insassen am Johannesplatz genährt.
In dieser Haltung des selbstbewussten, opferreichen Kampfes „gegen eine Welt voll Feinden“ lagen zugleich die Wurzeln des für die Weimarer Republik prägenden bitteren Gefühls, an eine bösartige Übermacht ausgeliefert zu sein. Weiterhin äußerte sich der überspannte Nationalismus in der radikalen Ablehnung alles Ausländischen. 1915 wies der Magistrat die Behörden an, alle fremdsprachlichen Bezeichnungen zu ersetzten. Diesem Vorbild folgten auch die Bürger. So wurde aus dem Fußballverein FC Britannia der VfB Erfurt. Mit dem schleichenden Stimmungswandel wirkten die staatstragenden Kräfte im Bürgertum zusammen mit den Behörden der Kriegsmüdigkeit entgegen. Der Anzeiger vertrat bis zum bitteren Ende die Position des Siegfriedens und suggerierte durch Meldungen von „Glänzenden Abwehrschlachten“ und Erfolgen im „Tauchbootkrieg“ ein falsches Bild. Deutschland und seine Hauptverbündeten Österreich-Ungarn und Osmanisches Reich waren der von Frankreich, Großbritannien, Rußland und den USA (seit 1917) geführten Entente längst materiell und strategisch unterlegen. Als auch das Ausscheiden des revolutionären Rußlands aus dem Krieg und die große deutsche Offensive an der Westfront im Frühjahr 1918 keine entscheidende Wende mehr brachten, war der Krieg für die Mittelmächte nicht mehr zu gewinnen, ohne dass man sich dies in der Heimat eingestanden hätte.
Die kompromisslos nationalistsiche Haltung wurde auch in den Aktivitäten der bürgerlichen Honoratioren deutlich. Die Stadträte Louis Wehmeyer, Rudolf Walther und Walter Jacobi, Polizeibauinspektor Ludwig Boegl, Regierungsbaumeister Otto Höckh, Stadtarchivar Alfred Overmann und Gymnasialdirektor Johannes Biereye gehörten beispielsweise zu den Unterzeichnern einer Eingabe an den Reichstag vom 15. Dezember 1915, in der die Freigabe der Kriegszieldiskussion und erhebliche Annexionen gefordert wurden. 1916 erhob der „Unabhängige Ausschuss für einen deutschen Frieden“ noch weitgehendere Forderungen. In Erfurt bestand eine aktive Ortsgruppe des Ausschusses unter Archivar Overmann, zugleich trug der Aufruf „An das deutsche Volk“ vom 23. August 1916 die Unterschrift des Erfurter Superintendenten Gerhard Fischer. Die evangelische Kirche gehörte im Weltkrieg zu den wichtigsten Trägern der Massenmobilisierung für Kaiser und Reich, was im Lutherjahr 1917 in der Haltung gipfelte: „Krieg und Lutherlied, Gott hat sie zusammengefügt.“ Auch die im August 1917 gegründete Deutsche Vaterlandspartei fand in Erfurt breiten Zulauf.
Große Teile des Erfurter Bürgertums blieben also bis in die Schlussphase des Krieges ihren nationalistischen Ansprüchen und der alten Ordnung verpflichtet. Für die Nachkriegsentwicklung war diese Grundhaltung von erheblicher Bedeutung. Die Ablehnung demokratischer Reformen und gesellschaftlicher Veränderungen sowie die Übertragung der Verantwortung für die Kriegsniederlage an „Umsturz“ und Republik bildeten die Grundpfeiler rechtsbürgerlichen Denkens in der Weimarer Republik. Andererseits hatte für große Teile des Bürgertums mit dem Krieg ein sozialer Abstieg eingesetzt, durch den sie ihre Bürgerlichkeit bedroht sahen, für den sie einen Schuldigen suchten und den zu bekämpfen sie von ihren politischen Eliten erwarteten.
Im November 1918 wurde Erfurt rasch von der revolutionären Welle erfasst, die in den Marinehäfen Kiel und Wilhelmshaven ihren Ausgangpunkt hatte. Die Matrosen hatten sich dem sinnlosen Befehl widersetzt, zu einer letzten Schlacht gegen die überlegene britische Flotte auszulaufen. Am 9. November erreichte die Revolution Berlin, wo der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die Republik ausrief und sein Parteivorsitzender Friedrich Ebert Reichskanzler wurde. Die Monarchie war gestürzt, SPD und USPD übernahmen in Form des Rates der Volksbeauftragten die Staatsführung. Noch aber schien offen, welchen Weg die Entwicklung in Deutschland nehmen würde – den einer demokratischen Republik oder den einer Räterepublik (Sowjetrepublik) nach russischem Vorbild, wie sie die äußerste Linke unter dem Spartakusbund bzw. der am 1. Januar 1919 gegründeten KPD anstrebte.
Keimzellen der Erhebung in Erfurt waren die Belegschaften der großen Metall- und Rüstungsbetriebe sowie die Garnison. Bis zuletzt blieben die lokalen Spitzen von Gewerkschaften und Sozialdemokratie bemüht, den drohenden gewaltsamen Umsturz zu verhindern. Noch einen Tag vor Beginn des Aufstandes warnten sie in einer Versammlung vor dem „revolutionären Umschwung“ und drangen auf einen „legalen Weg“ der Umgestaltung von Staat und Gesellschaft. Die Unzufriedenheit der Arbeiterschaft war aber nicht mehr zu kanalisieren und entlud sich nunmehr in offener Auflehnung. Am Nachmittag des 8. November begannen zuerst die Arbeiter der Maschinenfabrik Hagans in Ilversgehofen und der Gewehrfabrik im Brühl in Anknüpfung an die Kieler Ereignisse den Ausstand. Von Arbeitern weiterer Betriebe begleitet, zogen sie durch die Stadt und sammelten sich am Abend im Tivoli. In der Nacht wurde ein Arbeiterrat gebildet. Von der Erhebung wurde auch die Garnison mitgerissen. Es kam zu Verbrüderungen von Arbeitern und Soldaten, letztere trugen rote Bänder oder Schleifen an ihrer Uniform und verweigerten Offizieren den Gehorsam. In der Nacht zum 9. November bildeten die Soldaten des Artillerie-Regimentes in der Rudolfstraße einen Soldatenrat, das Infanterie-Regiment auf dem Petersberg schloss sich an. Wenig später erfasste die Rebellion auch die Jäger in Daberstedt. Am Morgen besetzte man schließlich die Kommandantur am Anger und entwaffnete alle Offiziere. Der Soldatenrat nahm Kontakt zum Arbeiterrat auf.
Am Morgen des 9. November hatte der Streik die Arbeiterschaft nahezu aller Betriebe erfasst, lediglich die Eisenbahner und Stadtwerker hielten die Versorgung der Stadt aufrecht. Bis 10 Uhr versammelte sich auf dem Friedrich-Wilhelms-Platz (Domplatz) laut Tribüne eine „nach mehreren Tausenden zählende Menschenmenge“. Vor dieser imposanten Kulisse verkündete der Arbeiter- und Soldatenrat (ASR) die Ziele der Revolution, bemühte sich aber auch weiter um eine Beruhigung der Situation. Am Ende wurde ein Aufruf verlesen, dem die Menge begeistert zustimmte. Als Ziel steckte sich darin der ASR, umgehend „mit Regierung und Stadtverwaltung in Verbindung zu treten, um die Kontrolle über den gesamten Verwaltungsapparat übernehmen zu können“. Unter Ansprache der „Arbeiter und Bürger Erfurts“ betonte man, die schwere Zeit gemeinsam bewältigen zu wollen, garantierte die „strengste Ordnung“ sowie „die Sicherheit der Person und des Eigentums“. Die Bürger forderte man auf, vertrauensvoll am Aufbau „wahrer Demokratie in Staat und Gemeinde“ mitzuwirken.
Diese Haltung hatte in der siegessicheren und auf Frieden hoffenden Arbeiterschaft Zustimmung gefunden. Viele Arbeiter sahen die Revolution auf einem guten Wege, da nicht nur die Monarchie gestürzt worden war, sondern auch alte sozialistische Forderungen wie der Achtstundentag umgesetzt wurden. Sie vertrauten ihrem Rat, an dessen Spitze mit Paul Reißhaus die Vaterfigur der Erfurter Sozialdemokratie stand. Der ASR machte sich noch am 9. November an die Festigung seiner Stellung. Zunächst verpflichtete man Magistrat und Oberbürgermeister Schmidt, alle wichtigen Entscheidungen dem Rat vorzulegen und ließ Reißhaus und Richard Friedrich (SPD) als Magistratsmitglieder kooptieren. Danach sprach eine Abordnung beim preußischen Regierungspräsidenten August Graf von Pückler im Regierungsgebäude am Hirschgarten vor, der sich bereit erklärte, zwei Delegierten Einblick in die wichtigsten Vorgänge zu gewähren. Auch das Garnisonskommando am Anger war mit seiner Kontrolle notgedrungen einverstanden. In dieser Stellung einer kaum eingreifenden Oberaufsicht wurde der Rat durch die Erlasse der neuen sozialistischen Regierung Preußens bestärkt. Forderungen linksradikaler Kreise, Stadtrat und Oberbürgermeister abzusetzen, Offiziere zu inhaftieren u.ä. wies er klar zurück.
Der ASR legte in der Folge auf Zusammenarbeit mit den Behörden und Bürgern großen Wert, ergriff vertrauensbildende Maßnahmen, indem etwa der Rundgang der Regierungswache auf die Bankhäuser Ullmann, Stürcke und Friedemann ausgedehnt wurde. Am 28. November vom Tivoli ins Regierungsgebäude umgezogen, erhielt der Rat ebenso wie die 50 Mann starke Volkswehr seine Mittel von der Staatskasse. Endgültig in seiner Haltung bestätigt sah sich der Rat durch die Entscheidung des Berliner Reichsrätekongresses vom 19. Dezember 1918 für die Wahlen zur Nationalversammlung und damit für eine demokratische Republik. Gegen langsam sich regenden Widerstand im linken Lager bekräftigte der ASR eine Woche vor den Wahlen am 12. Januar 1919 vor 10.000 Demonstranten auf dem Domplatz sein Bekenntnis zur Nationalversammlung und gegen jegliche „Gewaltherrschaft“. Dies nötigte selbst Regierungspräsident von Pückler Anerkennung ab, war es doch so gelungen, „die Stadt Erfurt bisher vor größeren Unruhen und Gewaltakten zu schützen“.
Aus: Steffen Raßloff: Bürgerkrieg und Goldene Zwanziger. Erfurt in der Weimarer Republik. Erfurt 2008. S. 27-42.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt