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Version vom 28. Dezember 2013, 11:23 Uhr

Friedrich Wilhelm Ritschl

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (28.12.2013)


Ein großer Philologe

DENKMALE IN ERFURT (130): Der Sprachforscher Friedrich Wilhelm Ritschl besuchte das Erfurter Gymnasium und wohnte in der Augustinerstraße.


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2011 konnte das Erfurter Evangelische Ratsgymnasium sein 450. Gründungsjubiläum begehen. Aus diesem Anlass warf man mit zahlreichen Veranstaltungen und einer Festschrift einen Rückblick. Deutlich wurde dabei, dass spätestens mit der endgültigen Schließung der Universität 1816 das Gymnasium, damals noch das einzige in Erfurt, zur ranghöchsten und angesehensten Bildungseinrichtung der Stadt geworden war. Natürlich standen dabei auch die bekannten Absolventen der Lehranstalt im Blickpunkt, zu denen mit Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst sogar ein späterer Reichskanzler gehörte. Für die Epoche als Königlich-Preußisches Gymnasium mit humanistischer Ausrichtung seit 1820 zählte zu diesem illustren Kreis zweifellos auch der klassische Philologe Friedrich Wilhelm Ritschl (1806-1876).

Geboren wurde Ritschl am 6. April 1806 als Sohn des evangelischen Pfarrers Friedrich Ludwig Ritschl im wenige Kilometer nordwestlich von Erfurt gelegenen Großvargula, über Jahrhunderte ein wichtiger Bestandteil des Landgebietes der Mittelaltermetropole. Das Ortswappen von Vargula, ein schwarzes Rad auf silbernem Grund, findet sich so auch auf dem großen Erfurter Stadtwappen, wie es etwa im Innenhof des Rathauses und in dessen Festsaal zu sehen ist. Später zogen die Ritschls nach Erfurt in die Augustinerstraße 11. Dort erinnert eine Gedenktafel an „das Elternhaus des großen Philologen“ direkt neben dem Eingang zum Augustinerkloster. Bis zum Umzug der Familie nach Wittenberg besuchte Ritschl nun die Eliteschmiede der Erfurter Bürgerschaft, in der die Vermittlung der antiken Sprachen Griechisch und Latein sowie humanistisches Bildungsgut im Mittelpunkt standen. Hier legte er das Fundament für seine spätere rasante Karriere als einer der angesehensten Philologen seiner Zeit.

Ritschl studierte ab 1825 Philologie an den Universitäten Leipzig und Halle. In Halle legte er bereits 1829 die Promotion zum Dr. phil. ab und wurde prompt zum Professor berufen. Es folgten hierauf mit Breslau (1833–39), Bonn (1839–65) und Leipzig (1865–76) weitere Stationen an renommierten Universitäten. Einen besonderen Ruf hat sich Ritschl dabei als Begründer der „Bonner Schule“ der klassischen Philologie gemacht. Diese legte einen Schwerpunkt auf die Textkritik. Hierbei ging es um die möglichst genaue Rekonstruktion der ursprünglichen Textform der antiken Autoren, die oft auf vielfach verschlungen Pfaden über das Mittelalter bis in die Gegenwart gelangt waren. Ritschl erforschte unermüdlich die Grundlagen des Altlateins und legte zahllose Publikationen über Sprache, Kultur und Schriftsteller der griechisch-römischen Antike vor.


Literaturtipp:

Steffen Raßloff: 100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten. Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt