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Version vom 12. Oktober 2013, 08:12 Uhr
Skulpturenpark egapark
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (12.10.2013)
Mehr als sozialistischer Realismus
DENKMALE IN ERFURT (119): Der Skulpturenpark gehört zu den jüngeren Attraktionen des egaparks und bietet zugleich Einblicke in eine vergangene Kulturepoche.
1961 eröffnete die Internationale Gartenbauausstellung „iga `61“ als Leistungsschau der sozialistischen Länder. Wegen des großen Erfolgs wurde die Schau verstetigt und eroberte sich sofort einen festen Platz im Herzen der Erfurter. Viele von ihnen hatten im Nationalen Aufbauwerk (NAW) an der Gestaltung dieser größten Gartenschau im Ostblock mitgewirkt. Weit über die Ausstellungsfunktion hinaus diente die iga, aus der der egapark hervor ging, als Naherholungszentrum. Bis heute ist trotz so mancher Neuerung der Charakter der Anlage aus den 1960er Jahren erhalten geblieben. Zum Konzept des renommierten Gartenarchitekten Reinhold Lingner gehörte auch die Einbeziehung zeitgenössischer Kunst, insbesondere von Skulpturen führender DDR-Künstler.
Etwa 70 solcher Skulpturen gibt es heute im egapark. Viele von ihnen sind entsprechend ihrer Entstehungszeit im Stil des sozialistischen Realismus gehalten. So steht etwa der „lesende Arbeiter“ für die Emanzipation der arbeitenden Bevölkerung im Bildungswesen. Andere Skulpturen setzen Arbeiter und Bauern heroisch als neue herrschende Klasse ins Bild. Große Hoffnung setzte die SED-Führung auch auf die Jugend. Beispielhaft hierfür kann man die Skulptur einer jungen Frau von Walter Arnold (1909-1979) ansehen, der dieser den programmatischen Titel „Jugend – Baumeister der DDR“ gab. Arnold galt als einer der „Wegbereiter der sozialistischen realistischen Kunst in der DDR“, so ein Katalog von 1982. In der kraftvollen jungen Landarbeiterin soll die Zukunftshoffnung auf eine bessere Gesellschaft nach den Grauen von Nationalsozialismus und Krieg zum Ausdruck kommen. Sie steht seit 1961 auf dem Gelände rund um die Cyriaksburg.
Nach 1989 hatte hierzulande so mancher Probleme mit der politisierten DDR-Kunst. Denkmale und Kunstwerke verschwanden aus dem öffentlichen Raum, Kunstausstellungen blieben ihr verwehrt oder behandelten sie abwertend. Im egapark ist man einen anderen Weg gegangen. Im 2008 eröffneten Skulpturenpark vor dem Gartenbaumuseum hat man 20 der bedeutendsten Objekte versammelt. Auch Walter Arnolds junge Landarbeiterin hat dort ihren Platz gefunden. Hier ergibt sich ein reizvoller Kontrast von Kunst und Natur, wobei die gärtnerische Gestaltung die einzelnen Kunstwerke durch abgegrenzte „Atelierräume“ hervorhebt. Schnell wird dem Betrachter auch die Spannweite der DDR-Kunst deutlich. Zu den Lieblingen mittlerweile mehrerer Generationen junger Besucher gehört etwa neben anderen Tierfiguren das Shetlandpony von Heinrich Drake. Sonderausstellungen zeitgenössischer Künstler sorgen zudem für Abwechslung.
Siehe auch: iga / egapark, Geschichte der Stadt Erfurt