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Version vom 4. Mai 2013, 08:14 Uhr
Dom St. Marien
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (04.05.2013)
Die Stadtkrone
DENKMALE IN ERFURT (96): Der Dom ist das markanteste Kulturdenkmal der einstigen Mittelaltermetropole Erfurt.
In Erfurt lässt sich wie in kaum einer anderen Stadt dieser Größenordnung das Mittelalter auf Schritt und Tritt erleben. Die große, im Zweiten Weltkrieg weitgehend unzerstörte Altstadt ist in der Sprache der Touristiker ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Schon Luther hob dabei die vielen Kirchtürme der „Erfordia turrita“ hervor. Als Stadtkronen galten zum einen das Ensemble von Mariendom und Severikirche auf dem Domhügel sowie die Kirche St. Peter und Paul auf dem Petersberg. Das imposante romanische Bauwerk der Peterskirche wurde jedoch vor 200 Jahren während der Befreiungskriege im November 1813 stark beschädigt und anschließend von den Preußen auf den heutigen Torso zurückgebaut. So bildet der Dom seither den unumschränkten Blickfang über den Dächern des alten Erfurt.
Als herausragendes Denkmal mittelalterlicher Sakralbaukunst kann man den Dom wie ein Lehrbuch der Architekturgeschichte lesen. An Stelle eines frühen Vorgängerbaus, der möglicherweise vom Missionar Bonifatius schon 725 als erste Kirche Erfurts veranlasst worden war, entstand von 1154 bis 1182 der romanische Dom. Hieran erinnern noch die Türme mit ihren Rundbogenfenstern. Beim Bau fand man die Gebeine der Heiligen Adolar und Eoban, Gefährten von Bonifatius, die im Dom beigesetzt und fortan als Schutzpatrone verehrt wurden. Im Spätmittelalter, der absoluten Blütezeit Erfurts, erhielt der Dom weitgehend seine heutige Form. 1329 wurde der Domhügel in Richtung Domplatz durch künstliche Aufschüttungen und Steinbögen (Kavaten) erweitert. Hierauf entstand von 1349 bis 1372 der Hohe Chor. 1330 hatte man das reich verzierte Triangelportal angelegt. Von 1455 bis 1465 entstand das spätgotische Langhaus. Zudem besaß und besitzt die größte Kirche Erfurts zahlreiche wertvolle Kunstwerke. Mit der 1497 gegossenen „Gloriosa“ kann Erfurt auf die größte freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt verweisen.
Das großartige Kulturdenkmal erklärt sich auch aus der Bedeutung seiner einstigen Hausherren. Als Kollegiatstift St. Marien beherbergte der Dom mit seinen Nebengebäuden hochangesehene Stiftsherren. Diese bildeten als Weltgeistliche ein Stiftskapitel, ohne wie Mönche unter einer strengen Ordensregel zu leben. Die heutige Kathedrale des katholischen Bistums Erfurt blieb bis ins frühe 19. Jahrhundert Sitz dieses Stiftes. Während der Reformationszeit und nochmals während des Dreißigjährigen Krieges konnte sich die protestantische Mehrheit der Erfurter nur kurzzeitig Zugang zum Dom verschaffen. Dieser gilt gleichwohl auch als Lutherstätte, hat der spätere Reformator doch hier 1507 seine Priesterweihe erhalten und als Theologie-Dozent gewirkt.