Kreisreform Thüringen Geschichte: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 26. Februar 2013, 14:20 Uhr

Kreisreform in Thüringen

Kreisreform und Landesgeschichte

Die künftigen Großkreise in Thüringen verbinden meist zahlreiche historische Gebiete

Die allmählich klarere Konturen annehmende Kreisreform für den Freistaat Thüringen hat in den letzten Wochen für viele Diskussionen gesorgt. In erster Linie geht es dabei um effizientere Verwaltung und Einsparpotenzial, um Befürwortung oder Ablehnung größerer Kreise. Die historische Komponente kam bisher kaum zur Sprache, obwohl dies für die Menschen vor Ort durchaus eine wichtige Rolle spielt. Dass das regionale Geschichtsbewusstsein im einstigen „Musterland der Kleinstaaterei“ entsprechend kleinteilig angelegt ist, versteht sich von selbst. Schon die jetzigen Landkreise verbinden in den meisten Fällen historische Territorien verschiedener Herkunft. Umso mehr muss dies für die konzipierten Großkreise der Zukunft gelten. Nur in einigen wenigen Fällen würden diese noch auf einen ehemaligen Kleinstaat zurückgehen.

Am ehesten wäre dies noch beim Weimarer Land der Fall, das den Kernbereich des einstigen Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach ausmacht. Allerdings würde selbst dieser relativ homogene Kreis weit in einst preußisches Gebiet des heutigen Kreises Sömmerda herein reichen. Zumindest einen erkennbaren historischen Schwerpunkt hätten jene zwei Kreise aufzuweisen, die an die einstigen Herzogtümer Sachsen-Gotha und Sachsen-Meiningen anknüpfen. Der vergrößerte Kreis Gotha würde freilich mit dem Ilmkreis einstige schwarzburgische (Arnstadt) und weimarische (Ilmenau) Territorien umschließen. In Südthüringen kämen zum meiningischen Gebiet u.a. die preußischen Ländereien um Suhl und Schleusingen hinzu. Der vergrößerte Wartburgkreis enthielte weimarische, meiningische und preußische (Schmalkalden) Gebiete. Die beiden ostthüringischen Großkreise schließlich würden zum Sammelbecken eines halben Dutzend historischer Herrschaften der Reußen (Gera, Greiz), Wettiner (Altenburg) und Schwarzburger (Rudolstadt).

Bei der Neustrukturierung auf die einstigen Kleinstaaten Rücksicht zu nehmen, ist also kaum möglich. Aber man sollte doch auf Befindlichkeiten und historisch gewachsene Verbindungen in den Regionen eingehen, wenn die neuen Großkreise im Bewusstsein ihrer Bewohner Wurzeln schlagen sollen. Das scheint beim jetzigen Konzept in einigen Fällen nicht ausreichend Berücksichtigung gefunden zu haben. Besonders in Nordthüringen geht man an solchen Gemeinsamkeiten vorbei. Statt der beiden geplanten Kreise Eichsfeld/Nordhausen und Unstrut-Hainich/Kyffhäuser gäbe es vielmehr Anknüpfungspunkte in einer anderen Kombination: Die bis 1945 preußischen Kreise Eichsfeld und Unstrut-Hainich besitzen nicht nur viele historisch-konfessionelle Gemeinsamkeiten, sondern auch aktuelle gemeinsame Interessen wie den Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal. Die Zusammenarbeit von Theater Nordhausen und Loh-Orchester Sondershausen steht als ein Beispiel für die engen Kontakte zwischen den Kreisen Nordhausen und Kyffhäuser. Soll zusammen wachsen, was zusammen gehört, müsste die kommende Kreisgebietsreform auch auf solche historisch-kulturellen Aspekte Rücksicht nehmen.