Gutenberg Gymnasium Denkmal Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen
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Wie kann man an ein Ereignis wie den Amoklauf eines Schülers am Erfurter Gutenberg-Gymnasium angemessen erinnern? Auch nunmehr bald zehn Jahre nach den unglaublichen Vorkommnissen fällt die Antwort auf diese Frage schwer. Am Vormittag des 26. April 2002 war Erfurt in den Fokus der Weltmedien gerückt. Der 19-jährige Robert Steinhäuser hatte zwölf Lehrer, eine Sekretärin, zwei Schüler und einen Polizisten erschossen. Anschließend tötete er sich selbst. Steinhäuser hatte bis Oktober 2001 das Gymnasium besucht und war wegen eines gefälschten Arztattestes von der Schule verwiesen worden. Als ein mögliches Motiv wird deshalb der fehlende Schulabschluss gemutmaßt, da es in Thüringen zu diesem Zeitpunkt noch keinen der mittleren Reife vergleichbaren Abschluss nach der 10. Klasse gab. | [[Datei:Gutenbergnetz.jpg|300px|right]]Wie kann man an ein Ereignis wie den Amoklauf eines Schülers am Erfurter Gutenberg-Gymnasium angemessen erinnern? Auch nunmehr bald zehn Jahre nach den unglaublichen Vorkommnissen fällt die Antwort auf diese Frage schwer. Am Vormittag des 26. April 2002 war Erfurt in den Fokus der Weltmedien gerückt. Der 19-jährige Robert Steinhäuser hatte zwölf Lehrer, eine Sekretärin, zwei Schüler und einen Polizisten erschossen. Anschließend tötete er sich selbst. Steinhäuser hatte bis Oktober 2001 das Gymnasium besucht und war wegen eines gefälschten Arztattestes von der Schule verwiesen worden. Als ein mögliches Motiv wird deshalb der fehlende Schulabschluss gemutmaßt, da es in Thüringen zu diesem Zeitpunkt noch keinen der mittleren Reife vergleichbaren Abschluss nach der 10. Klasse gab. | ||
Der „Amoklauf von Erfurt“ mit 17 Todesopfern war der erste durch einen Schüler verübte Gewaltakt dieser Dimension an einer Schule in Deutschland. Es folgten überwältigende Zeichen der Anteilnahme. Genau eine Woche nach der Tat fand am Freitag, dem 3. Mai auf dem Domplatz eine Gedenkfeier für die Opfer statt. Der damalige Bundespräsident Johannes Rau und Oberbürgermeister Manfred O. Ruge gedachten vor über 100.000 Menschen den Opfern der Bluttat. Dass Rau auch den Täter in das Gedenken einschloss, war dabei nicht unumstritten. In der Folgezeit gab es einige politische Maßnahmen wie die Verschärfung des Jugendschutzgesetzes und des Waffenrechtes. Auch legen seit 2004 alle Gymnasiasten in Thüringen nach der 10. Klasse eine realschulähnliche Prüfung ab, genannt „Besondere Leistungsfeststellung“. | Der „Amoklauf von Erfurt“ mit 17 Todesopfern war der erste durch einen Schüler verübte Gewaltakt dieser Dimension an einer Schule in Deutschland. Es folgten überwältigende Zeichen der Anteilnahme. Genau eine Woche nach der Tat fand am Freitag, dem 3. Mai auf dem Domplatz eine Gedenkfeier für die Opfer statt. Der damalige Bundespräsident Johannes Rau und Oberbürgermeister Manfred O. Ruge gedachten vor über 100.000 Menschen den Opfern der Bluttat. Dass Rau auch den Täter in das Gedenken einschloss, war dabei nicht unumstritten. In der Folgezeit gab es einige politische Maßnahmen wie die Verschärfung des Jugendschutzgesetzes und des Waffenrechtes. Auch legen seit 2004 alle Gymnasiasten in Thüringen nach der 10. Klasse eine realschulähnliche Prüfung ab, genannt „Besondere Leistungsfeststellung“. | ||
Hiermit ist aber nur das Äußere der Ereignisse und Folgen umschrieben. Was der 16-fache Mord an persönlichem Leid erzeugt hat, lässt sich bestenfalls erahnen. Und so hat man sich auch entschlossen, bei der öffentlichen Würdigung der Opfer deren persönliches Andenken in den Mittelpunkt zu stellen. Seit dem 26. August 2005 befindet sich eine Gedenktafel an der Fassade der großzügig umgebauten Schule. Dem Datum 26. April 2002 folgen „im Gedenken“ die 16 Namen der Opfer. Der Schriftzug „Verbunden mit der Hoffnung auf eine Zukunft ohne Gewalt“ sollte freilich nur knapp vier Jahre später traurige Aktualität bekommen: Am 11. März 2009 wurden in Winnenden 15 Menschen beim Amoklauf an der Albertville-Realschule jäh aus dem Leben gerissen. Dies macht deutlich, dass neben dem Gedenken an die Opfer auch die weitere Forschung nach den Ursachen für solche Bluttaten sehr wichtig ist. | Hiermit ist aber nur das Äußere der Ereignisse und Folgen umschrieben. Was der 16-fache Mord an persönlichem Leid erzeugt hat, lässt sich bestenfalls erahnen. Und so hat man sich auch entschlossen, bei der öffentlichen Würdigung der Opfer deren persönliches Andenken in den Mittelpunkt zu stellen. Seit dem 26. August 2005 befindet sich eine Gedenktafel an der Fassade der großzügig umgebauten Schule. Dem Datum 26. April 2002 folgen „im Gedenken“ die 16 Namen der Opfer. Der Schriftzug „Verbunden mit der Hoffnung auf eine Zukunft ohne Gewalt“ sollte freilich nur knapp vier Jahre später traurige Aktualität bekommen: Am 11. März 2009 wurden in Winnenden 15 Menschen beim Amoklauf an der Albertville-Realschule jäh aus dem Leben gerissen. Dies macht deutlich, dass neben dem Gedenken an die Opfer auch die weitere Forschung nach den Ursachen für solche Bluttaten sehr wichtig ist. |
Version vom 21. Januar 2012, 09:16 Uhr
Gedenktafel Gutenberg Gymnasium
Beitrag aus der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (2012)
Im Gedenken
DENKMALE IN ERFURT (29): Vor zehn Jahren wurde Erfurt zum Schauplatz einer unglaublichen Gewalttat, an die eine Gedenktafel am Gutenberg-Gymnasium erinnert.
Wie kann man an ein Ereignis wie den Amoklauf eines Schülers am Erfurter Gutenberg-Gymnasium angemessen erinnern? Auch nunmehr bald zehn Jahre nach den unglaublichen Vorkommnissen fällt die Antwort auf diese Frage schwer. Am Vormittag des 26. April 2002 war Erfurt in den Fokus der Weltmedien gerückt. Der 19-jährige Robert Steinhäuser hatte zwölf Lehrer, eine Sekretärin, zwei Schüler und einen Polizisten erschossen. Anschließend tötete er sich selbst. Steinhäuser hatte bis Oktober 2001 das Gymnasium besucht und war wegen eines gefälschten Arztattestes von der Schule verwiesen worden. Als ein mögliches Motiv wird deshalb der fehlende Schulabschluss gemutmaßt, da es in Thüringen zu diesem Zeitpunkt noch keinen der mittleren Reife vergleichbaren Abschluss nach der 10. Klasse gab.
Der „Amoklauf von Erfurt“ mit 17 Todesopfern war der erste durch einen Schüler verübte Gewaltakt dieser Dimension an einer Schule in Deutschland. Es folgten überwältigende Zeichen der Anteilnahme. Genau eine Woche nach der Tat fand am Freitag, dem 3. Mai auf dem Domplatz eine Gedenkfeier für die Opfer statt. Der damalige Bundespräsident Johannes Rau und Oberbürgermeister Manfred O. Ruge gedachten vor über 100.000 Menschen den Opfern der Bluttat. Dass Rau auch den Täter in das Gedenken einschloss, war dabei nicht unumstritten. In der Folgezeit gab es einige politische Maßnahmen wie die Verschärfung des Jugendschutzgesetzes und des Waffenrechtes. Auch legen seit 2004 alle Gymnasiasten in Thüringen nach der 10. Klasse eine realschulähnliche Prüfung ab, genannt „Besondere Leistungsfeststellung“.
Hiermit ist aber nur das Äußere der Ereignisse und Folgen umschrieben. Was der 16-fache Mord an persönlichem Leid erzeugt hat, lässt sich bestenfalls erahnen. Und so hat man sich auch entschlossen, bei der öffentlichen Würdigung der Opfer deren persönliches Andenken in den Mittelpunkt zu stellen. Seit dem 26. August 2005 befindet sich eine Gedenktafel an der Fassade der großzügig umgebauten Schule. Dem Datum 26. April 2002 folgen „im Gedenken“ die 16 Namen der Opfer. Der Schriftzug „Verbunden mit der Hoffnung auf eine Zukunft ohne Gewalt“ sollte freilich nur knapp vier Jahre später traurige Aktualität bekommen: Am 11. März 2009 wurden in Winnenden 15 Menschen beim Amoklauf an der Albertville-Realschule jäh aus dem Leben gerissen. Dies macht deutlich, dass neben dem Gedenken an die Opfer auch die weitere Forschung nach den Ursachen für solche Bluttaten sehr wichtig ist.